RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Ich merkte, dass etwas Calum schwer auf dem Herzen lag. Er zögerte ein wenig, lächelte dieses bittere Lächeln, wenn man eigentlich nichts zu Lächeln hatte, aber trotzdem stark sein wollte. Ich kommentierte es nicht, wollte Calum nicht verunsichern. Ich saß einfach nur still da und wartete, bis er so weit war, zu sprechen. Wenn er so weit war, würde er schon kommen, und ich hoffte, dass er wusste, dass er bei mir in Sicherheit war. Das war er immer und würde er immer sein.
Und so war es auch, und er fing an, zu erzählen. Er war bei Caradoc gewesen, als dieser starb. Kurz schlug mein Herz schmerzhaft schneller, als ich mir vorstellte, dass er dort gewesen war, als die Römer kamen und alle hatten fliehen müssen. Ich hätte wirklich da sein müssen, wenn schon nicht um Caradocs willen, dann aber um Calums willen. Er hätte an diesem Tag nicht allein sein sollen. Und auf meinen gewissen lag nun ein Stein aus schneidendem Eis, groß und schwer und kalt. Aber im Moment ging es nicht um mich, sondern um meinen kleinen Bruder, der mich brauchte. Also war ich da und hörte zu, was er zu sagen hatte. Auch wenn mein Kiefer kurz mahlte und mein Nacken sich verspannt anfühlte und meine Hände sich einmal zu Fäusten schlossen, ehe sie sich wieder öffneten.
“Mir hat er auch mal etwas prophezeit, als ich noch jünger war“, sagte ich sanft und ernst gleichzeitig. “Als ich elf war und wütend, dass Cathbard meine Haare alle hat ausfallen lassen wegen diesem Mittel… du erinnerst dich sicher. Ich würde es nie vergessen, und die anderen hatten Wochenlang ihren Spaß wegen meiner Glatze gehabt. “Ich wollte abhauen. Einfach weg. Hatte die Schnauze voll. Caradoc hat mich erwischt und mit mir geredet. Hat mir ins Gewissen geredet, dass ich euch nicht allein lassen darf.“ Ich zog die Beine etwas an und stieß mit meinem Knie Calum etwas an, um ihn mit dieser kleinen Geste etwas aufzumuntern. “Er sagte mir voraus, dass ich irgendwann das Schicksal der Druiden erfüllen würde.“ Naja, eigentlich hatte er gesagt, er hätte von einem roten Fuchs auf einem Feld aus Feuer geträumt, und dass dieser Fuchs ich sein würde, oder irgend so etwas. Ich hatte es mir nicht genau gemerkt. “Und schau mich an. Ich bin ein miserabler Druide.“ Ich versuchte mich an einem schiefen Lächeln, um Calum aufzumuntern.
“Was ich damit sagen will: Vielleicht hat er sich geirrt?“ Ich stieß Calum nochmal leicht an und zog ihn dann nochmal leicht an mich, um ihm durch die Haare zu wuscheln, in der Hoffnung, dass es ihn aufmuntern würde. “Wenn du Angst vor Dunduvans Reaktion auf die Botschaft hast, helfe ich dir, kleiner Bruder. Und ich glaube nicht, dass unser Leben sinnlos war. Es hat uns zusammen gebracht. Ich finde schon, dass das Sinn hat. Vielleicht nicht den, den Cathbad sich ausgedacht hat, aber ich wäre sehr traurig, wenn ich dich nie kennen gelernt hätte.“ Gut, ich wäre dann auch sehr tot, so dass ich mir wenig Gedanken darum machen müsste. Aber trotzdem.
Falke
|