RE: Ostturm - Sonnengemach Gabinia Clara
Manchmal will man das Böse nicht, und trotzdem geschieht es. Ich hatte Stella ihrer Familie entzweit, und sie litt wegen mir. Sie litt, weil sie mich liebte. Ich schwor bei Frijas Tränen, dass sie ihre Liebe zu mir niemals bereuen sollte, und dass sie immer für mich sein sollte, was sie jetzt war: Meine Fridila, meine Geliebte.
Mein Herz war schon bei Stella. Gerwina wusste das, denn sie kannte mich gut. Und da stand sie, meine Schwester, und erzählte mir, wie es ihr gelungen war, meinem Albenmädchen den Brief zuzustellen:
"Sylvana ist Stellas Leibsklavin", erwiderte ich: "Meine Tafel ist in besten Händen, denn sie ist ihrer Herrin sehr ergeben"
Die Abschiedsstunde war gekommen. Ich nahm Gerwinas Hände sachte in meine:
"Gerwina Gerlindatochter, mein Schwesterherz", sagte ich ernst: "Du weißt, dass ich nun fort muss, und dass nur die liebliche Frija, die die Liebenden beschützt, weiß, wann wir uns wieder sehen. Ich hoffe, es sind glücklichere Zeiten. Bessere Zeiten sage ich nicht, denn keine Zeit ist besser als die, in der die Schwester dem Bruder die Treue hält. Ich danke dir für alles",
ich küsste Gerwinas Stirn, und ihr Haar roch nach Gerwina, ein wenig nach frischem Moos und einer klaren Quelle im Frühling. Ich umarmte sie. Wie sehr würde ich sie vermissen. Wir waren nie getrennt gewesen, und nun würde ich auf der Flucht sein, weil ich mir eine römische Braut "raubte":
"Pass auf dich auf"
Ich würde Stella alleine holen, und Durs vor der Stadt auf uns warten. Wir ritten nicht, sondern führten Bernjan am Zügel, um seine Kräfte zu schonen. Die Nacht war finster, aber die Sterne leuchteten, und nach einer Weile hatten sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt.
Noch einmal schaute ich mich um zum Grianach, als ich unser gerade gewonnenes Zuhause verließ.
Ich hoffte, Gerwina würde uns winken.
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