RE: Convivium publicum zu Saturnalia
Ihre Reaktion war etwas weniger angetan, als ich es mir erhofft hatte. Sie winkte mir nur, neckte ein wenig, aber nicht wirklich mehr. Da war noch viel Luft nach oben. Zumindest, sollte ich mir zumindest einen Kuss erarbeiten wollen, was ich durchaus als ein sehr erstrebenswertes Ziel betrachtete. Sie hatte schöne, sanfte Lippen gehabt. Diese Lippen waren es wert, geküsst zu werden. Und ich wollte wissen, ob sie diese dunklen, unergründlichen Augen dabei schloss und zitterte. Und...
Ich sollte aufhören, zu viel darüber nachzudenken, was ich alles wissen wollte von ihr. Das lenkte mich zu sehr ab. Eigentlich wollte ich ja meine Brüder finden. Aber bei dem, was heute hier los war, musste da schon ein sehr glücklicher Zufall nachhelfen. Außerdem hatte ich Hunger und ein Bier wartete auf mich, zusammen mit der schönen Helena. Vielleicht sollte ich versuchen, sie zum Lachen zu bringen? Wenn Frauen lachten, waren sie sehr viel zugänglicher und offener, wenn man sich ihnen näherte. Außerdem war ihr Lächeln schon so schön gewesen, sicher wäre ein Lachen noch schöner.
Verdammt! Ich tat es schon wieder!
Ich seufzte und setzte meinen Weg zu dem nahen Stall fort. Als mein Pferd das Heu roch, war es schon kaum noch zu halten und wollte am liebsten gleich hineingehen. Verdenken konnte ich es ihm nicht. Ich sehnte mich auch nach einer bequemen und trockenen Bleibe und etwas zu essen. Aber erst einmal musste ich klären, ob ich überhaupt bleiben konnte.
Der Besitzer war wie ich Kelte, ein soweit ich das beurteilen konnte netter Kerl namens Alan, der die zusätzlichen Einnahmen gerne nahm. Ein bisschen Geld hatte ich noch, auch wenn ich erst einmal anbot, stattdessen morgen früh den Stall einmal auszumisten. Er wollte es sich überlegen, aber wenn ich nichts anderes finden würde, könnte cih sogar bei meinem Pferd übernachten. Ein Bett würde ich vorziehen, aber ich war dankbar für alles.
Ich rieb meinen Wallach noch gründlich mit Stroh ab, damit er einigermaßen trocken war, brachte ihm noch selber etwas Getreide und Wasser, ehe ich meine Satteltasche über die Schulter warf und mich auf den Weg zurück zum Fest machte. Ja, Alan schien nett zu sein, und wirklich was stehlenswertes hatte ich nicht in der Tasche. Aber der Grat zwischen "vertrauensvoll" und "blöde" war recht schmal, und ich tanzte sowieso schon die ganze Zeit darauf herum. Außerdem wollte ich nicht, dass jemand in meinen Sachen rumwühlte.
Ich musste mich nur kurz orientieren, bis ich den Bierstand entdeckte. So wirklich wusste ich noch immer nicht, was ich hier eigentlich grade tat. Aber ein Bier klang mehr als verlockend und würde wohl mein Budget nicht allzu sehr belasten, ebenso wie eine damit einhergehende Mahlzeit. Und ich wollte Helena ja wirklich wiedersehen.
Ich war kaum vier Schritte gegangen, als auf einmal ein Mädchen auf mich zugestürmt kam, wild kicherte und mir einen Stein in die Hand drückte. Ich schaute ein wenig ungläubig. "Danke?" sagte ich verwirrt, aber da war sie schon weg. Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter zu dem Stand, wo ich auch meine grausame Helena schon erspähte. Ich lächelte mein charmantestes Lächeln, als sie in meine Richtung sah, und beschleunigte meine Schritte. Vielleicht sollte ich ihr ein Ständchen bringen? Ich hatte eine gute Singstimme. Manchmal änderte ich Texte etwas eigenwillig ab, aber es hatte sich noch nie jemand beschwert, wenn ich sang. Im Gegenteil. Aber sie sollte mich nicht für einen Angeber halten, und wenn Cathbad Recht hatte, dann hatten Römer wenig übrig für Musik. Zumindest machten sie selbst keine, sondern ließen das ihre Sklaven erledigen. Daher könnte der Plan, sie damit zu erobern, auch grandios nach hinten losgehen. Ich überlegte also noch.
Und offenbar einen Moment zu lange, denn auf einmal kam Bewegung in die Gesellschaft und alle Mädchen rotteten sich zu einem wild gackernden
Haufen zusammen und hantierten mit einer selbstgebastelten Kette und einem Blätterkranz. Ich blieb stehen und schaute mir die Szenerie an, denn offenbar platzte ich grade in etwas größeres hinein. Mein Bier würde also wohl noch ein paar Minuten warten müssen.
Falke
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