(01-01-2023, 08:21 PM)Louarn schrieb: Oh ja, sie stand ganz sicher auf mich. Aber das störte mich grade ganz und gar nicht, im Gegenteil. Sie war wirklich hübsch, wenn sie lächelte. Und dieses Lachen! Wunderschön. Mein Lächeln wurde noch breiter und ein leichtes Grübchen erschien auf meiner Wange. “Du findest also, dass ich in den Stall gehöre?“ neckte ich zurück, aber ganz offensichtlich spaßend und nicht irgendwie beleidigt. Nein, bei diesem Spiel neckte man sich nun mal, da musste man auch mal leichte Empörung spielen, aber so, dass der andere es auf jeden Fall durchschaute. Das machte Spaß und gehörte dazu. “Helena…." Ich sagte den Namen langsam, ließ ihn mir auf der Zunge zergehen, als wäre er etwas sinnliches, das man langsam genießen musste.
“Helena, die Grausame“, neckte ich wieder und lächelte sie an. “Die arme Männer in den Stall schickt.“ Ich musste mich echt beherrschen, nicht zu lachen, weil das hier viel zu viel Spaß machte. Dass ich eigentlich rausfinden wollte, was mit meinen Brüdern war, hatte ich in dem Moment komplett vergessen.
Aber mein Pferd hatte nicht vergessen, dass es in den Stall wollte. Es schnaubte lautstark und stupste mich mit der Nase an. Freundschaftlich tätschelte ich seinen Kopf. Der Braune hatte recht.
“Bier klingt gut, Helena. Bier und Brot. Und Fleisch. Und Käse. Aber vor allen Dingen nochmal so ein schönes Lächeln.“
Ich ging los in Richtung des gewiesenen Stalls. Erst, als ich schon drei, vier Schritte gegangen war, drehte ich mich nochmal um und schenkte ihr nochmal mein charmantestes Lächeln. Vor allen Dingen wollte ich schauen, ob sie mir hinterher gesehen hatte. “Ich bin übrigens Louarn“, rief ich ihr nochmal zu. “Bis gleich, grausame Helena“, lachte ich und machte mich daran, mein Pferd im Stall unterzubringen. Dann musste ich es nur noch schnell abreiben, was nicht lange dauern sollte. Und dann konnte ich mal schauen, was der Tag so hergab.
Wie er ihren Namen aussprach, das war schon was aber für solche Tändeleien hatte sie keine Zeit. Sie sah ihm kurz nah und drehte sich dann um. Als er ihr seinen Namen nachrief hob sie nur die Hand und winkte
„Dann bis später, Louran der zu höherem strebende.“
Sie bahnte sich Ihren Weg durch die Menschen zurück zum Bierstand. Fabata sah aus, als ob sie eine Pause brauchte und Helena bekam schon ein schlechtes Gewissen.
„Tante, setz dich oder geh zurück nach Hause. Ich bleibe jetzt hier und helfe Tante Paulina. Die Männer sind auch noch da“
Sie schnappte sich einen Armvoll schnulziger Becher und krempelte sich die Ärmel hoch, um sie abzuwaschen.
„Sag mal, was anderes. Ist eigentlich noch ein Zimmer frei?“
Sie war noch hin und hergerissen, ob es eine gute Idee war, Louran im Gasthof einzuquartieren, vielleicht was der Stall wirklich der bessere Platz für ihn.
Zuerst hatte sie das mehr im Spaß gesagt, doch jetzt fand sie wäre das gar keine schlechte Idee.
Mit ihm nicht unter dem gleichen Dach zu sein wäre bestimmt besser für sie beide.
Helena verfluchte sich manchmal für ihr vieles Abwegen, warum konnte sie nicht einfach alles seinen Lauf lassen?
Sie sah sich um unter den ganzen Leuten. Ob Deimos auch hier war? Sie musste unbedingt mit ihm reden, die Weissagung war noch nicht ausgesprochen, war den alles umsonst gewesen? Sollte sie versuchen Cathbad zu erreichen?
Antonia tauchte neben ihr auf, sie hatte sich wohl von ihrem ersten Steinabenteuer erholt. „Na!“ lächelte sie sie freundlich an
„Der Medicus also. Gute Wahl. Komm nimm diese sauberen Becher und bring sie deiner Mutter.“
Die kleine wurde fast einen Kopf größer vor Stolz und tat wie ihr geheißen.