(01-01-2023, 06:40 PM)Louarn schrieb: Offenbar hatte ich das Mädchen erschreckt, denn sie starrte mich einen Augenblick lang nur an und wich dann einen Schritt zurück, um noch besser starren zu können. Mein Mundwinkel zuckte leicht, als ich mir ein Lächeln zu verkneifen versuchte. Ich kannte die Reaktion schon, wenn auch nicht von Römerinnen – was hauptsächlich daran lag, dass ich bislang keine Römerinnen kannte. Und dass sie eine sein musste, war ziemlich offensichtlich, bei ihren dunklen Locken und den genauso dunklen Augen.
Ich lächelte ehrlich dankbar und freundlich, als sie in eine Richtung zeigte und ein Gasthaus benannte. Und der Ort war für mich zwar groß, aber offensichtlich doch so klein genug, dass sie über die Belegung des Gasthauses Bescheid wusste. Oder es lag daran, dass das Gasthaus für Kelten voll war, was auch erstaunlich häufig vorkam, obwohl sie hier die Fremden waren. Aber das musste ich nicht mit ihr diskutieren, änderte ohnehin nichts. “Ich schlaf auch im Stall bei meinem Pferd, wenn die Wirtin es erlaubt“, meinte ich kompromissbereit und gut gelaunt. Mir war das nicht so wichtig, ein Bett zu haben. Nach den letzten Wochen und Monaten war alles, was einigermaßen weich und warm und trocken war, sehr willkommen. Und vielleicht ergab sich ja auch weiche und warme Gesellschaft?
Das Mädchen hier zum Beispiel. Sie war hübsch. Und ganz offensichtlich gefiel ich ihr ja auch. Sie bekam noch ein Lächeln. "Dann musst du mir aber deinen Namen verraten“, meinte ich leicht in ihre Richtung gebeugt, um ihr etwas näher zu kommen, ohne sie gleich zu bedrängen. Außerdem war sie über einen Kopf kleiner als ich. Damit es nicht zu offensichtlich flirtend klang, setzte ich nach einer kurzen Pause hinzu: “Damit ich mich auf dich berufen kann und dich nachher wiederfinde, solltest du gerade nicht am Stand sein."
Das Lächeln ließ so manches Herz schneller schlagen und auch Helena spürte ihres ganz deutlich. Sowas war ihr noch nie passiert, ein hübsches Gesicht brachte sie normalerweise nicht aus der Fassung.
„Ich bin…Helena. Im Stall ist ganz sicher noch Platz, dort bist du ganz sicher am besten aufgehoben. Wie der Herr so das Gescherr, oder umgekehrt.“ Sie lachte jetzt auch und schenkte ihm ihr Lächeln.
Sie sah ihm in die Augen, die so gar nicht zu seinem roten Haar passten. Dunkel wie ihre, etwas jungenhaft freches war in ihnen, wobei er selbst ein gestandener Mann war. Ein Krieger, da war sie sich jetzt sicher.
„Ich werde ganz sicher am Stand sein und ein Bier wird dort auch auf dich warten oder doch lieber Wasser?“ fragte sie frech in Bezug auf Stall und Pferd.
Das er sie so verwirrte ärgerte sie, doch sich mit ihm zu necken machte wiederum Spaß.
Helena war froh mal wieder auf andere Gedanken zu kommen nach dem Desaster im heiligen Hein. Der Tot des Druiden, die Weissagung die noch nicht offenbart wurde und auch ihre eigene Erfahrung als Jungfrau. Alles das hatte sie doch etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.