RE: Cantius wird verkauft
Der Sklavenhändler Mallius Mango pflegte sich nicht tot zuarbeiten. Für gewöhnlich blieb er bis Mittag auf dem Platz, verscherbelte dann diejenigen, die vom Verkauf übrig geblieben waren, an eine der Minen, die immer neue Arbeitskräfte brauchten und suchte danach die Thermen auf, um zu baden, etwas Leichtes zu essen und seine Bekannten zu treffen.
Zumindest war das sein Tagesablauf, wenn er gewöhnliche Dienstsklaven wie die keltischen Jungen verkaufte.
In seinen Augen war Cantius I keine sonderlich gute Ware. Er kam jetzt in das Alter, in dem er tüchtig essen würde, ohne dass er schon volle Manneskraft erreicht hatte. Er war Analphabet wie die meisten Kelten, aber auch wieder nicht so ansehnlich, dass ihn eine reiche Familie als jugendlichen Mundschenk bei Tisch sehen wollte. Schlaksig war er, dazu das struppige Haar und viel zu viele Sommersprossen. Wenigstens sprach er genug Latein, um Befehle ausführen zu können.
Es war warm, und Mallius Mango schwitzte. Er war schon drauf und dran, Cantius -Nummero- Uno die Hände binden zu lassen und zu seinem Minen - Mittelsmann zu treiben, da interessierte sich doch noch jemand für den Jungen.
Der Sklavenhändler wischte sich mit einem Tuch über die Stirn und bewegte sich etwas mühesam auf Claudianus Linos zu. Der war anscheinend neu in Iscalis, denn er kannte ihn nicht vom Sehen:
"Salve junger Herr, ich sehe, Du interessiert dich für Cantius. Ein gutes Auge", begann er sein Verkaufsgespräch: "Stark wie ein Ochse, aber zufrieden mit dem, was an Essen von deiner Tafel abfällt. Und er kann schon Latein, was bedeutet, dass Du ihm nicht alles mit der Peitsche einbläuen musst", er machte die entsprechende Handbewegung:
"Jung genug, um zu jeder Arbeit ausgebildet zu werden. Und nur fünfhundert Sesterze möchte ich für dieses junge Goldstück"
Der Preis war hoch, doch der Sklavenhändler ging davon aus, dass der Kunde feilschen würde. Er wäre mit viel weniger zufrieden.
Den letzten Satz von Claudianus Linos „Was aber wenn ich einen Sklaven kaufen möchte und erst am Nachmittag Zeit habe?“ hatte er noch vernommen und fügte hinzu:
"Wenn Du normalerweise nur Nachmittags Zeit hast, geschätzter Herr, so kannst du bei mir auch vorbestellen. Ich besorge, was Du möchtest. Wie wäre es beispielsweise mit einer netten, fleißigen Keltin?"
Noch rollte der Nachschub an Sklaven aus Aufständen und Kriegen; aber auch die gerne untereinander zerstrittenen britannischen Stämme pflegten Gefangene zu verkaufen. Sklaven waren eines der Haupthandelsgüter der Provinz Britannia.
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