Saturninus mochte überhaupt nicht, gleich drei Menschen unglücklich zu machen. Und als Stella ihn anfuhr, dass es ihm lieber gewesen wäre, dass sie nicht mehr lebte, das schmerzte ihn zutiefst. Aber er behielt Haltung und schüttelte nur den Kopf:
"Gewiss ist es schon seit Jahrhunderten möglich, dass zwischen Patrizier und Plebejern Heiraten stattfinden . Aber warum sollten wir Furier denn Plebejer heiraten?", sagte er.*
Es gab natürlich um den Staat verdiente, plebejische Familien, die so alteingesessen und vornehm waren wie manche Patrizier. Es gab einen Ritterstand, der sich schon längst nicht mehr als neureich begriff. Aber der Sohn eines Soldaten der Hilfstruppen, der vor einigen Jahren erst seinen Pelzumhang mit der Toga vertauscht hatte, fiel wohl nicht darunter, dachte Saturninus. Trotz ihrer eindeutig römischen Bildung: Die Gabinier waren nicht standesgemäß. Punkt.
Widerwillen musste er anerkennen, dass Gabinius sprach wie ein wahrer Römer gesprochen hätte.
Und Saturninus brachte es fertig, höflich zu lächeln:
" Ich danke Dir für dein Verständnis, Gabinius Secundus. Sei dir sicher, dass es nichts Persönliches ist. Ja, wir gehen zurück"
Er vermied, Clara anzusehen. Er wusste, dass er in ihren Augen die Wahrheit lesen würde. Wie gesagt, ihm selbst war die ganze Situation gründlich zu wider. Aber er musste dafür sorgen, dass
Gabinius und Stella sich nicht wiedersahen.
Mittlerweile war es später geworden, und Saturninus rief nach Villicus und Villica. Die beiden Freigelassenen kamen zu ihm, und er gab seine Anordnung, ohne Stella anzusehen:
"Eurer Patrona bekommt die Landluft doch nicht. Ich befehle, dass ihr den Wagen anspannt und uns noch heute nach Iscalis zurück begleitet. Ihr seid mir für Domina Stella verantwortlich"
Villica Senia wagte ein Wort: "Patron, wir haben doch noch unsere Kinder hier. Darf ich sie zuvor nach Hause bringen?"
"Das ist ein Befehl und Du hast mir als meine Freigelassene zu Diensten zu sein", fuhr Saturninus sie an:
"Ich glaube so langsam, das hier auf unserem Landgut allgemein zu lose Sitten herrschen. Vermutlich macht dein Mann von der Peitsche nicht genug Gebrauch. Deine Kinder sind bei Gabinia Clara gut genug aufgehoben"
Furiana Senia trat zu Furia Stella: "Bitte, liebe Patrona", bat sie: "Komme mit uns. Wir sollen dich nach Iscalis begleiten" , die Freigelassene hatte Tränen in den Augen. Sie war eine sanfte Person, und sie wusste nicht, warum der Patron so wütend war.
Aber sie und Villicus Gadrianus merkten, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Denn ihre liebe frühere Herrin und jetzige Patronin wurde behandelt, als sei sie eine Gefangene im eigenen Haus.
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* Sim off: Seit dem Jahr
445 v. Chr.