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Normale Version: In der Villa - Der überdachte Innenhof
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[Bild: Patio1.jpg]

Wenn man die große Treppe hinauf ging, erreichte man durch den Porticus, einen umlaufenden Säulengang, und die Haustür einen großen, teilweise überdachten rechteckigen Innenhof. 


Bildnachweis, Copyright- Info: gemeinfrei
>>> Als Gutsherr ging ich meinen Gästen voran. Wir schritten die große Treppe hinauf und überquerten den Porticus, in dem einige Hühner herumpickten; ich öffnete die Tür und wir standen im großen steingepflasterten Innenhof, welcher vom zweistöckigen Herrenhaus umschlossen wurde. Überall gingen Türen zu den verschiedenen Räumen ab. Es war still hier, und von ferne drang die Fröhlichkeit des Apfelfestes zu uns herüber.
Jetzt da wir uns den Blicken und Ohren der Festteilnehmer entzogen hatten, nahm ich Stellas Hand und wir traten beide vor ihren Vormund:
"Edler Furius Saturninus", sprach ich Stellas Cousin an: 
"Ich weiß nicht, ob Du den Grund bereits errätst, weshalb wir dich alleine zu sprechen wünschen. 
Es ist so: Ich bitte Dich um die Hand deines Mündels Furia Stella. Wir sind uns einig, und wir lieben uns. Wir wollen heiraten"
Meine Stimme hallte von den hohen Mauern wieder. Ein Schwarm Tauben, der auf dem Dach gesessen hatte, erhob sich flügelflatternd in die Lüfte.
Ich schaute zu meinem Albenmädchen hin; immer noch hielt ich ihre zarte Hand in der meinen. Mein Herz klopfte bis zum Hals, so aufgeregt war ich. 
Nun würde Stella hoffentlich bestätigen, dass es wahr war, was ich sagte. Gerwina wusste ja schon lange, was ich wollte. Nur für Furius musste es eine echte Überraschung sein:

"Ich biete dir Treue und Freundschaft, und mein Schwert, wenn es sein muss. Und ich werde immer für Stella sorgen, sie lieben und ehren als meine Mater Familias und Herrin meines Hauses"....und als meine süße Fridila, dachte ich, aber das ging den Cousin nichts an:
"Auch an einem angemessenen Brautgeschenk soll es nicht fehlen. Meine Mutter wird Geschmeide und  kostbare Stoffe schicken.
Ich weiß, dass ich kein Patrizier bin, Furius Saturninus.
Ich weiß, dass mich erst mein Vater Aulus Gabinius Secundus als Flottenveteran zum römischen Bürger machte. 
Aber ich bin kein Unedler im Volk der Chatten; in meiner Vatersippe wird das Amt des Hüters der Heiligen Wodanspferde und das des Skalden vererbt, und meine Mutter ist Gerlinda, die in ihrer Jugend eine Wodansbraut war, und deren Stimme im Rat gehört wird"

Ja, ich schämte mich meiner Barbarenherkunft nicht, im Gegenteil. Ebenso wenig wie ich die römische Welt verachtete. Beide hatten mehr Gemeinsamkeiten, als man glauben konnte, und zumindest in der germanischen Welt waren die Sippen meiner Eltern den Furiern ebenbürtig.
Nachdem wir den Porticus überquerten, betraten wir einen großen, teilweise überdachten Innenhof, der vom zweistöckigen Haus umschlossen wurde und es war ziemlich still im Hof. Ich war noch nie in der Villa Rustica Gabaniana und war nun neugierig, wie es im Hausinneren aussehen würde.

Sonnwin nahm meine Hand und nun standen wir beide, aufgeregt, aber entschlossen, vor meinem Cousin. Mein Retter sprach dann Tiberius an und bat ihn um meine Hand, sagte, dass wir uns einig sind und uns lieben und heiraten wollen... Ich sah Tiberius direkt in die Augen und nickte zustimmend.

"Ja, Cousin Tiberius, wir lieben uns seit wir uns zum ersten Mal erblickt haben und wollen heiraten...", Ich machte eine kleine Pause und fügte hinzu, "Wir haben uns bereits verlobt...", dabei zeigte ich ihm meinen, aus Sonnwins goldenem Haar geflochtenen Verlobungsring und küsste ihn.

Mein Friudel sprach weiterhin, dass er Furius Saturninus seine Treue und seinen Schwert, wenn nötig, bitten würde und mich als die Herrin seines Hauses ehren und für mich sorgen wird. Und als er mich seine Mater Familias nannte, drückte ich sanft seine Hand.... Und seine Mutter Gerlinda wird kostbare Brautgeschenke schicken, fuhr mein Sonnwin fort und sagte dann, dass er in seinem Volk der Chatten auch ein Edler ist und erzählte kurz über seine Eltern und ihre hohe Stellung in seiner Vatersippe. Das wusste ich auch noch nicht und war nun sehr stolz auf meinen Sonnwin von Chatten und seine Familie.
>>>
Gerwina folgte ihrem Bruder und Stella in den steingepflasterten Innenhof. Und als Saturninus auch den Hof betrat, sprach Sonnwin über die Liebe zwischen ihm und Stella und bat Furius um Erlaubnis, seine Elfe zu heiraten. Dabei zeigte Stella ihr Verlobungsring.

Gerwina hat das schon längst gewusst, denn zwischen Geschwistern gab es keine Geheimnisse. Aber für den Patrizier Furius Saturninus wird das böse Überraschung sein, denn er sagte Gerwina noch im Garten, dass er zu einer Hochzeit zwischen einer Furia und einem Gabinius kein Einverständnis geben wird.

Und so stand Gabinia Clara schweigend da und wartete gespannt, wie Saturninus jetzt, auf Sonnwins und Stellas Bekenntnis, reagieren würde.
(12-19-2022, 02:58 PM)>>>Publius Gabinius Secundus schrieb: [ -> ]>>> 
"Edler Furius Saturninus", sprach ich Stellas Cousin an: 
"Ich weiß nicht, ob Du den Grund bereits errätst, weshalb wir dich alleine zu sprechen wünschen. 
Es ist so: Ich bitte Dich um die Hand deines Mündels Furia Stella. Wir sind uns einig, und wir lieben uns. Wir wollen heiraten"
.....
"Ich biete dir Treue und Freundschaft, und mein Schwert, wenn es sein muss. Und ich werde immer für Stella sorgen, sie lieben und ehren als meine Mater Familias und Herrin meines Hauses"....und als meine süße Fridila, dachte ich, aber das ging den Cousin nichts an:
"Auch an einem angemessenen Brautgeschenk soll es nicht fehlen. Meine Mutter wird Geschmeide und  kostbare Stoffe schicken.
Ich weiß, dass ich kein Patrizier bin, Furius Saturninus.
Ich weiß, dass mich erst mein Vater Aulus Gabinius Secundus als Flottenveteran zum römischen Bürger machte. 
Aber ich bin kein Unedler im Volk der Chatten; in meiner Vatersippe wird das Amt des Hüters der Heiligen Wodanspferde und das des Skalden vererbt, und meine Mutter ist Gerlinda, die in ihrer Jugend eine Wodansbraut war, und deren Stimme im Rat gehört wird"
(12-20-2022, 02:48 PM)Furia Stella schrieb: [ -> ] Ich sah Tiberius direkt in die Augen und nickte zustimmend.

"Ja, Cousin Tiberius, wir lieben uns seit wir uns zum ersten Mal erblickt haben und wollen heiraten...", Ich machte eine kleine Pause und fügte hinzu, "Wir haben uns bereits verlobt...", dabei zeigte ich ihm meinen, aus Sonnwins goldenem Haar geflochtenen Verlobungsring und küsste ihn.


Saturninus hörte mit unbewegter Miene zu; obgleich er keine Toga heute trug, jeder Zoll ein Furier, ein Patrizier; die Arme verschränkt stand er da. Obwohl ihm nichts anzumerken war, litt er innerlich. Genau solch eine Situation hatte er vermeiden wollen. Deshalb hatte er Gabinia Clara gebeten, auf ihren Bruder einzuwirken. Denn die Blicke zwischen dem Gabinius und seiner Cousine waren ihm nicht entgangen. Er hatte sie aber auf den Spaziergang gehen lassen, weil er erstens Gabinius Secundus durchaus vertraute und zweitens gehofft hatte, dass die Vernunft siegen würde.
Doch da gab es keinerlei Vernunft. Weder in Stella, seiner sonst so gescheiten und belesenen Cousine. Und schon gar nicht in jenem blonden ... Barbaren, denn das war er; das sah man schon daran, dass er trotz seiner Toga die chattische Haartracht nie abgelegt hatte. Ja, ein Barbar. Nur ein Barbar konnte so unvernünftig und vermessen sein, das zu fordern, was ihm nicht zustand: Die Hand einer edlen Furia, einer Frau, deren Familie Konsule und Senatoren gestellt hatte.
Auch wenn es der Wahrheit entsprechen sollte, was Gabinius über seine Herkunft sagte: Was gingen einen römischen Patrizier die Adligen eines Barbarenstammes an? Nicht einmal ein König, also ein Herrscher eines ausländischen Königtums wäre ihnen ebenbürtig gewesen.

Es war nichts Persönliches. Bis zu diesem Moment hatte Saturninus das gabinische Geschwisterpaar gut leiden können: Als Nachbarn, als Freunde, den Gabinius als zukünftigen Klienten. 
Ja, und er hatte Stella das Leben gerettet. Und Stellas Naivität dazu benutzt, sich ihr zu nähern....nein, das glaubte Saturninus nicht einmal. Gabinius hatte durchaus etwas Aufrichtiges und Ehrliches. 

Es war also Liebe, bei den Göttern! 
Liebe war wie eine Krankheit für Ausländer und Freigelassene, aber doch nicht für eine der ältesten Familien Roms. Bei ihnen heiratete man aus Vernunft und um Bündnisse zu schmieden, und danach behandelte man sich mit gebotenem Respekt und sorgte für Nachwuchs. 

Saturninus sagte sich, dass er es hatte kommen sehen. Aber er hatte zu spät eingelenkt, und jetzt war das Kind in den Brunnen gefallen.

Saturninus hatte Stellas Vater auf dem Sterbebett versprechen müssen, sie niemals gegen ihren Willen zu vermählen. Das akzeptierte er.
Doch man konnte ihn auch nicht zwingen, Stella jemandem zu geben.  Den Iulius hatte sie nicht haben wollen und sonst keinen. Dann blieb sie eben eine Witwe. Alleine.

All diese Gedanken gingen Furius Saturninus durch den Kopf, während er schwieg. Dann blickte er Gabinius und Stella an. Es war ein dunkler etwas rätselhafter Blick, in dem tausend Jahre Hochmut lagen. Er sprach langsam:

"Ich werde meine Zustimmung zu dieser Vermählung nicht geben. Falls so etwas wie eine Verlobung stattgefunden hat, dann ist sie selbstverständlich rechtlich nicht verbindlich"

Nun schaute er einzig Stella an. Er hatte seine Cousine lieb. Es tat ihm weh, ihr weh tun zu müssen, als würde er sich mit einem Messer schneiden. Aber da sie vergessen zu haben schien, wer und was sie war, musste er, Saturninus, für sie beide daran denken. Stella würde wütend sein, doch er hoffte, dass sie eines Tages erkennen würde, dass er Recht gehabt hatte:

"Ich bin keinesfalls aufgebracht oder zornig auf dich, Stella. Ich hätte verhindern müssen, was geschah, in dem ich dich von Gabinius ferngehalten hätte. Das war mein Fehler, und das bedaure ich"
Saturninus sprach von Recht und Gesetz. Ja, er gab sich selbst die Schuld, sein Mündel nicht von mir ferngehalten zu haben. Die Kälte dieser Aussage drang mir bis ins Mark. Doch was hatte ich erwartet? Was hatte ich von nahezu tausend Jahren römischer Geschichte erwartet?
Auch ich besaß Haltung, und ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr der Furier mich kränkte. Vielleicht wusste man es, wenn man mich kannte, ein kurzes Aufflackern in den Augen, die sich verdunkelten.
Leid tat es mir für Stella. Sie war so froh, so hoffnungsvoll gewesen. Es war, als würde man eine kleine Flamme austreten. 
"Furius Saturninus, ich nehme deine Entscheidung zur Kenntnis. Sie soll nicht zwischen uns stehen: Nach wie vor bist du mein geschätzter Nachbar und Gastfreund"
ich sagte nicht, dass ich die Entscheidung jemals akzeptieren würde. Für verliebte junge Leute, deren Familien gegen ihre Verbindung war, gab es noch andere Möglichkeiten. Auch Arminius der Cherusker, der die Römer bezwungen hatte, hatte seine Braut rauben müssen.
Ich trat zu Stella hin und sagte:
"Gedenke des Senecas Worte.  Stärker als jedes Schicksal ist die Seele, meine einzige Fridila", mehr sagte ich nicht. Doch ich wusste, dass mein Albenmädchen Seelenstärke brauchen würde. Sie würde es sein, die Entbehrungen, Streit und Kummer aushalten musste, wenn wir zusammen sein wollten. Das schmerzte mich zutiefst. 
Und sie musste mir vertrauen. 
Ich streckte Gerwina meine Hand entgegen: "Gehen wir zu den Gästen zurück, Clara" , sprach ich: "Bestimmt vermisst man uns schon"
Meine Schwester kannte mich gut, bestimmt ahnte sie meinen Plan. 
Heute war ich Gabinius Secundus. Wir würden am Abend das Apfelfest beenden und die Nachbarn verabschieden.
Ab morgen jedoch würde ich Sonnwin Sonnmarssohn sein.
(12-21-2022, 04:40 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: [ -> ]Saturninus hörte mit unbewegter Miene zu; obgleich er keine Toga heute trug, jeder Zoll ein Furier, ein Patrizier; die Arme verschränkt stand er da. Obwohl ihm nichts anzumerken war, litt er innerlich. Genau solch eine Situation hatte er vermeiden wollen. Deshalb hatte er Gabinia Clara gebeten, auf ihren Bruder einzuwirken. Denn die Blicke zwischen dem Gabinius und seiner Cousine waren ihm nicht entgangen. Er hatte sie aber auf den Spaziergang gehen lassen, weil er erstens Gabinius Secundus durchaus vertraute und zweitens gehofft hatte, dass die Vernunft siegen würde.
Doch da gab es keinerlei Vernunft. Weder in Stella, seiner sonst so gescheiten und belesenen Cousine. Und schon gar nicht in jenem blonden ... Barbaren, denn das war er; das sah man schon daran, dass er trotz seiner Toga die chattische Haartracht nie abgelegt hatte. Ja, ein Barbar. Nur ein Barbar konnte so unvernünftig und vermessen sein, das zu fordern, was ihm nicht zustand: Die Hand einer edlen Furia, einer Frau, deren Familie Konsule und Senatoren gestellt hatte.
Auch wenn es der Wahrheit entsprechen sollte, was Gabinius über seine Herkunft sagte: Was gingen einen römischen Patrizier die Adligen eines Barbarenstammes an? Nicht einmal ein König, also ein Herrscher eines ausländischen Königtums wäre ihnen ebenbürtig gewesen.

Saturninus hatte Stellas Vater auf dem Sterbebett versprechen müssen, sie niemals gegen ihren Willen zu vermählen. Das akzeptierte er.
Doch man konnte ihn auch nicht zwingen, Stella jemandem zu geben.  Den Iulius hatte sie nicht haben wollen und sonst keinen. Dann blieb sie eben eine Witwe. Alleine.

All diese Gedanken gingen Furius Saturninus durch den Kopf, während er schwieg. Dann blickte er Gabinius und Stella an. Es war ein dunkler etwas rätselhafter Blick, in dem tausend Jahre Hochmut lagen. Er sprach langsam:

"Ich werde meine Zustimmung zu dieser Vermählung nicht geben. Falls so etwas wie eine Verlobung stattgefunden hat, dann ist sie selbstverständlich rechtlich nicht verbindlich"

Nun schaute er einzig Stella an. Er hatte seine Cousine lieb. Es tat ihm weh, ihr weh tun zu müssen, als würde er sich mit einem Messer schneiden. Aber da sie vergessen zu haben schien, wer und was sie war, musste er, Saturninus, für sie beide daran denken. Stella würde wütend sein, doch er hoffte, dass sie eines Tages erkennen würde, dass er Recht gehabt hatte:

"Ich bin keinesfalls aufgebracht oder zornig auf dich, Stella. Ich hätte verhindern müssen, was geschah, in dem ich dich von Gabinius ferngehalten hätte. Das war mein Fehler, und das bedaure ich"

Tiberius stand mit verschränkten Armen reglos da, und schaute uns mit einem dunklen Blick an, als er uns anhörte. Was ihm alles durch den Kopf ging, konnte ich nur vermuten. Dann sagte er, dass er seine Zustimmung zu unserer Heirat nicht geben wird und unsere Verlobung rechtlich nicht verbindlich ist. Seine Ablehnung habe ich über mich stoisch ergehen lassen und sagte gelassen, innerlich aber sehr betroffen...

"Es ist aber so, Cousin Tiberius, ich habe mich für Publius Gabinius Secundus entschieden, ich liebe ihn und bin stolz auf ihn...", dabei schaute ich Sonnwin liebevoll an. Dann dachte ich kurz nach, "Und eigentlich...", nun sah ich Tiberius herausfordernd an. " Auch Patrizier und Plebejer dürfen heiraten, es ist nicht verboten."

Ich hatte ja erwartet, dass Tiberius auf unsere Bekenntnis so reagieren würde, aber als er sagte, das es sein Fehler war, mich von Gabinius nicht ferngehalten zu haben, da wurde ich bleich und starrte meinen Cousin mit den eiskalten Augen an.

"Was fällt dir ein, meinen Retter zu beleidigen, ohne ihn wäre ich nicht mehr da ..., aber, so wie ich dich jetzt so herablassend erlebe, wäre es vielleicht dir lieber ..."

Zitat:Publius Gabinius Secundus schrieb:
Auch ich besaß Haltung, und ich ließ mir nicht anmerken, wie sehr der Furier mich kränkte. Vielleicht wusste man es, wenn man mich kannte, ein kurzes Aufflackern in den Augen, die sich verdunkelten.
Leid tat es mir für Stella. Sie war so froh, so hoffnungsvoll gewesen. Es war, als würde man eine kleine Flamme austreten. 
"Furius Saturninus, ich nehme deine Entscheidung zur Kenntnis. Sie soll nicht zwischen uns stehen: Nach wie vor bist du mein geschätzter Nachbar und Gastfreund"
ich sagte nicht, dass ich die Entscheidung jemals akzeptieren würde. Für verliebte junge Leute, deren Familien gegen ihre Verbindung war, gab es noch andere Möglichkeiten. Auch Arminius der Cherusker, der die Römer bezwungen hatte, hatte seine Braut rauben müssen.
Ich trat zu Stella hin und sagte:
"Gedenke des Senecas Worte.  Stärker als jedes Schicksal ist die Seele, meine einzige Fridila", mehr sagte ich nicht. Doch ich wusste, dass mein Albenmädchen Seelenstärke brauchen würde. Sie würde es sein, die Entbehrungen, Streit und Kummer aushalten musste, wenn wir zusammen sein wollten. Das schmerzte mich zutiefst. Und sie musste mir vertrauen. 
Heute war ich Gabinius Secundus. Wir würden am Abend das Apfelfest beenden und die Nachbarn verabschieden.

Ab morgen jedoch würde ich Sonnwin Sonnmarssohn sein.
Sonnwin war sehr intelligent und diplomatisch und konnte sich besser als ich beherrschen. Obwohl ich sah, wie seine Augen sich verdunkelten, ließ er sich nicht anmerken, wie schlimm Tiberius ihn kränkte und betonte sogar, dass er Furius Saturninus, als sein Nachbar und Gastfreund schätzt.

Dann trat er zu mir und sagte, ich sollte an Senecas Worte denken:

"Stärker als jedes Schicksal ist die Seele, meine einzige Fridila"

"Ja, mein Friudel, ich werde immer an diese Worte denken...", flüsterte ich leise und berührte sanft seine Hand, und er konnte in meinen Augen lesen, was ich ihm sagen wollte:

Im Auge spricht die Träne:
Wie ich nach dir mich sehne!
Mein Wollen, Denken, Sinnen,
Es will in deins verrinnen.
So webt in stummen Zeichen
Sich Botschaft sondergleichen;
Von Herz zu Herzen geht sie,
Doch nur wer liebt, versteht sie. *

*Emanuel Geibel (1815 - 1884),
Und so, wie Gerwina erwartet hatte, verweigerte Furius Saturninus seine  Zustimmung zur Vermählung zwischen Sonnwin und Stella. Sie stand unbeweglich da und verfolgte schweigend diese ganze unerfreuliche  Unterhaltung, wollte sich aber auf keinen Fall einmischen, oder ihren Unmut zeigen. Sie konnte nur die Augen Rollen und ab und zu tief durchatmen. Saturninus hat wieder sein wahres und überhebliches Gesicht gezeigt, ihren Bruder gekränkt und seinen Stolz verletzt. Und das tat ihr weh...

(12-27-2022, 12:56 PM)Publius Gabinius Secundus schrieb: [ -> ]Ich streckte Gerwina meine Hand entgegen: "Gehen wir zu den Gästen zurück, Clara" , sprach ich: "Bestimmt vermisst man uns schon"
Meine Schwester kannte mich gut, bestimmt ahnte sie meinen Plan. 
Heute war ich Gabinius Secundus. Wir würden am Abend das Apfelfest beenden und die Nachbarn verabschieden.
Ab morgen jedoch würde ich Sonnwin Sonnmarssohn sein.

Aber, dem Anschein nach, verstand dieser Patrizier nicht, dass es nicht in seiner Macht stand, die beiden Verliebten zu trennen. Sie kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass er seine Elfe niemals aufgeben wird.

"Ja, Sonnwin, es wird Zeit, dass wir gehen ...", Gerwina lächelte ihn tapfer an und gab ihrem Bruder ihre Hand.
Saturninus mochte überhaupt nicht, gleich drei Menschen unglücklich zu machen. Und als Stella ihn anfuhr, dass es ihm lieber gewesen wäre, dass sie nicht mehr lebte, das schmerzte ihn zutiefst. Aber er behielt Haltung und schüttelte nur den Kopf:
"Gewiss ist es schon seit Jahrhunderten möglich, dass zwischen Patrizier und Plebejern Heiraten stattfinden . Aber warum sollten wir Furier denn Plebejer heiraten?", sagte er.*

Es gab natürlich um den Staat verdiente, plebejische Familien, die so alteingesessen und vornehm waren wie manche Patrizier. Es gab einen Ritterstand, der sich schon längst nicht mehr als neureich begriff. Aber der Sohn eines Soldaten der Hilfstruppen, der vor einigen Jahren erst seinen Pelzumhang mit der Toga vertauscht hatte, fiel wohl nicht darunter, dachte Saturninus. Trotz ihrer eindeutig römischen Bildung: Die Gabinier waren nicht standesgemäß. Punkt. 

Widerwillen musste er anerkennen, dass Gabinius sprach wie ein wahrer Römer gesprochen hätte.

Und Saturninus brachte es fertig, höflich zu lächeln:
" Ich danke Dir für dein Verständnis, Gabinius Secundus. Sei dir sicher, dass es nichts Persönliches ist. Ja, wir gehen zurück"

Er vermied, Clara anzusehen. Er wusste, dass er in ihren Augen die Wahrheit lesen würde. Wie gesagt, ihm selbst war die ganze Situation gründlich zu wider. Aber er musste dafür sorgen, dass 
Gabinius und Stella sich nicht wiedersahen.

Mittlerweile war es später geworden, und Saturninus rief nach Villicus und Villica. Die beiden Freigelassenen kamen zu ihm, und er gab seine Anordnung, ohne Stella anzusehen:

"Eurer Patrona bekommt die Landluft doch nicht. Ich befehle, dass ihr den Wagen anspannt und uns noch heute nach Iscalis zurück begleitet.  Ihr seid mir für Domina Stella verantwortlich"

Villica  Senia wagte ein Wort: "Patron, wir haben doch noch unsere Kinder hier. Darf ich sie zuvor nach Hause bringen?"
"Das ist ein Befehl und Du hast mir als meine Freigelassene zu Diensten zu sein", fuhr Saturninus sie an:
"Ich glaube so langsam, das hier auf unserem Landgut allgemein zu lose Sitten herrschen. Vermutlich macht dein Mann von der Peitsche nicht genug Gebrauch. Deine Kinder sind bei Gabinia Clara gut genug aufgehoben"

Furiana Senia trat zu Furia Stella: "Bitte, liebe Patrona", bat sie: "Komme mit uns. Wir sollen dich nach Iscalis begleiten" , die Freigelassene hatte Tränen in den Augen. Sie war eine sanfte Person, und sie wusste nicht, warum der Patron so wütend war. 

Aber sie und Villicus Gadrianus merkten, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Denn ihre liebe frühere Herrin und jetzige Patronin wurde behandelt, als sei sie eine Gefangene im eigenen Haus.
 >>>


* Sim off: Seit dem Jahr 445 v. Chr.

>>>

Es war zur dritten Stunde, als sich drei Reiter in Kapuzenmänteln dem gabinischen Landgut näherten. Der Junge Rango erkannte in einem von ihnen den direkten Nachbarn, den Patrizier Furius Saturninus, der mit ihnen zusammen auf dem Hof das Apfelfest gefeiert hatte. Er begrüßte ihn höflich und  führte die kleine Gruppe in den überdachten Innenhof.

Saturninus hatte nur zwei seiner stärksten und treusten Sklaven mitgebracht. Kein großes Gefolge, niemand, der tratschen würde.  Um Fragen zu vermeiden, hatte er nicht einmal seinen eigenen Gutshof besucht, sondern sie waren an ihm vorbei geritten. Saturninus war sich sicher, dass sich seine Cousine Stella hier auf dem Landgut der Gabinier versteckt hielt.  Er vermied es, darüber nachzudenken, was schon alles geschehen war.
Aber bevor er nichts Genaueres wusste, behielt er Ruhe:
"Hole mir deinen Herren Gabinius Secundus her", befahl er. Er glaubte zu ahnen, dass der junge Bursche mit seinem arglosen Gesicht genau wusste, weshalb er hier war. Waffen trug der Furier nicht, aber seine zwei Sklaven hatten armdicke Stöcke mit einem Eisenkern dabei, und sie konnten mit ihren Stöcken umgehen.

" Der Herr nicht da heute. Ich sage Herrin", erwiderte der Junge und verschwand 


Saturninus Begleiter:

Seasnán  [Bild: Seasnan0.png]
Leon [Bild: Leon-1.png]

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