>>> Als Gutsherr ging ich meinen Gästen voran. Wir schritten die große Treppe hinauf und überquerten den Porticus, in dem einige Hühner herumpickten; ich öffnete die Tür und wir standen im großen steingepflasterten Innenhof, welcher vom zweistöckigen Herrenhaus umschlossen wurde. Überall gingen Türen zu den verschiedenen Räumen ab. Es war still hier, und von ferne drang die Fröhlichkeit des Apfelfestes zu uns herüber.
Jetzt da wir uns den Blicken und Ohren der Festteilnehmer entzogen hatten, nahm ich Stellas Hand und wir traten beide vor ihren Vormund:
"Edler Furius Saturninus", sprach ich Stellas Cousin an:
"Ich weiß nicht, ob Du den Grund bereits errätst, weshalb wir dich alleine zu sprechen wünschen.
Es ist so: Ich bitte Dich um die Hand deines Mündels Furia Stella. Wir sind uns einig, und wir lieben uns. Wir wollen heiraten"
Meine Stimme hallte von den hohen Mauern wieder. Ein Schwarm Tauben, der auf dem Dach gesessen hatte, erhob sich flügelflatternd in die Lüfte.
Ich schaute zu meinem
Albenmädchen hin; immer noch hielt ich ihre zarte Hand in der meinen. Mein Herz klopfte bis zum Hals, so aufgeregt war ich.
Nun würde Stella hoffentlich bestätigen, dass es wahr war, was ich sagte. Gerwina wusste ja schon lange, was ich wollte. Nur für Furius musste es eine echte Überraschung sein:
"Ich biete dir Treue und Freundschaft, und mein Schwert, wenn es sein muss. Und ich werde immer für Stella sorgen, sie lieben und ehren als meine Mater Familias und Herrin meines Hauses"....und als meine süße Fridila, dachte ich, aber das ging den Cousin nichts an:
"Auch an einem angemessenen Brautgeschenk soll es nicht fehlen. Meine Mutter wird Geschmeide und kostbare Stoffe schicken.
Ich weiß, dass ich kein Patrizier bin, Furius Saturninus.
Ich weiß, dass mich erst mein Vater Aulus Gabinius Secundus als Flottenveteran zum römischen Bürger machte.
Aber ich bin kein Unedler im Volk der Chatten; in meiner Vatersippe wird das Amt des Hüters der Heiligen Wodanspferde und das des Skalden vererbt, und meine Mutter ist Gerlinda, die in ihrer Jugend eine Wodansbraut war, und deren Stimme im Rat gehört wird"
Ja, ich schämte mich meiner Barbarenherkunft nicht, im Gegenteil. Ebenso wenig wie ich die römische Welt verachtete. Beide hatten mehr Gemeinsamkeiten, als man glauben konnte, und zumindest in der germanischen Welt waren die Sippen meiner Eltern den Furiern ebenbürtig.