RE: Atrium | Einzug in die Villa
"Agamedes spricht unsere Sprache perfekt, nur Anaxarete nicht", sagte ich und befahl den Beiden auf Griechisch, sie sollten doch bitte dem Verwalter Linos in der Küche oder sonstwo helfen.
Agamedes war eigentlich kein gewöhnlicher Diener, sondern mein Hauslehrer, doch er nahm meine Anweisung stoisch hin. Täuschte ich mich, oder schmunzelte er sogar ein wenig? Meine Anaxarete jedoch warf mir einen glühenden Blick von dramatischem Beleidigtsein zu. Ich zuckte leicht die Achseln, da musste sie leider durch:
"Sklaven!", seufzte ich . Man hatte es nicht leicht:
"Ja, Großonkel Menecrates, die Beiden sind loyal. Anaxarete ist meine alte Amme, und ist seit ich geboren wurde, immer bei mir gewesen - sie darf doch in meinem Zimmer schlafen?"
Ich kannte es gar nicht anders, als mit ihren liebevollen Worten einzuschlafen, und außerdem sagte sie mir täglich, dass ich das schönste, das lieblichste und klügste Mädchen im Erdkreis sei, was für mich sehr angenehm war :
"Und Agamedes habe ich zu meinem zwölften Geburtstag geschenkt bekommen. Er ist wie im Osten üblich ein Eunuch und daher treu wie Gold",
Römer aus Rom reagierten auf dieses Thema etwas seltsam, doch in Alexandria herrschten eben andere, eher orientalische Bräuche. Eine Jungfrau konnte keinen unbeschnittenen Hauslehrer haben. Ich hoffte, diese Tatsache würde weder Onkel noch Cousine schockieren.
Dann fragte uns unser Vormund, wie wir uns unsere Ehemänner vorstellen würden. Serenas Antwort erstaunte mich doch etwas. Sie sprach wie ein Lämmchen, das zur Schlachtbank geführt werden sollte. Das tat mir richtig Leid. Dabei war doch der Ehemann das Schicksal einer Frau:
"Bist du dir sicher, dass du ganz und gar keine eigenen Ansprüche an deinen Zukünftigen stellst, Serena?", fragte ich sie vorsichtshalber.
Ich hatte da ganz genaue Vorstellungen (Aber erstmal aß ich zwei Eier. Sie schmeckten vorzüglich). Dann antwortete ich:
"Mein Ehemann soll einer Claudia würdig und ein echter Römer sein. Er soll kluge Ideen haben und etwas erreichen wollen.", ich zögerte etwas:
"Und er soll alles mit mir besprechen, so wie der Divus Augustus, der göttliche Kaiser Augustus, alles mit seiner Frau, der Kaiserin Livia besprochen hat"
Ja, das war mir wichtig. Ich wollte nicht nur dekorativ im Atrium sitzen und Wolle spinnen. Ich träumte davon, mit meinem Gatten durch Dick und Dünn zu gehen und ihm den Rücken zu stärken.
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