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Das Triclinium - der Speisesaal
11-12-2022, 09:57 AM,
Beitrag #36
RE: Das Triclinium - der Speisesaal
(11-09-2022, 07:44 PM)Manius Claudius Menecrates schrieb: "Ja, die Freilassung ist eine Investition, weil ein guter Klient fast mehr wert ist als ein Sklave", stimmte er Furius zu. "Nehmen wir Linos." Er wies mit der Hand auf seinen Verwalter und beantwortete gleichzeitig die Frage nach dessen Namen. "Früher nur Sekretär, kann ich ihn heute vielseitig einsetzen, er erhält mehr Kompetenzen und kann mir somit mehr abnehmen. Aber nicht nur ich gewinne. Ein Freigelassener lebt selbstbestimmter, kann sich Wohlstand erarbeiten und sein Leben steuern. Allerdings gehört dazu auch die Selbstverantwortung." Er konnte sich einen Blick zu Linos nicht verkneifen, weil der zurzeit die Konsequenzen seines Fehlverhaltens tragen musste. "Nun ja", beendete Menecrates das Thema und widmete sich dem neuen. 
"Dreißig bis fünfzig Menschen." Er hielt erstaunt inne. Gemüse wuchs von allein. Das Pflanzen und Ernten benötigte viele Hände, was die Landwirtschaft zu einem Stoßgeschäft machte. Die Tierhaltung erforderte hingegen eine konstante Betreuung. "Ich werde mich langsam herantasten", fuhr er fort. "Guter Boden ist wunderbar, eine sichere Bewässerung schätzenswert und der Rest kommt von allein. Allerdings", er breitete die Hände in einer ratlosen Geste aus, "So viele Landarbeiter oder Sklaven kommen sicherlich nicht von allein. Ich gestehe: Der Start in dieser Provinz ist nicht einfach."

"Ich fürchte, ich muss mir zunächst selbst ein Bild machen, und sofern du deine Verwalter meinem bei der Erstbegehung an die Seite stellen könntest, würde ich mich sehr freuen und sicherlich auch erkenntlich zeigen."

Saturninus aß auch eines der Pilzbrötchen, und nachdem er sich den Mund abgetupft hatte, nickte er zu den Worten von Claudius Menecrates über Freigelassene. Das war auch sein Konzept der Freilassung für treue Dienste: 

"Wir Römer sind in dieser Hinsicht sehr klug, da wir unsere begabtesten Sklaven freilassen und ihnen die Möglichkeit geben, in der nächsten Generation Bürgerrechte zu bekommen. Auf diese Weise gibt es immer einen Zustrom unverbrauchten Bluts. Als ich in Athen war, lernte ich, dass die Spartaner gerade das Gegenteil machten: Kaum einer konnte je Bürger werden. Und heutzutage sind die so ruhmreichen Spartaner fast ausgestorben", erzählte er:
"Außerdem erinnere ich an nur an das Wirken der  Antonia Caenis, die so geschätzte, leider vor einigen Jahren verstorbene Lebensgefährtin unseres Caesar Augustus"
Caenis war eine Freigelassene am Hof gewesen, und hatte durch ihre Kenntnisse der Interna den etwas provinziellen Vespasian erst zu einem richtigen Kaiser gemacht, zumindest war das Saturninus Meinung. Der Caesar Augustus kam ja aus einer bloßen ritterlichen Familie. Aber natürlich hatte er seine Freundin nie heiraten können; Freigelassene zu heiraten war Senatoren verboten. Dennoch war Antonia Caenis, die klug und zurückhaltend aufgetreten war, von allen als eine Art Kaiserin anerkannt worden.

Das Erstaunen des Menecrates über die hohe Anzahl der Landarbeiter nahm Saturninus aber dann als gelinde Kritik an seiner Verwaltung , und er sagte rasch:

 " Bitte glaube nicht, dass meine Sklaven in der Ruhezeit müßig sind. Nach der Ernte bis zum Frühling bleibt nur ein Teil auf dem Gut, um Ausbesserungsarbeiten zu leisten und die Tiere zu versorgen; und die Frauen verarbeiten die Wolle und weben und spinnen für den ganzen Haushalt und zum Verkauf. Die anderen jedoch verleihe ich, so wie es schon Cato empfiehlt, entweder an das Bergwerk oder an die Bauunternehmer. Es sind übrigens alles Kriegsgefangene aus vergangenen Feldzügen, die nachts in Ketten gelegt werden müssen, und die ich deshalb nicht ins Haus nehmen möchte"

Im Gegensatz zu einem Feld sollte die Arbeitskraft eines Sklaven nicht brach liegen, das war unwirtschaftlich und brachte die Sklaven auch nur auf dumme Gedanken. Aber trotz des Mangels an geschultem Personal taugte diese Sorte Sklaven nicht für einen gehobenen römischen Haushalt, und das war sehr bedauerlich.

(11-07-2022, 01:50 PM)Furia Stella schrieb: Die Konversation im Triclinium ging langsam voran. Cousin Tiberius erzählte weiterhin über unser Landgut und zwischendurch tauschten er und Serena abwechselnd ihre Blicke hin und her. Dann sprach er sie direkt an und es ging um eine Geschichte über Odysseus und Nausikaa mit der er Lucretia noch an der Tür begrüßte, wie er sagte. Da ich aber erst später kam, habe ich es verpasst, aber ich kannte diese Erzählung von Homer und als Tiberius über Liebe und Treue sprach, lächelte ich unauffällig und trank langsam meinen Kräutertee. Odysseus handelte wohl sehr edel, dachte ich, denn seine Frau Penelope wartete bereits zwanzig Jahre lang auf die Heimkehr ihres Gatten. Das behielt ich aber für mich, denn ich wollte mich nicht in diese Unterhaltung einmischen.

Als ich Lucretia fragte, ob sie schon daran gedacht hatte zu heiraten, sagte sie, dass es noch nicht geplant war, dabei ihr Gesicht regelrecht zu glühen began und gerade in diesem Moment bat mich mein Cousin, einen Fächer für Lucretia Serena holen zu lassen. Ich  flüsterte ein paar Worte Sylvana ins Ohr und sie verließ den Raum. Etwas später kam sie zurück mit einem Fächer von mir, der auf einem Kissen lag und den ich Serena hinreichte. "Nimm bitte es als Geschenk von mir, Lucretia Serena, einen kleinen Fächer aus chinesischer Seide ..." und lächelte sie an.

Stella indes zeigte sich von ihrer liebenswürdigsten Seite und verschenkte sogar einen ihrer chinesischen Fächer, der als Importware aus dem Seidenland wirklich sehr kostbar war. (Die genauen Fächerpreise kannte Saturninus nicht, doch er nahm es an) Sie verhielt sich so, wie man es von einer weiblichen Verwandten erwartete, die die jungen Mädchen auf Sittsamkeit und Eignung, eine gute Matrona zu sein, zu prüfen hatte, und natürlich würde Saturninus nachher mit Stella über Serena sprechen. Er persönlich hätte ja nichts gegen ein bisschen Unsittsamkeit gehabt, aber für eine patrizische Ehefrau käme sie dann nicht in Frage. Bisher schien das Urteil seiner lieben Cousine gut auszufallen....

Bei dem Odysseus- Thema grinste Saturninus in sich hinein, denn natürlich merkte er den Damen an, dass sie es mit der treuen Penelope hielten und nicht mit der armen Nausikaa. Und Serena, die sehr zurückhaltend war, sagte etwas dazu, was Saturninus freute, denn es zeigte ihm, dass ein wacher Geist hinter dem angemessenen züchtigen Verhalten verborgen war. So sollte es sein! In der Öffentlichkeit Zurückhaltung, unter vier Augen jedoch eine eigene Meinung. 

(11-09-2022, 07:19 PM)Lucretia Serena schrieb: Es gab so viel, dass ich am liebsten geantwortet hätte in diesem Fall, aber so eine direkte Konversation über Liebe fand ich ein wenig...zu freizügig. Ich fand nicht, dass das ein anständiges Gesprächsthema war, auch wenn es natürlich aufregend war und mein Herz raste. Jungen Männern sah man solche Worte wahrscheinlich mehr nach, als einem Mädchen. Es wurde ja von den Männern erwartet den aktiven Part zu übernehmen. Ich beschloss also eine eher ausweichende Antwort zu geben.

"Es wäre traurig gewesen für Ithaca, Penelope und Telemachos, wenn Odysseus nicht heimgekehrt wäre." Immerhin wartete die treue Gattin zu Hause mit dem Sohn und das Volk wartete auf seinen Fürsten. Penelope war immer eine meiner Lieblingsfiguren gewesen und Männer sollten zu ihren Frauen nach Hause zurück kehren und nicht mit fremden Prinzessinnen verkehren. Immerhin hatte sie zwanzig Jahre treu auf Odysseus gewartet.

Saturninus hörte mit leicht schräg gelegtem Kopf auf Serenas Stimme, und wieder nickte er, dann hob er den Blick und sah der jungen Frau einen Moment lang in die Augen. Er legte Zuneigung und Anerkennung in diesen Blick, und er lächelte, während Serenas liebliches Gesicht hinter dem Fächer fast verschwand:

"Wohl gesprochen, edle Lucretia Serena. Ich muss meine Ansicht revidieren. Odysseus musste nicht nur an sich, sondern auch noch an Ithaca und Telemachos denken. Und Penelope hatte die älteren Rechte. Es war egoistisch von Nausikaa, sich ihm in den Weg zu....",, "legen" hatte er sagen wollen, denn die Prinzessin war sehr freimütig vorgegangen, aber der kleine Scherz erschien ihm einer Jungfrau gegenüber unpassend: "äh, stellen", er nickte noch einmal und hob den Becher:
"Auf die treue und wunderbare Ehefrau Penelope und alle anwesenden Damen, die ihr gleichen und gleichen werden", sagte er galant. Wieder lächelte er.

Die keltischen Köchinnen sahen mit kundigem Blick, wer schon aufgegessen hatten. Da sie jetzt in der Küche zu tun hatten, riefen sie den jugendlichen Sklaven Spiros, der die Nachspeise auftragen sollte:
Trauben, Nüssen und Feigen und dazu Apfelkuchen aus den eigenen eingelagerten Äpfeln.
[Bild: 3_18_08_22_2_20_05.png]
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Honoratior von Iscalis
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RE: Das Triclinium - der Speisesaal - von Tiberius Furius Saturninus - 11-12-2022, 09:57 AM

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