" Wenn ich davon ausgehe, dass etwa 30 bis 50 Menschen auf einem Landgut arbeiten und außer sich selbst auch noch einmal halb so viele Städter versorgen können, spricht das sehr für die Qualität des Bodens. Ich habe ein sehr tüchtiges Gutsverwalterpaar, beide Freigelassene der Familie. Wenn es dein Wunsch ist, edler Claudius Menecrates, überlasse ich sie für die Zeit der Besichtigungen deinem Verwalter...wie hieß er noch: Loukas? Lenas?", er warf dem Griechen, der sich diensteifrig Notizen machte, einen kurzen Seitenblick zu.
Verwaltet wurde das Furiergut von
Villicus Furianus Gadrianus und der
Villica, seiner Frau Senia. Gadrianus war Thraker und Senia stammte aus Dalmatien. Sie sorgten dafür, dass die Landwirtschaft florierte.*
"Wasser haben wir genug. Manchmal auch zu viel. Der Isca- Fluss tritt im Winter über die Ufer, und ich habe gehört, dass es in solchen Jahren ein heftiges Fieber grassiert. Vielleicht sollte man daran denken, eine Kanalisierung des Isca auszuschreiben. Mittlerweile gibt es hier in Iscalis tüchtige Bauunternehmer "
Gerade wurde sogar ein ganzes
Neubaugebiet von den
Gebrüdern Thorius förmlich aus dem Boden gestampft.
Wieder hörte er Stella zu, die nun danach fragte, ob Serena gerne las -
und ob sie ans Heiraten dächte. Bei der Frage nach der Lektüre dachte Saturninus noch: Das tut sie, damit ich mich nicht langweile; es gibt nichts Langweiligeres als eine ungebildete Gemahlin, doch bei der zweiten Frage hätte er sich beinahe an seinem Pilzbrötchen verschluckt.
Dabei war es nicht unüblich, dass weibliche Verwandte auf Brautschau gingen. Sie konnten junge Mädchen viel besser beurteilen als ein Junggeselle das konnte.
Serena antwortete, dass es noch keine Pläne gab. Das bedeutete, dass sie noch niemandem versprochen war.
Saturninus konnte nicht verhindern, dass er erleichtert lächelte, als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen. Die Lucretia war nicht versprochen, sie war aus bester Familie, dabei zeigte sie das Verhalten eines wohlerzogenen jungen Mädchens, und ihr Tutor war gerade zu Gast. Vermutlich würde sich das Verhältnis zwischen Furiern und Claudiern noch intensivieren; so viele Patrizier gab es auch wieder nicht.
Guterzogen wie sie war, würde sie sich gegen Heiratspläne des Vormunds auch nicht sträuben. Doch Saturninus wollte, dass sie anfing, ihn gerne zu haben. Eine Ehe wuchs in seinen Augen nicht aus lodernder Leidenschaft, sondern begann als eine kleine Flamme und wurde dann zu einem warmen, tröstenden Herdfeuer.
Wieder schaute er zu Serena, mehr als mit den Augen zu sprechen, wagte er unter der Aufsicht des würdigen Consulars nicht. Serena hatte schöne Augen, fand er,und nun errötete sie allerliebst bis unter die Haarwurzeln:
"Das Pökelfleisch ist vielleicht ein wenig scharf gewürzt", sagte Saturninus sofort, um der Situation die Peinlichkeit zu nehmen:
"Stella, wärst du so lieb, und lässt auch einen Fächer für Lucretia Serena holen", seine Cousine hatte eine ganze Sammlung hübscher Fächer aus verschiedenen Materialien.
Er jedoch wandte sich nun direkt an Serena:
" Vorhin an der Tür, da habe ich dich mit den Worten von Odysseus an Nausikaa begrüßt. Aber weißt du was: Odysseus handelte nicht edel. Er hat Prinzessin Nausikaa verlassen. Ich hätte das nie getan, sie in Stich gelassen meine ich. Ich wäre immer an ihrer Seite geblieben und das in Liebe und Treue",
sagte er. Er unterhielt sich über eine alte Geschichte, aber er hoffte, dass Serena verstände, dass er damit mehr sagen wollte.
Die keltischen Köchinnen schauten sich verdutzt an: Ihr Pökelfleisch sollte zu scharf gewürzt sein? Pfffff, bestimmt nicht. Aber dann verschwanden sie, um sich um die Süßspeisen zu kümmern.
* Sim off: Hier eine Beschreibung der furischen Villa Rustica