(10-22-2022, 09:33 PM)Claudia Sabina schrieb: "Möge Deinen Eltern die Erde leicht werden", sagte ich und wurde einen Moment sehr ernst. Lucretia Serena stand also alleine auf der Welt. Nun, im Prinzip tat ich das auch:
"Hast du denn noch einen Bruder oder eine Schwester?"
Ich nickte:
"Dann ist Großonkel Menecrates auch dein Vormund? Wie ist er so? Nett? Streng? Geizig?",
hoffentlich war er nicht allzu sparsam. Sonst bekam ich seine leider so notwendigen Unterschriften für meine finanziellen Transaktionen nicht:
"Ja, das mit meinen Dienern war sehr traurig. Ariadnes Leichnam wurde leider über Bord geworfen, da hat der Kapitän drauf bestanden. Ich hoffe nur, ihr Gespenst verfolgt ihn deswegen. Aber den Custos habe ich ordentlich einäschern lassen, sogar mit einer Inschrift. Auch Sklaven verdienen doch eine ordentliche Beerdigung, oder?"
Ich erinnerte mich an den Widerling von Kapitän, und es betrübte mich. Aber das Erscheinen der Sklavin mit Erfrischungen munterte mich wieder auf. Ich hatte einen entschieden nicht damenhaften Hunger. Und das frische, kühle Wasser war das Leckerste, was ich je getrunken hatte:
"Ihr habt tolles Wasser hier in.... wie heißt dieses niedliche Stadtviertel doch gleich? Iscalis?"
Ich dachte, dass ich die erste Klippe umschifft hatte, als bereits die nächste Reihe Fragen auf mich einprasselte. Sabina stellte sie schneller, als ich sie beantworten konnte. Ich kämpfte gegen den Instinkt einfach davon zu laufen, da das andere Mädchen ja nicht gemein zu mir war - nur sehr...gesprächsfreudig. Ich war so viel Konversation einfach nicht gewohnt.
"Ich habe keine Geschwister, nein. Onkel Menecrates ist sehr freundlich, finde ich." antwortete ich nur sehr knapp. Das mit den Sklaven war prinzipiell schon traurig, auch wenn ich persönlich nie viele Sklaven gehabt hatte. Außer Phoebe, die schon meine nutrix gewesen war, hatte ich keine privaten Sklaven. "Sklaven sind Teil der familia und verdienen gute Behandlung und ein Begräbnis." erwiderte ich nickend. Da ging es doch um die Familienehre und die Verpflichtungen Familienmitgliedern gegenüber. "Alles andere wäre ja eine Schande."
Erneut hatte sich das Thema geändert. "Äh ja, Iscalis denke ich. Ich bin auch erst einige Tage hier und kenne mich hier noch nicht so aus."
(10-25-2022, 06:47 PM)Manius Claudius Menecrates schrieb: Als Menecrates dem Atrium zustrebte, drang Plaudern an sein Ohr - zwei Frauenstimmen, die der Hausherr nicht einordnen konnte, weil er Serena nur kurz und Sabina noch gar nicht kannte. Die Villa füllte sich und mit ihr wuchs der Verpflichtungsumfang, was keine Probleme aufwarf, denn der alte Mann hatte diese Aufgabe schon lange inne, stand er doch bereits in Rom dem Haushalt und der Familie vor,
Er hätte stehenbleiben und lauschen können, aber er schwenkte bei Erreichen des Eingangs hinein und ging auf die beiden Frauen zu, die es sich bequem gemacht hatten. Alles, was ihn interessieren musste, würde er erfahren, dessen war er sicher, und was ihn nichts anging, musste er auch nicht wissen. Kurz vor dem Tisch verhielt er den Schritt.
"Wen haben wir denn da? Wenn sich herumspricht, dass eine junge Frau nach der anderen bei mir einzieht, stehen die Verehrer bald Schlange." Er blickte zwischen Serena und Sabina hin und her, damit sich keine zurückgesetzt fühlen musste.
"Willkommen in Iscalis! Hier drinnen merkt man kaum den Unterschied zu Rom." Was natürlich nur bedingt stimmte, weil die Villa in Rom erheblich geräumiger war.
Bevor wir aber die Unterhaltung - oder eher eingehende Befragung, wie es mir vorkam - fortsetzen konnten, erschien der Hausherr selbst und ich erhob mich automatisch, um ihn zu begrüßen. Bei der Aussage bezüglich der Verehrer wurde ich nur verlegen und ein wenig rot im Gesicht.