RE: Auf verschlungenen Pfaden durch Britannien
Meine Bemerkung über den Kleisterbrei hatte meine Liebste gekränkt. Sie sagte zwar wenig dazu, aber sie schaute mich nicht mehr an und hielt den Blick gesenkt. Ich würgte am Puls, schluckte und strahlte:
"Oh nein, Cassi, es ist köstlich. Ich wollte mein Leben lang nix anderes mehr essen", beteuerte ich. Es war gelogen, doch ich wollte nicht, dass mein Schatz mir gram wäre.
Cassias Füßen waren in der Tat die Strapazen anzusehen. Sie hatten sich gerötet, und an einigen Stellen wollte sich eine Blase formen.
"Schweineschmalz wäre nun das Beste, um deine Füße gut einzucremen", sagte ich. Aber so etwas hatten wir nicht, nur einen kleinen Ölvorrat. Olivenöl war dünnflüssiger als Schmalz, aber vielleicht funktionierte es auch damit. Ich nahm etwas davon in beide Hände und massierte es kräftig in Cassias Füße ein:
"Wie klein deine Füsschen sind, wie von einer Puppe", sagte ich dabei bewundernd, und es tat mir so leid, dass Cassia wegen mir so viel laufen musste:
"Weißt du was, du wiegst doch nicht viel. Wenn du nicht mehr kannst, so nehme ich dich Huckepack. Das macht mir nix, ich bin stark" Ich zeigte Cassia meine Armmuskeln.
Wir gingen weiter. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass man Cassia gewiss schon bei den Furiern vermisste. Ihre kleine Domina, an der sie so hing, nun, das war ein verwöhntes Römerbalg. Das sagte ich natürlich nicht laut. Cassia ließ nichts auf ihre Miniherrin kommen. Doch ich stellte mir vor, wie Saturnina schon ihren Vater belatscherte, weil ihr Lieblingsspielzeug nicht im Haus war. Sie würden sie suchen! Sie würden sie bestimmt suchen!
Wir mussten die Römerstraße so bald wie möglich verlassen. Das tat ich ungerne. Die Römerstraße war ein sicherer Reiseweg, zumindest am Tag. Aber hier würden sie zuerst nachsehen, nicht wahr?
Ein kleiner Trupp Rekruten, begleitet von zwei Legionären, marschierte in der Gegenrichtung an uns vorüber. Die Jungen trugen noch keine Uniform. Bestimmt meldeten sie sich gerade zum Dienst. Sie waren etwa in meinem Alter. Sie sahen stolz und erwartungsvoll aus. Ich schlich an ihnen vorbei, den Blick gesenkt. Denn ich, ich war ja ein Dieb, obwohl ich in meinem ganzen Leben nie etwas einem anderen geklaut hatte.
Cassia und ich waren Sklaven. Wir gehörten nicht uns, sondern unseren Herren. Wir hatten uns selber geklaut.
Wir waren Diebe.
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