Ein großgewachsener Mann war vor der Mauer des Gabiniergutes stehen geblieben und schaute sich um. Er hätte ein Kelte sein können - er war licht wie sie - aber wenn er sprach, bemerkte man seinen germanischen Akzent. Eine Frame, der kurze, von den Chattenkriegern so vielseitig verwendete Speer, hing auf seinem Rücken. Der Besucher sah durch Haartracht und Kleidung auch sehr germanisch aus - denn er hatte im Unterschied zu seinem Schwager Sonnmar nie mit den Römern gelebt, obwohl er ihre Sprache und Lebensweise wohl studiert hatte. Gerlindas Bruder war er, jener Gerlinda, die im Rat der Krieger der Chatten ein Mitspracherecht hatte, und dem Wodan wie sie verbunden. Sein Name war Gerfridu, und er war der
awa-haima, der Oheim, der Mutterbruder der beiden Gabiniergeschwister.
Das hölzerne Tor war geschlossen. Gerfridu klopfte kräftig an.