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Das Triclinium - der Speisesaal
10-20-2022, 06:17 PM,
Beitrag #21
RE: Das Triclinium - der Speisesaal
Die Manieren, die Serena an den Tag legte, zeugten nicht nur von guter Erziehung, sondern auch einem gefälligen Charakter, der ohne Widerspruch Vorgaben akzeptierte. Da Menecrates seine Nichte nur wenige Tage kannte und kaum einschätzen konnte, freute er sich über diese Erkenntnis. In seinem langen Leben musste er feststellen, dass vorbildliches Auftreten selbst in adligen Familien nicht immer selbstverständlich war, wobei er zuletzt häufiger Frauen als Männer ausbrechen sah. Mit Serena hätte er auch zu einer Cena am Kaiserhof gehen können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass sie unflätig auftrat.

Augenblicke später betrat Furia Stella den Raum. Der Aufmachung nach und weil sie gestützt wurde, vermutete der Claudier das, denn von Angesicht kannte er sie nicht. Die ungewöhnliche Kopfbedeckung im Auge behaltend, lauschte Menecrates den Worten des Gastgebers, der Stella als seine Cousine vorstellte.
"Salve Furia Stella", erwiderte er auf ihren Gruß. Er konnte den Blick nicht vom Turban abwenden, daher folgte er ihr, bis sie saß. In seiner Fantasie prangte eine große Platzwunde unter dem Tuch. Um auf andere Gedanken und vor allem auf neue geistige Bilder zu kommen, konzentrierte er sich auf das Gehörte. Ihm fiel auf, dass die Wohlerzogenheit in Britannnia anscheinend einen größeren Stellenwert hatte als in Rom, denn noch nie wurde er mit derart vielen Aufmerksamkeiten bedacht, die ihm - da ungewohnt - fast schon zu viel erschienen. Insbesondere entsprach es nicht seinem Wesen, sie in gleichem Maße zurückzugeben. Menecrates gehörte zu den nüchtern wirkenden Römern, ohne Anstand und Form zu vernachlässigen.

In dem Moment, als Serena der Cousine des Gastgebers vorgestellt wurde, hob der Claudier abwehrend die Hände. "Nicht so viel Beachtung meiner Person. Ich bin ein Patrizier wie jeder andere." Er hoffte, Furius verstand und fragte nicht nach, während Menecrates, um abzulenken, sich den Pastetchen zuwandte.

"Schön drapiert", lobte er, wies auf eine der Pasteten und eines der Eier, die er nach dem Darreichen verzehrte. "Eine gute Küche", lobte er erneut. "Ich selbst befinde mich noch in der Einrichtungsphase - sowohl personell, als auch im Hinblick auf Warenlieferungen. Für ein Quantum mehr Unabhängigkeit plane ich die Selbstversorgung, weswegen ich ein nahe gelegenes Landgut erwerben möchte. Allerdings ist es als Zugereister schwer, die passenden Kontakte zu knüpfen. Für ein paar deiner Erfahrungswerte wäre ich dankbar." Er lächelte den Gastgeber an, bevor er bei den angebotenen Getränken auf das Quellwasser zeigte. Allerdings vergaß er, sich zu erklären, weil er sich gedanklich mit dem angeschnittenen Thema befasste. Nur in Rom wussten die meisten Familien, dass der alte Claudier entgegen der Norm reines Quellwasser bevorzugte.
[Bild: 3_15_08_22_9_31_55.png]
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RE: Das Triclinium - der Speisesaal - von Manius Claudius Menecrates - 10-20-2022, 06:17 PM

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