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Kleines Gästezimmer im zweiten Stock
02-20-2025, 11:47 AM,
Beitrag #9
RE: Kleines Gästezimmer im zweiten Stock
Dieser Scheißkerl kam leider viel zu schnell wieder auf die Füße und zog sein Schwert. Auch sein elendes Mundwerk stand nicht still. Er wollte wissen, woher ich seine Sprache so gut beherrschte, und ob ich ein entlaufener Sklave sei. Da lag er gar nicht so falsch. Doch seine Sprache hatte ich bereits als Kind gelernt.
"Unser römischer Sklave hat sie mir beigebracht, wenn du es genau wissen willst", entgegnete ich ihm. Daraufhin spottete er über die Königin und ihren Gemahl, grinste mich höhnisch an – sichtlich darauf aus, mich zu reizen. Doch ich ließ mich nicht von seinen Worten beeinflussen. Nein, sie prallten an mir ab. Er wollte mich provozieren und mich aus der Fassung bringen. Aber ich war nicht so dumm, ihm dieses Vergnügen zu bereiten. Ich ließ mich nicht von meiner Wut überwältigen, sondern konzentrierte mich auf den Kampf.
Unsere Klingen trafen aufeinander, Funken sprühten. Er war ein guter Kämpfer, schneller, als ich es ihm zugetraut hätte, aber ich wich seinen Hieben aus und drängte ihn langsam zurück.

Plötzlich flog ein silberner Becher durch die Luft. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Königin Rhian ihn geworfen hatte. Der Römer duckte sich, um dem Geschoss auszuweichen – genau der Moment, den ich brauchte. Ich nutzte seine Unachtsamkeit, trat vor und rammte ihm den Knauf meines Schwertes gegen die Schläfe. Er taumelte, stolperte rückwärts und sackte bewusstlos zu Boden.

Ich atmete schwer, mein Blick glitt über seinen reglosen Körper. Ich musste ihn fesseln, solange er bewusstlos war! Hastig sah ich mich im Raum um und entdeckte schließlich einen Wandbehang, ein schweres Stück gewebten Stoffes. Ohne zu zögern riss ich ihn herunter, zerschnitt ihn mit meinem Schwert in lange Streifen und band dem Römer die Hände auf dem Rücken zusammen.

Während meine Finger die Knoten festzogen, drängte ich jeden Gedanken an die Königin beiseite. Doch ich wusste, was ich gesehen hatte! Der bittere Zweifel nagte an mir: Hatte sie sich ihm wirklich nicht widersetzt? Vielleicht hatte sie ihn sogar gewollt … Nein, diesen Gedanken durfte ich nicht zulassen!
Schließlich wandte ich mich an Rhian, die inzwischen das Bett verlassen hatte. "Bist du verletzt, Herrin?" Meine Stimme klang angespannter, als ich es beabsichtigt hatte.

Dann fiel mein Blick auf den Alten, der immer noch auf seinem Schemel saß. Schützend hob er seine Hände, als ich mich ihm näherte. In seinem Gesicht spiegelte sich nackte Furcht. Er war mit dem Römer gekommen, um zu übersetzen. Doch jetzt war er ein Zeuge. Ein Zeuge, den ich nicht laufen lassen konnte. Sollte er in Eburacum erzählen, was hier geschehen war, würden die Römer ohne zu zögern noch mehr Soldaten schicken.
Er öffnete den Mund, vermutlich um seine Unschuld zu beteuern – doch es war zu spät. Ich stieß mein Schwert in seinen Leib und beendete sein nutzloses Flehen.
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Kleines Gästezimmer im zweiten Stock - von Rhian - 02-08-2025, 03:52 PM
RE: Kleines Gästezimmer im zweiten Stock - von Madoc - 02-20-2025, 11:47 AM

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