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Officium | Glück, Kummer und Gleichmut
02-13-2025, 05:51 PM,
Beitrag #5
RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut
"Ich bitte, wenn ich respektlos war, um Verzeihung, Dominus", sagte ich sofort, denn Respektlosigkeit stand mir nicht zu. Ich hatte es schon einmal an Demut gegenüber einem Römers fehlen lassen, das war in Antiochia gewesen, und der Grund dafür, weshalb ich nun in diese Lage gekommen war, obwohl ich damals noch ein freier Mann gewesen war. Dominus Leander indes ließ Innogen nicht gehen, sondern führte, was er begonnen, in aller Gemütsruhe fort.

"Sieh mir bitte einen Scherz nach, der mir schlicht verunglückte und viel mehr Überraschung als bösem Willen geschuldet war. Niemand hier, ich schwöre bei Allat, der Göttin meiner Heimat, glaubt, dass deine Ruhe Schwäche ist. Herr, alle ehren Dich", nun stiegen mir Tränen in die Augen, und ich wischte sie fort, aber schon konnte ich sie nicht mehr zurück halten. Unaufhörlich liefen sie mir über die Wangen, wie ein Strom:
" Es ist aber so quälend, Dominus", schluchzte ich: "Ich gestehe es, dass ich die Herrin Orestilla liebe. Sie hat mich abgewiesen, das weißt du also schon, weil ihr der edle Sinn nur nach dem steht, der sie, die jungfräuliche Braut, als Herrin seines Hauses unter sein Dach geführt hat.
Ja, meine Liebe gilt mir mehr als mein eigenes Glück. Ich wünsche nur, dass sie glücklich und zufrieden ist. Und glücklich kann sie nur hier bei dir, mit dir sein.

Sie sehnt sich einzig nach etwas Zärtlichkeit, etwas Aufmerksamkeit, etwas Geduld von deiner Seite, Dominus. Sie klagt darüber, dass du ihr kein einziges liebes Wort schenkst. Es ist doch grausam, eine Blume in sein Heim zu holen und ihr dann Wasser und Sonne zu verweigern, so dass sie verblüht, noch ehe sich die Knospe öffnen konnte. 

Du bist ihr Wasser und Sonne. Und ich lüge sie an, um ihre Gefühle zu schonen. Ich beteure ihr, dass du für sie etwas empfindest und nicht bist wie fühlloser Stein, es nur nichgt zeigen kannst. Denn wenn es so ist,  würde sie zerbrechen. Sie ist doch so weichherzig und zart"
 

meine Tränen durchweichten schon meine Tunika. Fast gaben mir die Beine nach, ich schwankte. Vermutlich würde sich Innogen über mich lustig machen, aber auch das war mir gleich. Ich kämpfte nicht für mich:

" Entbinde mich bitte von dieser Aufgabe, Dominus, die du mir gegeben hast. Schicke mich am besten weit fort. Verkaufe mich nach Germanien, zu den wildesten Barbaren, da mag Nicander in Eis und Schnee, wo niemand Poesie versteht, umkommen.
Doch wenn ich länger bleibe, so werde ich die beste, liebste, sanfteste und schönste Herrin nur totunglücklich machen. 
Sie wird mich hassen, deswegen, weißt du, weil ich sie ins Unglück stürze. Denn ich rede mit ihr mit sanften Worten, und so öffnet sie ihr Herz mir mehr als sie sollte. Und ich kann es doch nicht lassen, mich an ihrer Gegenwart zu freuen. Für mich geht doch die reine Sonne auf, wenn ich ihrer nur ansichtig werde.
Wäre ich nur nie in diese Provinz gekommen und hätte ich die schönste Blume von Iscalis nie erblickt!"
"

Ich sank zu Boden, umschlang meine Knie mit meinen Händen und legte den Kopf auf meine Knie:
"Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll? Ich bin so rat- und hilflos!", flüsterte ich:
"Deine Ruhe, sie ist Schwäche nicht, nein, Herr, sie ist der Fels, an dem wir zu zerschellen drohen"
[Bild: 1_26_01_24_4_43_25.jpeg]
[Bild: 3_15_08_22_9_43_44.png]
"Scheinsklave" Norbana Orestilla
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RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - von Nicander - 02-13-2025, 05:51 PM

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