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Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Nicander - 02-11-2025 Die Misere war da, und je mehr Zeit verstrich, desto mehr spürte ich, dass mein Schicksal meinen Händen entglitt wie sich eine Nymphe einem liebestollen Satyr entzog. Hätte ich es nur dabei belassen, einen tumben Sklaven zu spielen? Hätte ich es dabei belassen, einen Liebhaber zu spielen? Aber das hier war kein Schauspiel, und Orestilla war keine Schauspielerin. Ich hatte mich verliebt, und was noch schlimmer war, die Herrin liebte mich vermutlich wider. Oh schändlicher trickreicher Amor! Denn ich war nichts. Ich hatte nichts. Mein Auftrag war es, im ganzen Haus Flecken auf dem Marmor mit einer Paste aus Wasser und nitrum zu reinigen. Das war keine schwierige Arbeit, doch sie musste getan werden, damit die Domus Plautia in Glanz erstrahle. Leider würde sie nur meine Hände, nicht jedoch meinen armen Kopf beschäftigen. In dem spukte die Norbana umher. Doch wenn ich früher bei der Arbeit gesungen hatte, so blieb ich jetzt still und stumm wie ein Bewohner von Poseidons Reich. Still wie ein Fisch zu sein passte auch viel besser in diese prachtvolle Domus mit ihren vom Liebeswahn unglücklichen Bewohnern. An die Tür des Officiums klopfte ich, denn vielleicht war der Dominus beschäftigt und wünschte, ich solle später wieder kommen.... RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Caius Plautius Leander - 02-13-2025 Nachdem Plautius Montanus weg war, war Leander geradezu euphorisch. So viele Probleme lösten sich gerade von ganz allein, wie es schien, und seine Zukunftsaussichten hatten sich gerade erheblich verbessert. Und er wollte seine Freude darüber teilen. Deshalb ließ er Innogen zu sich ins Officium kommen und begrüßte sie auch gleich mit einem feurigen Kuss, während er sie vor sich auf den Schreibtisch hob und seinen Körper an sie drängte. “Ich hab nichts dagegen, das weißt du, aber wo kommt das jetzt her?“ fragte sie erfreut. “Ich bin reich“, sagte er grinsend, ehe er sie wieder küsste und ihre Hände auf seinem Körper genoss. Allerdings war diese Erklärung etwas kurz, also erzählte er es ihr nach und nach, während er sie beide entkleidete und sie immer wieder verschlang. Als die Nachricht soweit erzählt war, quietschte Innogen freudig. “Zwei Häuser und eine Töpferei in Londinium? UND die Stadtvilla?“ fragte Innogen noch einmal mit Augen so groß wie Teller nach. “Genau das. Ich werde nach Londinium fahren und mir alles ansehen.“ redete Leander weiter, während sie sich auf dem Schreibtisch so vereinten. “Und ich will, dass du mitkommst.“ Innogen stöhnte bereits, riss sich aber für die Unterhaltung wieder zusammen. “Krieg ich dann ein neues Kleid?“ fragte sie keck. Leander lachte, zog sich zurück, um sie herumzudrehen, so dass sie sich auf dem Schreibtisch aufstützen konnte. “Wir werden sehen“, meinte er nur, und dann wurde eine ziemliche Weile nicht geredet. Bis es klopfte. “Wehe du hörst jetzt auf“ drohte Jammernd Innogen, die inzwischen mit dem Oberkörper auf dem Schreibtisch lag und sich an dessen Kante festkrallte. Sie war herrlich verschwitzt und außer Atem, fand Leander, der ebenfalls verschwitzt war. “Vielleicht ist es etwas wichtiges?“ meinte er, blieb aber in ihr. “Vielleicht ist es auch nur deine Frau?“ gab sie zurück und bewegte aufreizend ihre Hüften, um ihn zum weitermachen zu animieren. Leander beugte sich zu ihr vor. “Das würde dir gefallen. Du bist schon ein freches Biest, weißt du“, neckte er sie. “Ja, würde es. Und dir doch auch. Bitte, bleib in mir“ schnurrte sie. Und vielleicht war es die gute Nachricht, vielleicht die tatsächliche Vorstellung, vielleicht auch einfach die Tatsache, dass sein Blut gerade hauptsächlich südlich war, aber dieses eine Mal ließ sich Leander darauf ein. Er entfernte noch den Gürtel von Innogens Hals und rief also “Herrein und schließ die Tür hinter dir“, ohne sich zurückzuziehen und wieder zu bekleiden. RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Nicander - 02-13-2025 Der Herr und Innogen waren zugange gewesen. Das Zimmer dampfte förmlich vor Leidenschaft, sogar die Spiegel hatten sich beschlagen. Es war nicht der erste blanke Männerhintern, den ich in meinem Leben zu sehen bekam. Römer hatten eine Vorliebe für derbe Theaterstücke, und sie delektierten sich auf der Bühne am Vollzug des Koitus in allen Variationen. Zumindest das hier war nur ein Mann und eine Frau. Es hätte etwas Schockierenderes sein können. Ich schloss die Tür hinter mir, wie mir befohlen worden war: " Salve, ich sollte hier nur den Marmor polieren, Dominus", sagte ich in gleichmütigem Tonfall: "Doch sehe ich, dass schon genug poliert wurde. Ein gutes Schwert braucht Pflege wie es der Marmor tut. Der Moment meines Eintretens scheint in der Tat unpassend gewählt. Du hießest mich jedoch eintreten. Vielleicht ist der Augenblick aber doch nicht ganz unpassend. Denn vielleicht wünschst du, dass ich sehe, was ich gemäß deinem Befehl o Herr, Domina Orestilla ja lehren soll" Innogen glaubte vielleicht, dass ihr Herr sie freilassen und dann heiraten würde, wenn er sich nur von meiner süßen Domina scheiden ließ. Ich glaubte das jedoch nicht. Hätte Plautius Leander das wollen, hätte er es von Anfang an getan. Aber so waren sie, die Männer, die nicht infam waren. Sie liebten die Huren, doch heiraten wollten sie eine Jungfrau. Nur dass Jungfrauen sie im Grunde langweilten, da sie Satyrkraut von ganz anderer Beschaffenheit zu kosten wünschten. Innogen war genau das richtige Gewächs für ihn, wie eine Efeuranke pflegte sie ihre weißen Glieder um ihren Herren zu schlingen. Ich wartete, ob Innogen jetzt weggeschickt werden würde. Ich würde das, was ich noch zu sagen hatte, auch vor ihr sagen. Lieber wäre es mir jedoch gewesen, sie wäre fort. Ich hatte nichts Persönliches gegen sie, außer das ihre laszive Präsenz ein Stachel war, der sich ins Herz meiner armen Norbana Orestilla schlug wie die Klauen des Adlers des Zeus in die Leber des unglücklichen Prometheus. Es quälte sie zutiefst. RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Caius Plautius Leander - 02-13-2025 Es war Nicander. Leander hörte sehr wohl den schnippischen Ton, den der Sklave anschlug, und es gefiel ihm ganz und gar nicht. “Eine Sache, die du und Orestilla dringend lernen müssen, ist meine Ruhe nicht mit Schwäche zu verwechseln, Nicander. Ich honoriere Offenheit, aber Respektlosigkeit wird nicht geduldet.“ Und das war die einzige Warnung, die er von Leander bekommen würde. Innogen unterdessen stöhnte etwas unanständiges darüber, wie dick gewisse anatomische Besonderheiten wurden, wenn Leander sich ärgerte, was ihr einen ordentlichen Klaps einbrachte. Aber ja, Leander wurde ärgerlich. Weshalb er gar nicht daran dachte, Innogen jetzt fortzuschicken. “Und ich denke nicht, dass Orestilla irgendetwas hiervon lernen will. Wenn du mir also nur mitteilen wolltest, dass sie nicht einmal mit dir Sex haben wollte, so weiß ich das bereits.“ Er wählte einen extra langsamen und quälenden Rhythmus, denn mehr würde auch ihn von einem gespräch ablenken. Auch wenn Leander glaubte, dass Nicander nur von Orestilla spionieren geschickt worden war. RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Nicander - 02-13-2025 "Ich bitte, wenn ich respektlos war, um Verzeihung, Dominus", sagte ich sofort, denn Respektlosigkeit stand mir nicht zu. Ich hatte es schon einmal an Demut gegenüber einem Römers fehlen lassen, das war in Antiochia gewesen, und der Grund dafür, weshalb ich nun in diese Lage gekommen war, obwohl ich damals noch ein freier Mann gewesen war. Dominus Leander indes ließ Innogen nicht gehen, sondern führte, was er begonnen, in aller Gemütsruhe fort. "Sieh mir bitte einen Scherz nach, der mir schlicht verunglückte und viel mehr Überraschung als bösem Willen geschuldet war. Niemand hier, ich schwöre bei Allat, der Göttin meiner Heimat, glaubt, dass deine Ruhe Schwäche ist. Herr, alle ehren Dich", nun stiegen mir Tränen in die Augen, und ich wischte sie fort, aber schon konnte ich sie nicht mehr zurück halten. Unaufhörlich liefen sie mir über die Wangen, wie ein Strom: " Es ist aber so quälend, Dominus", schluchzte ich: "Ich gestehe es, dass ich die Herrin Orestilla liebe. Sie hat mich abgewiesen, das weißt du also schon, weil ihr der edle Sinn nur nach dem steht, der sie, die jungfräuliche Braut, als Herrin seines Hauses unter sein Dach geführt hat. Ja, meine Liebe gilt mir mehr als mein eigenes Glück. Ich wünsche nur, dass sie glücklich und zufrieden ist. Und glücklich kann sie nur hier bei dir, mit dir sein. Sie sehnt sich einzig nach etwas Zärtlichkeit, etwas Aufmerksamkeit, etwas Geduld von deiner Seite, Dominus. Sie klagt darüber, dass du ihr kein einziges liebes Wort schenkst. Es ist doch grausam, eine Blume in sein Heim zu holen und ihr dann Wasser und Sonne zu verweigern, so dass sie verblüht, noch ehe sich die Knospe öffnen konnte. Du bist ihr Wasser und Sonne. Und ich lüge sie an, um ihre Gefühle zu schonen. Ich beteure ihr, dass du für sie etwas empfindest und nicht bist wie fühlloser Stein, es nur nichgt zeigen kannst. Denn wenn es so ist, würde sie zerbrechen. Sie ist doch so weichherzig und zart" meine Tränen durchweichten schon meine Tunika. Fast gaben mir die Beine nach, ich schwankte. Vermutlich würde sich Innogen über mich lustig machen, aber auch das war mir gleich. Ich kämpfte nicht für mich: " Entbinde mich bitte von dieser Aufgabe, Dominus, die du mir gegeben hast. Schicke mich am besten weit fort. Verkaufe mich nach Germanien, zu den wildesten Barbaren, da mag Nicander in Eis und Schnee, wo niemand Poesie versteht, umkommen. Doch wenn ich länger bleibe, so werde ich die beste, liebste, sanfteste und schönste Herrin nur totunglücklich machen. Sie wird mich hassen, deswegen, weißt du, weil ich sie ins Unglück stürze. Denn ich rede mit ihr mit sanften Worten, und so öffnet sie ihr Herz mir mehr als sie sollte. Und ich kann es doch nicht lassen, mich an ihrer Gegenwart zu freuen. Für mich geht doch die reine Sonne auf, wenn ich ihrer nur ansichtig werde. Wäre ich nur nie in diese Provinz gekommen und hätte ich die schönste Blume von Iscalis nie erblickt!" " Ich sank zu Boden, umschlang meine Knie mit meinen Händen und legte den Kopf auf meine Knie: "Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll? Ich bin so rat- und hilflos!", flüsterte ich: "Deine Ruhe, sie ist Schwäche nicht, nein, Herr, sie ist der Fels, an dem wir zu zerschellen drohen" RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Caius Plautius Leander - 02-13-2025 Wie sollte man so denn Coitus haben? Leander konnte zwar viel, aber sowas verdarb auch selbst dem lüsternsten Satyr noch die Stimmung. “Och, nein…!“ jammerte Innogen, als er sich mit schwindender Erektion zurückzog und erst einmal ganz langsam mit der Hand über das Gesicht fuhr. Da kam ein liebeskranker Sklave, um ihm zu sagen, dass er nicht romantisch genug mit einem Kind war, das ihn körperlich nicht anziehend fand – was inzwischen durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Und dann wollte er verkauft werden. Dieser Unfug war langsam anstrengender, als es die Sache wert war. “Ich entbinde dich von gar nichts, da ich dir keinen Auftrag erteilt habe. Es war eine Erlaubnis, mehr nicht. Und wenn ihr die nicht nutzen wollt, dann nutzt ihr sie eben nicht. Es ist mir gleich.“ Leander ging zu Nicander und zog ihn an einem Arm wieder auf die Beine, weil er diese unterwürfige Haltung auf Knien nicht leiden konnte. “Und ich bin ganz sicher für Orestilla weder Wasser noch Sonne noch sonst etwas. Ich habe mehrere Versuche unternommen, mich ihr zu nähern. Jedes Mal ist ihre Reaktion geprägt von Abscheu meiner Berührung gegenüber – wobei ich da inzwischen denke, dass sie einfach bei überhaupt niemandem Lust empfindet – und riesiger Angst. Und ernsthaft, ich hab es schon mehrfach jetzt gesagt, daran habe ich nicht das geringste Interesse. Um ehrlich zu sein, finde ich es das Gegenteil von anziehend. Es birgt für mich keinerlei Reiz, dieses unwissende, ängstliche und gezierte, und ich empfinde es ehrlich gesagt als ziemliche Beleidigung, für was für eine Art von Mann sie mich hält, dass sie denkt, es würde mir gefallen, sie trotz ihrer Angst in mein Bett zu führen und mir einfach zu nehmen, woran sie nicht die geringste Lust empfindet. Nicht mit mir, und mit dir wohl ebenfalls nicht. Aber gut, es war ein Versuch, und dieser ist gescheitert.“ Innogen hatte sich ihr Kleid wieder geholt, weil ihr so nackt kalt wurde, aber Leander hielt sie davon ab, sich anzuziehen. Das hier war eine Unterbrechung, kein Ende. Also nahm sie es wie eine Decke und kuschelte sich so ein wenig ein. “Plautius Montanus hat mir ein Geschenk gemacht, das ich gerade mit Innogen gefeiert habe, als du hereingekommen bist. Ich bin jetzt kein einfacher Fregelassener mehr, der im städtischen Archiv arbeitet und froh und dankbar sein muss, eine Römerin zur Frau zu haben, selbst so eine, die ihn ablehnt und Angst vor ihm hat. Aber jetzt bin ich der Besitzer einer Großtöpferei und zweier großer Mietshäuser in Londinium, ebenso wie der gewaltigen Stadtvilla dort mit all den dazugehörigen Sklaven, Klienten und Angestellten.“ Leander ließ diese Nachricht zu Nicander durchdringen. Der Sklave war zu emotional, aber nicht dumm. Er würde sehr schnell errechnen können, dass Leander auf einen Schlag ein verdammt reicher Mann geworden war. “Ich werde auch nach Londinium reisen, um dort alles in Augenschein zu nehmen und die ersten Dinge zu regeln, und über kurz oder lang werde ich auch dorthin ziehen. Was denkst du also, wie lange es dauert, bis es sich herumspricht, dass es einen neuen, sehr reichen Plautier in Londinium gibt, dessen Frau kein Kind erwartet? Und wie lange es dann dauern wird, bis diverse ärmere Familien versuchen werden, mir ihre hübschen Töchter vorzustellen? Von denen mich nicht alle ansehen werden, als wäre ich der Wolf aus der Fabel und sie das Lamm, das gefressen werden soll?“ Und auch diese Sache ließ Leander bei Nicander kurz ankommen. “Ich muss dich nicht wegschicken, Nicander, und ich werde ganz sicher nicht noch mehr von den kindischen Forderungen meiner Ehefrau bedienen, die alles Sexuelle ablehnt, keine Ahnung vom Umgang mit Geld hat und das einzig aufrechte Lächeln, das ich je an ihr gesehen habe, nun, dir geschenkt hat. Sofern sie erwachsen werden und diese Ehe erhalten will, liegt der Ball in ihrem Feld. Ich aber werde keine weitere Energie dahin verschwenden, ein Kind, das nicht weiß, was es will, von mir zu überzeugen.“ Ja, da hatte sich ein wenig angestaut in Leander. Durchaus. Aber jetzt, nachdem diese Ehe nicht länger die einzige Option war, die er hatte, konnte er dem auch Luft machen und es raus lassen. Und es fühlte sich gut an, das los zu werden. Aber es stimmte. Er musste Orestilla nicht überzeugen, bei ihm zu bleiben. Im Gegenteil, sie sollte wohl besser anfangen, ihn davon zu überzeugen, warum er sie als Ehefrau behalten sollte. Und da Leanders Stimmung sich dadurch durchaus hob, konnte er auch etwas Mitleid für Nicander empfinden, der wohl durchaus schweren Liebeskummer hatte. Wogegen Leanders Erfahrung nach ein Mittel besonders gut half: “Nachdem das alles nun gesagt ist. Willst du dich uns anschließen?“ RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Nicander - 02-15-2025 Unser Herr dachte gar nicht daran, seinen Dienst für Aphrodite zu unterbrechen, was mich zwar nicht in Verlegenheit brachte, aber mich auch nicht kalt ließ, war ich doch weder ein Eunuch noch eine Marmorstatue. Ich weinte aus Liebeskummer, doch auch, weil ich sah, dass Plautius Leander einer anderen freiwillig hinstreute, was er meiner liebsten Domina verwehrte. Doch weshalb nur? Wollte er denn keine ehelichen Kinder? Noch war es mir ein Rätsel, und hätte ich das Tor der rätselliebenden Sphynx durchschreiten müssen, mit Haut und Haar hätte sie mich verschlungen, da ich keine Antwort wusste. Ich erhob mich, da mein Herr mich auf die Beine zog. Die Vereinigung mit Innogen hatte er unterbrochen. Eine Flut von Vorwürfen gegen meine liebste Domina prasselte nun herab: dass sie nur Abscheu und Angst vor ihm empfände, ihm stets nur das gezeigt hätte und dass es ihm nicht gefiele, eine Frau gegen ihren Willen in sein Bett zu zerren. Er, noch vom Liebesspiel erhitzt, öffnete sich mehr, als er es jemals zuvor getan hatte. Unwissend, ängstlich und geziert nannte er sie, und ich zuckte unter jedem Wort zusammen, als hätte er mich damit geschlagen, denn für mich war sie ja lieblich, rein und perfekt. Innogen war es kalt, und sie wollte sich ihr Kleid anziehen, doch da ihr Dominus sie zurück hielt, wickelte es sie um sich wie eine Decke. Es tat mir Leid, da sie um meiner Tränen Willen frieren musste, und ich nickte ihr kurz und traurig zu; ich hoffte sehr, dass sie nicht böse wäre. Dann fuhr Plautius Leander jedoch schon fort, mir zu berichten, was er mit der Sklavin feierte: Geerbt hatte er, reich war er nun, nach Londinium würde er in absehbarer Zeit reisen müssen, um nach dem Rechten zu sehen, und, dass sagte er nicht explizit, vielleicht würde er sich von Norbana Orestilla zumindest räumlich trennen, wenn nicht sie gar unberührt nach Hause schicken so wie auch der göttliche Augustus seine erste Frau noch jungfräulich retournierte. Das er die Wahrheit sprach, was die Bürgerstöchter anging, deren Väter ein Auge zudrücken würden, wenn es um des Plautius Abstammung ging, wusste ich gut; es hatte sich herumgesprochen, dass selbst die hochmütigen Furier eine der ihren an einen einflussreichen Freigelassenen verheiratet hatten. Geld adelte sozusagen von alleine! Von denen mich nicht alle ansehen werden, als wäre ich der Wolf aus der Fabel und sie das Lamm, das gefressen werden soll?“, endete er, als er über die heiratswilligen Quiritentöchter von Londinium sprach. Nun kannte ich des Rätsels Lösung. Nicht Kälte war es, sondern der Wunsch, niemanden in sein Bett zu zwingen, der sich dorthin nicht freiwillig begab. Selbst mit seinen Sklavinnen hielt er es so; denn Innogen schien zu lieben, was der Herr ihr geben konnte; nicht um Geschenke oder Gunstbeweise gab sie sich ihm hin, wie viele Mädchen das in einem Haushalt taten, sondern aus Freude. Die Anzeichen, ihre rote Wangen, ihre glänzenden Augen, waren eindeutig, und Innogen selbst einer goldgelockten Aphrodite gleich. Und der Herr war ein stattlicher Mann. Ich hatte früh gelernt, dass jeder Mann und jede Frau etwas besaß, das man lieben konnte, und wenn man Zuneigung fühlte, die vom Herzen kam, dann konnte auch der Leib daran großes Vergnügen finden. Dieses Etwas zu suchen, war zuweilen notwendig, denn nicht jeder Mensch reizte meine Sinne sofort. Auch Plautius Leander war verletzt worden, erkannte ich. Ich begann ihm aber herzlich zugetan zu sein, in seine Redlichkeit und Güte. Ich stand jetzt zwischen meiner liebsten Domina und meinem gütigen Dominus. Beide waren sie gute Menschen, aber keiner von ihnen schien einzulenken, so wie das Wasser das Feuer löschte und das Feuer vom Wasser gelöscht wurde, fanden ihre Charaktere nicht zusammen. Ich hätte mir gewünscht, dass Orestilla sehen würde, was ich nun sah, einen nicht mehr ganz jungen, aber männlichen und gut gebauten Körper, kluge Augen in einem ruhigen Gesicht und keinen, der grausam mit seinen Anvertrauten verfahren wollte. "Ich gratuliere Dir, o Dominus zu deinem unverhofften Reichtum. Bitte sei auch mit Domina Orestilla so aufrichtig, wie du es in den vergangenen Minuten warst. Ich werde ihr sagen, was ich nun erfahren habe - nur wenn du es mir gestattest, selbstverständlich- damit sie später mit dir sprechen kann. Denn was immer du glaubst, sie verabscheut dich keineswegs. Der Gedanke, dass sie mich aus dem Schlafzimmer weisen sollte, er stammte von mir. Ich gab meiner lieben Domina schlechten Rat. Ich dachte nämlich, ihre Tugend würde dich beeindrucken. Doch sehe ich, dass du die nie angezeifelt hast o Herr. Was du wünschst, ist ein Leichtes, und doch vielleicht schwieriger, als nur tugendhaft zu sein: Vertrauen und einen ersten Schritt" Ich hatte gestanden, dass ich seine Frau liebte, doch der Herr zürnte mir nicht. Stattdessen lud er mich ein, mit ihnen den Liebesdienst zu teilen, um mich zu trösten. In mir war so viel unerfüllte Liebe, die mich schon so lange bedrückte. Ich hatte wochenlang niemanden anderen mehr angesehen als Domina Norbana Orestilla. Die Liebe hatte mir den Verstand geraubt, mich krank gemacht, mich schlafen und singen vergessen lassen. Nun war da aber mein Herr, der zu mir nicht sprach, als sei ich ein unbotmäßiger Sklave, sondern als wäre er der Zentaur Chairon, der einen der Heroen mit mildem Sinn belehrte. Und da war bei ihm noch Innogen, die hübsch war wie die goldlockige Aphrodite selbst. Meine Tränen versiegten. Ich lächelte der jungen Frau scheu und fragend zugleich zu. Ich war einer von ihnen, sie war eine von uns. Ich hatte bisher kaum mit ihr ein Wort gewechselt, obwohl ich unter anderen Umständen gerne einen Scherz gemacht oder mit den Mädchen geschäkert hätte. Ich hatte überhaupt mit wenigen der Plautiersklaven gesprochen, da ich Tag und Nacht damit beschäftigt gewesen war, an meine liebste Domina zu denken. Hätte Innogen Anzeichen von Abwehr oder Abscheu gezeigt, ich hätte um Erlaubnis gebeten, mich doch zurückziehen zu dürfen. Ich ließ das Nitrum Nitrum sein und der Marmor musste warten, als ich nun mit einem Lächeln meine Tunika ablegte. Ich war weder so groß noch so breitschultrig wie der Herr; wir Schauspieler hielten uns fast mager, damit wir auch glaubhaft in weibliche Rollen schlüpfen konnten. Aber das ich ein Mann war, war nicht zu übersehen. Meine Jugend brach sich mit aller Macht Bahn, und ich empfing Freude und spendete dem Dominus und Innogen mit wahrer Inbrunst welche, wobei ich beiden schöne und anmutige Dinge sagte, denn ganz aus meiner Haut konnte ich nicht schlüpfen. Wie hatte es Herr Leander einst genannt? Blumig.... "Zwecklos bekriegter,
Nimmer besiegter
Eros, Allsieger der Schlacht.
Deiner Künste
Falsche Gespinnste
Schlagen in Fesseln den unschuldigen Sinn.
Zwecklos bekriegter
Eros, Allsieger der Schlacht.
Kein Entfliehen
Kann entziehen
Selbst die Götter deiner Macht!*
*Sim off: Sophokles, um 495 bis 405 v. Chr. Übersetzer: Richard Zoozmann, 1863-1934 RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Caius Plautius Leander - 02-15-2025 Auch wenn Leander Frauen deutlich bevorzugte, hatte er keine Berührungsängste auch mit Männern. Und auch, wenn Innogen erst ein wenig zögerlich war, ließ sie sich vom Anblick des nackten Nicanders dann sehr schnell überzeugen, dass sie zu dritt noch viel mehr Spaß haben würden als lediglich zu zweit. Und so waren die nächsten Stunden auch von Leidenschaft geprägt in abwechselnden Konstellationen, wobei Leander zwar durchaus seine dominante Seite genießerisch auslebte, allerdings auch Nicander gegenüber auf gemeinsamen Konsens achtete. Alle sollten höchste, erschöpfende und wiederholte Lust erfahren und Schmerz nur in dem Maße, dass er der Lust weiter förderlich und später gar ersehnt war. Erst nach ausgiebig langer Zeit lag Leander schließlich halb auf der einzigen Sitzbank in dem kleinen Raum, der verschwitzte Körper an die Wand gelehnt. In einem Arm schlief Innogen vor purer Erschöpfung, wenngleich ihr Körper noch immer selbst im Traum bisweilen in einem Höhepunkt zusammenzuckte. Im anderen hielt Leander Nicander sanft und streichelte über die nackte, verschwitzte Schulter. Im Eifer des Gefechtes hatte er ihn dort einmal in höchster Lust gebissen und somit ein Mal auf der für einen Mann zu weichen Haut hinterlassen. “Sollte der Biss doch schmerzen, sag bescheid, damit ein Arzt eine lindernde Salbe darauf tun kann“, meinte Leander fast ein wenig peinlich berührt, weil er den anderen verletzt hatte, obwohl es nicht seine Absicht gewesen war. Und vielleicht wollte er ein wenig hören, dass es trotzdem für Nicander eine erfreuliche Erfahrung gewesen war und er auf seine Kosten gekommen sei. Dahingehend war Leander durchaus ein recht stolzer Mann. Nur verhinderte eben jener Stolz natürlich auch jegliche Nachfrage. Und es gab noch wieder die andere Sache zu besprechen: Orestilla. “Wenn du mit Orestilla sprechen willst, Nicander, kannst du das selbstverständlich tun. Nur glaube ich einfach nicht mehr daran, dass sie eines Tages so in meinen Armen liegt und daran Freude empfinden kann, das ist alles. Und ich bin es so unendlich leid, auf etwas zu warten, was nie eintreten wird.“ RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Nicander - 02-16-2025 Ich, schläfrig und auf wohligste Weise erschöpft, schenkte der Brust des Herren einen sanften Kuss, und ich hob den Kopf und lächelte ihn an: "Es schmerzt kein bisschen, es ist nur ein Liebesmal. Ich trage es unter meiner Tunika mit Stolz", ich zog mit einer liebevollen Geste einen Zipfel ihres Kleides über die bloßen Beine der schlafenden Innogen, damit sie keine kalten Füße bekäme: " Nur reine Freude und Genuss, Herr, mit allem was wir miteinander taten, hast du mir heute bereitet. Danke" Und das war die lautere Wahrheit. Plautius Leander war eine Zeitlang fordernd und ausdauernd gewesen, doch er konnte auch wieder sanft und spielerisch sein; und er spielte mit meinem Leib wie eine Zitherspielerin auf seinem Instrument. Ich hatte meiner Lust keine Zügel angelegt, und da ich ausgehungert war, hatte ich mehrmals Entspannung gfunden. Ich hatte nichts spielen oder vortäuschen müssen. Und nun lag ich in seinem Arm, und Innogen ruhte im anderen, und ich hätte den ganzen Nachmittag in dieser himmlischen Harmonie so verdösen mögen. Plautius Leander war ein Mann mit Herz, und der Zugang zu seinem Herzen wäre auch für Norbana Orestilla durch das wunderbare Spiel der Liebe zu erreichen. "Meine arme liebste Domina!", sagte ich aus tiefstem Seelengrund: "Wenn sie nur den ersten Schritt wagen könnte....", Dominus Leander würde gewiss auch eine Jungfrau verführen und führen können und ihr das schönste Schäferstündchen bieten. Ich hatte den Dominus, ich hatte Innogen gerade herzlich gerne. Und ich wünschte dieses Glück auch meiner liebsten Domina so sehr! RE: Officium | Glück, Kummer und Gleichmut - Caius Plautius Leander - 02-17-2025 Leander war zufrieden, als Nicander noch ein wenig vom Liebesspiel schwärmte. Welcher Mann hörte auch nicht gerne, ein guter Liebhaber zu sein? Und ginge es nur hierum, hätte Leander auch wirklich zufrieden sein können. Nur leider war das Leben nicht so einfach, als dass man sich einfach über Reichtum und körperliche Erfüllung freuen und es damit gut sein lassen konnte. Und so seufzte Leander leicht und schälte sich vorsichtig aus dem Dreiergespann, ohne Innogen dabei zu wecken. Die Sklavin war der abwechselnden Manneskraft zweier Männer nicht ganz so gewachsen gewesen und würde wohl den restlichen Tag mit wackeligen Knien zurechtkommen müssen, sobald sie wieder aufwachte. Noch eine kleine Auszeichnung für Leander, wie er fand. Er hätte gerne noch ein gleiches Ergebnis bei Nicander erreicht, doch dieser hatte wohl nicht ganz so mit den Nachwirkungen zu kämpfen. Und es würde wohl auch keine dauerhafte Einrichtung werden. Nicht nur, weil Leander dennoch Frauen klar bevorzugte, sondern auch, weil Nicander noch immer deutlich in Orestilla verliebt war, und letztendlich ihr gehörte, wenngleich er momentan Teil der Mitgift war. Doch bei einer Scheidung wäre er selbstverständlich auch wieder weg. “Es geht nicht um einen ersten oder auch um einen zehnten schritt“, sagte Leander etwas neidergeschlagen und schaute nach, ob in seinem Krug noch etwas Posca war, da er Durst hatte. Er hatte Glück, also trank er einen Becher und bot dann auch Nicander denselben Becher an, falls auch er seinen Durst löschen wollte. “Orestilla ist einfach ein Kind, und je länger ich sie ansehe und je mehr ich mit ihr rede, wird mir klar, dass sie einfach ein Kind ist. Und es widerstrebt mir zutiefst, mit einem Kind Sex zu haben. Es reizt mich nicht auch nur das kleinste bisschen. Und allein aus Pflichterfüllung bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich es tun könnte, und ich möchte es ehrlicherweise auch gar nicht herausfinden.“ Er kam an seiner Tunika vorbei und zog sie sich über den Kopf. Hier im hinteren Teil des Hauses war es doch etwas frischer als in der Nähe der Küche. “Der einzige Grund, warum ich keine Scheidung ausspreche, ist ehrlicherweise Mitleid. Sie würde weitere Sklaven verkaufen müssen, weil sie keine Einnahmen hat. Bestenfalls könnte sie zu ihren Verwandten zurückziehen, aber hier in Iscalis allein wäre es nur eine Frage von Monaten, ehe sie das Haus nicht mehr halten kann oder gezwungen ist, weiteren Besitz zu veräußern. Und da sie kein Vermögen vorzuweisen hat, wird sie auch keinen Ehemann mehr finden, der sie dennoch nimmt. Zumindest keinen, den sie haben wollen würde.“ |