RE: [In der Nähe der Casa Liciniana] Die Lieblinge der Götter sterben früh.
Der Typ war so besoffen, dass er glaube ich nicht einmal mitbekam, was Siofra sagte. Oder er war einfach so ein Arsch, dass es ihm vollkommen egal war. So oder so, Siofra sah jetzt auch, dass das hier eigentlich eine ziemlich blöde Idee war und wollte gehen. Ich nickte ihr zu und wartete, dass sie sich zum Gehen wandte, den Korb mit Nimue wie einen Schutzschild umklammernd. Erst dann trat ich einmal vor und beugte mich zu Eoghan leicht hinab, damit er mich auch hörte. “Du bist erbärmlich und ekelerregend. Deine Vorfahren schämen sich für dich. Ein echter Krieger hätte sich schon selbst ein Ende bereitet oder wäre zumindest gegangen, anstatt seiner Tochter auf der Tasche zu liegen.“
Und natürlich bekam er die Sesterze nicht von mir. Soweit kam es grad noch. Hätte ein anderer Säufer ihn verpfiffen, gerne, aber der Typ selber? Nein. Damit aber niemand sagen konnte, ich würde nicht zu meinem Wort stehen, drückte ich die Münze draußen Siofra in die Hand. Sie hatte das weit mehr verdient als dieser… Arsch.
Nachdem meine Wut auf den Kerl jetzt aber verrauchte, hatte ich auch Gelegenheit, sie mir nochmal anzusehen. Und sie sah unglücklich aus. Ich hoffte, sie würde nicht weinen. Weinen war unfair. Es gab nicht, was man dagegen tun konnte. Und ich hasste es, wenn ich nichts dagegen unternehmen konnte, wenn jemand litt.
Aber vielleicht half Ablenkung? “Wenn du magst, kannst du mich zum Stall begleiten? Dann siehst du, wo Nimue lebt.“ Wenn sie nicht im Suppentopf landete. “Ich kann dich dann auf dem Pferd nach Cheddar bringen, dann musst du nicht laufen.“ Die Strecke war nicht übermäßig weit, aber eine gute Stunde ordentlichen Fußmarsches sicher. Eher etwas mehr, vor allen Dingen im Winter.
Falke
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