RE: Kleines Gästezimmer im zweiten Stock
Als die Türe ins Schloß gezogen wurde, hörte sich dies in Rhians Ohren an, als hätten sich soeben die Tore Tír na nÓgs für sie geöffnet. Eine feine Gänsehaut zeichnete sich auf ihren Armen ab und Rhian hatte das Gefühl als wäre die Temperatur in diesem Raum um einige Grad gesunken. Was nicht der Fall sein konnte, da ein wohlig wärmendes Feuerchen im Kamin flackerte. Natürlich hatte man in diesem Zimmer ein Feuer entzündet, um es dem römischen GAST so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Tatsache, dass das Narbengesicht den jüngeren seiner beiden Wachen und natürlich den obligatorischen Dolmetscher mit in das Zimmer genommen hatte, behagte Rhian überhaupt nicht. Und so atmete die junge Königin tief durch. Zugleich bettete sie ihre linke Hand auf ihren Bauch, in dem sich neues Leben eingenistet hatte. Die Tatsache, dass der Jüngere der beiden Wachen seine Hand auf dem Griff seines Schwertes ruhen ließ, ließ Rhians Stirn in feine Falten legen. “Hast du eine solch schlechte Meinung von mir, Römer? Verweise deine Wache diesem Zimmer. Dies hier ist noch immer mein Refugium und ich möchte nicht, dass sich noch jemand in diesem Raum befindet. Außer dein Dolmetscher.“ Jener ältere Herr, der sich auf einem Hocker niedergelassen hatte und ein jedes Wort pflichtgetreu übersetzte.
Wie ätzend überheblich dieser Römer war, schoss es Rhian in dem Moment durch den Kopf, als es sich der Ritter nicht nehmen ließ und sich regelrecht in die Kissen des gemütlichen Bettes fläzte. “Ich bin nicht deine Dienerin.“ Erklärte Rhian auf seinen Befehl hin und straffte ihre Schultern, während sie ihm direkt entgegen blickte. Sie war Königin der Brigantes. Geweihte Priesterin. Und garantiert keine Sklavin die ihm zu Willen war. Doch schon erfolgte eine weitere Anweisung, nachdem dem Römer das Gewürzwein gebracht wurde und sie beide wieder alleine waren. So gesehen alleine waren. “Ich werde mich nicht zu deiner Hure machen lassen.“ Noch immer war Rhians Stimme außerordentlich ruhig, auch wenn es in ihr brodelte und sie diesem elenden Wurm am liebsten die Augen aus den Höhlen gedrückt hätte. Doch noch bezähmte sie sich. Schluckte ihren Ärger hinunter und starrte ihn in Grund und Boden. So wie er seinen Blick über ihren Körper gleiten ließ. Dabei blieb ihm die leichte Wölbung ihres Leibes wohl kaum verborgen. Und Rhian bettete schützend ihre Hände auf ihren Bauch. So wirkte Rhian in diesem Moment wie die Göttin, der sie diente. Und doch setzte sie sich schließlich in Bewegung. Trat auf das Bett zu und somit auch auf den Römer. Geschickt begann sie ihm die Stiefel auszuziehen, welche sie ordentlich beiseite stellte. Ebenso die Sporen, die sich an den Stiefeln befanden.
Schließlich ließ sie sich auf das Bett sinken, aufrecht sitzend und ihm den Rücken zuwendend. Tonlos das Gebet an ihre Göttin. Sie tat es für ihr Volk. Nur für ihr Volk. Und mit diesen Gedanken drehte sie sich in seine Richtung und legte sich zu ihm. Der blaue Halbmond zwischen ihren Augen schien ihn regelrecht zu verhöhnen. Denn er begann auf einmal zu kribbeln und ein merkwürdiges Gefühl begann sich in Rhian auszubreiten. Als würde sie das kommende nichts mehr angehen.
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