Kleines Gästezimmer im zweiten Stock
Die Worte des Römers hallten noch immer in Rhians Gedanken nach. Jene Worte die sich wie eine Drohung angehört hatten. Und dennoch gehorchte die Königin der Brigantes seinen Worten. Wenngleich äußerst widerwillig. Ihre Haltung war äußerst starr, als sie dem Römer voranging. Ihre Dienerschaft befand sich vor ihr und ihre Wachen befanden sich hinter dem Römer, um notfalls sofort einschreiten zu können. Doch hier wäre der Römer zahm wie ein Lämmchen, oder nicht? Skeptische Blicke der Bewohner begleiteten das merkwürdige Gespann, bis man das kleine Grüppchen nicht mehr sehen konnte. Denn Rhian hatte sich für eines der kleinen Gästezimmer im zweiten Stock des Langhauses entschieden. Dort könnte sie ihn, wenn nötig aus dem Fenster stoßen. Und würde somit einen Mord begehen. Bei diesem Gedanken spürte Rhian wie eine eisige Faust ihr Herz umklammerte, so dass sie tief durchatmete und die Flure langsamen Schrittes entlang ging. Treppenstufe um Treppenstufe wurde erklommen, bis sich das kleine Grüppchen im zweiten Stock befand. Dort entschied sich Rhian linkerhand für eines der kleinen, wenngleich gemütlich aussehenden Räumlichkeiten. Und öffnete die Türe. Ihre Dienerschaft trat zuerst ein, anschließend die Königin selbst. Und der Römer wurde regelrecht von ihren Wachen in das Innere des Zimmers geleitet. “Ihr könnt mich nun alleine lassen. Doch bitte bringt uns von diesem köstlichen Gewürzwein.“ Bat Rhian mit ihrer sanften Stimme und ihre Diener nickten augenblicklich. Schon flitzten diese davon und beeilten sich, das Gewünschte in das Zimmer bringen zu lassen. Auch würden sie eine Schale mit feinsten Keksen auf das Tablett stellen, zu den beiden Pokalen und der Karaffe angewärmten Gewürzwein. Den beiden Wachen bedeutete Rhian vor der Türe Posten zu beziehen. Schon wurde das Tablett mit dem Gewürzwein und der kleinen Schale Kekse gebracht und Rhian ließ das Tablett auf dem hölzernen Tisch abstellen. Dann verließen auch ihre beiden Diener das Zimmer. Lediglich eine der Wachen und der obligatorische Dolmetscher waren noch vor Ort. Somit war die Königin, der großen Göttin sei gedankt, nicht mit dem römischen Soldaten alleine. Das Zimmer war hübsch eingerichtet. Mit gemütlich aussehenden Möbeln, die perfekt aufeinander abgestimmt waren. Das Bett war weder zu klein, noch zu groß. Ebenso bot der Blick aus dem Fenster ein wunderschönes Panorama in die keltische Wildnis. “In diesem Zimmer werdet ihr euer römisches Haupt sicher zur Ruhe betten können.“ Sanft der Klang in Rhians Stimme, wobei sie den narbengesichtigen Römer keine Sekunde aus ihrem Blick entließ und spürte wie ihr Herz bis zum Hals pochte. Also doch Angst, die sie dem Römer gegenüber verspürte? Nun ja. Wer hätte hierbei wohl keine Angst, wenn man mit einem wildfremden Mann in einem Zimmer alleine war? Zwar wusste Rhian dass ihre Wachen draußen vor der Türe warteten und sie jederzeit verteidigten. Egal vor wem.
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