Ich teilte Rufus mit, dass mein bisheriger Vormund mein Großvater, der Konsular Herius Claudius Menecrates war. Ich hatte mich mit ihm keinesfalls überworfen. Doch er war jetzt schon längere Zeit nicht mehr in Britannien, was fürchterlich unpraktisch war. Ich würde ihm aber sofort schreiben (Auch wegen meiner Mitgift, das sagte ich aber Rufus nicht, das konnte er sich denken)
" Ich werde mindestens noch so lange bleiben, wie es dauert, eine sichere Reise vorzubereiten", ich musste eine vertrauenswürdige Reisegruppe finden, der ich mich anschließen konnte, denn eine sichtlich wohlhabende Dame auf Britanniens Straße, das war nicht ungefährlich. Trotz allem, was unsere Legionen taten, gab es leider ab und an Räuberbanden.
Als Rufus nun so warmherzig über seinen Sohn sprach, der ein freundlicher Mann zu sein schien, wurde ich froh. Ich mochte es sehr, dass er so über Vindex sprach. Vielleicht wurde ja alles gut, nicht alle jungen Männer mussten sein wie mein Ex.
"Wenn ich einen Sohn zur Welt bringe, dann wollen die Iulier ihn auf alle Fälle für sich haben. Wenn es dagegen nur eine Tochter wird, sie würde - vielleicht - bei mir bleiben dürfen, bis sie ehefähig ist. Auch ich bin ja bis zu meinem vierzehnten Jahr bei meiner Mutter und ihrem zweiten Mann aufgewachsen", antwortete ich.
Meine eigene Familie zumindest hatte sich erst für meine Person interessiert, als sie mich verheiraten konnte, ich sprach also aus eigener Erfahrung. Das erste Mal seit dem Beginn meiner Schwangerschaft hoffte ich, dass die keltische Zauberin nicht damit Recht behalten würde, dass mein ungeborenes Kind ein Junge wäre:
"Ich würde erst dann mit Petilius Vindex das Gespräch suchen, wenn ich alles sicher weiß"
Das hieß, nach der Niederkunft, wenn ich mit meinem Exmann die Angelegenheit geklärt hätte. Oh ja, wenn man mich jetzt fragte, hätte ich mein Kind natürlich gerne die ersten Jahre in meiner Obhut behalten. Es wäre doch so winzig und ein Teil von mir. Aber ich durfte nicht egoistisch sein und nur an mich denken. Ich selbst hatte gelitten, weil Haterius, der Ehemann meiner Mutter, mich gerade einmal unter seinem Dach geduldet hatte. Er hatte mich nicht lieb. Mein Kind würde es bei seinen iulischen Großeltern vermutlich viel besser haben als bei mir.
Dann erhob ich mich und rückte meine Stola zurecht. Noch einmal schaute ich Rufus genau an. Wir würden uns nun eine ganze Weile nicht wieder sehen. Erst musste ich eine Menge Sachen regeln, unter anderem ein Kind bekommen. Und dann kamen die ganzen Unglückstage, an denen man ohnehin nicht heiraten sollte....und dann hoffte ich auf Vindex, meinen neuen Gatten, den ich kennen lernen würde. Das würde aufregend werden.
"Ich danke Dir, Petilius Rufus. Ich danke Dir sehr für alles, was du für mich getan hast"
Damit meinte ich wirklich
alles. Ich sprach mit großer Herzlichkeit, nicht mit Bedauern. Ich hatte ohne Vorbehalte geliebt, und es war wunderschön gewesen. Aber es war endgültig vorbei.
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