RE: [In der Nähe der Casa Liciniana] Die Lieblinge der Götter sterben früh.
Verantwortlich war ein großes Wort. “Ich helfe Alan einfach bei allem, was so an Arbeit anfällt“, antwortete ich schulterzuckend. Ich sah mich da jetzt nicht wirklich für irgendwas in der Verantwortung. Ich kümmerte mich einfach nur darum, dass es die Pferde trocken, sauber und warm genug hatten und dass genug Fressen und Wasser da war und schaute ab und an nach ihren Hufen oder führte sie aus, wenn sie zu lange standen. Es war jetzt nicht so, als ob irgendjemand mit einer Peitsche hinter mir stand und mich antrieb oder von mir Rechenschaft wollte. “Und ich kann Alan vorschlagen, mehr Hühner zu holen. Ist eine gute Idee. Aber es ist sein Stall.“ Und ich mischte mich da sicherlich nicht ein, wie er den zu führen gedachte. Ich war ihm viel zu dankbar dafür, dass er mich bleiben ließ und mich sogar in seiner Hütte schlafen ließ anstatt weiterhin auf dem Heuboden.
Nachdem Nimue also verstaut war, trabten wir also gemütlich los. Sie meinte, dass sie ihren Vater zur Vernunft bringen könnte. Ich bezweifelte das. Es gab nur wenig, was einen Säufer zur Vernunft brachte, und der Tod einer lange dahinsiechenden Frau zählte da eher selten dazu. Aber das war Siofras Leben, und wenn sie keine Rettung wollte, drängte ich mich ihr da sicher nicht auf.
Sie meinte, ihr Vater wollte sehr viel Bier, also fiel auch alles bessere und teurere raus, denn viel Bier hieß nichts anderes als billiges Bier, und auch wenn alle Wirte ihr Zeug panschten und verdünnten, gab es da immer noch Unterschiede. Ich führte sie also eher wieder Richtung Ortsausgang und Cheddar, wo die Bebauung etwas spärlicher noch war. Hier arbeiteten viele einfache Leute, und wo viele Arbeiter auf einem Haufen waren, waren auch Kneipen und Huren nicht weit – und zwar die billige Sorte, die man sich vom Lohn eines Tagelöhners auch leisten konnte.
“Und du hütest also Schafe und willst Weberin werden?“ fing ich ein kleines Gespräch an, denn nur schweigend nebeneinander zu laufen, schien mir etwas bedrückend.
Falke
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