RE: Tablinum | Zwischen Gestern und Morgen - Nicander und NO
Ich hatte erst gefürchtet, dass Plautius Leander grob die Jungfräulichkeit meiner süßen Herrin niedergemetzelt hätte. Aber im Gegenteil, nicht angerührt hatte er sie. Die Nacht hatte er ja mit Innogen verbracht, und Norbana Orestilla fühlte sich jetzt so unzulänglich wie eine Vestalin im Hurenhaus. Ich aber war vom Hausherren dazu ausersehen worden, diese Ehe zu einem gedeihlichen Zusammenleben zu bringen, und daher durfte ich nicht egoistisch sein, sondern musste versuchen, ihr die Handlungsweise ihres Ehemannes sogleich zu erläutern. Also setzte ich mein nachdenklichstes Gesicht auf:
" Liebste Herrin, es ist wahr, dass der Herr bei einer Sklavin lag. Aber das tat er nicht, um dich zu demütigen. Im Gegenteil, seine Vorfreude auf seine Hochzeitsnacht muss unermesslich groß gewesen sein. Er liebt, und er begehrte dich"
Ich sprang auf die Füße, um meine Schilderungen mit Handbewegungen zu unterstreichen:
" Man spricht von Männern als das starke Geschlecht, o Domina. Aber im Grunde ist es nur die halbe Wahrheit, denn sie besitzen viele körperliche...Eigentümlichkeiten, die sie schwächen und krank machen können. Darunter gibt es eine, von denen du in deiner Tugendhaftigkeit nichts wissen kannst. Du kennst ja die Statuen der nackten Helden und bestimmt hast du ihr Geschlecht schon angesehen. Wenn ein Mann sich aber auf den Beischlaf vorbereitet, dann bleibt es nicht klein und anliegend. Es schwillt an, wird ganz hart....",
nun schwindelte ich ein wenig, aber die Götter mochten mir meine Lüge verzeihen, denn ich hatte vor, meinen Auftrag gewissenhaft zu erfüllen:
" Zweifellos war der Herr Leander also in diesem Zustand, aber er meint es gut, und er wollte dich nicht überrumpeln, so wie es die groben Kerle tun, denen es egal ist, ob ihre jungfräuliche Braut bei ihrer Entjungferung leidet. Daher hat er warten wollen, bis du bereit bist. Nur - was machen mit dem Teil, das ganz geschwollen und schmerzhaft hart ist? Wenn Herr Leander die Last nicht loswird, so wird er auf die Dauer geschwächt oder sogar ernsthaft krank. Das ist gewiss wahr, denn viele berühmte Ärzte schreiben das in ihren medizinischen Werken.
Deshalb ließ dein rücksichtsvoller Ehemann zur Erleichterung die Sklavin rufen, damit sie ihn von der Last befreite, die aber ganz allein der freudigen Erwartung auf dich geschuldet war.
Woher ich das weiß? Oh, der Dominus hat es mir selbst gestanden. Und das mit Tränen in den Augen, denn er wünscht sich nur, dass du ihn aus freien Stücken in die Arme schließt, ihn wie eine gute Gattin liebst und ihm vielleicht irgendwann einen kleinen lieben Erben schenkst.
Sei also bitte nicht traurig, liebste Domina. Sondern denke daran, dass dein Ehemann auf seine Weise
dich mit großem Zartgefühl behandelt. Wenn er zuweilen Abhilfe für seinen Samenstau braucht, so sieh es als eine rein medizinische Maßnahme, um seine Gesundheit zu erhalten, an"
Nun beugte ich mich vor:
"Sage einmal, liebste Domina, bist du denn auch ein klein wenig neugierig, wie es denn sei, sanfte Küsse zu geben und zu empfangen, einen warmen Leib zu umarmen und selbst umarmt zu werden und die geheimsten Stellen forschend zu liebkosen und selbst liebkost werden?"
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