RE: Auf dem Wochenmarkt
Erstaunt der Ausdruck auf Síofras Gesicht bei den keltisch gemurmelten Worten ihrer Retterin. So nickte die Dunkelhaarige lediglich und schielte aus dem Augenwinkel gen der beiden Schafe, welche nun regelrecht artig an ihrer Seite verweilten. Dann und wann mit ihren Hinterteilen zuckten, jedoch keine weiteren Anstalten machten fliehen zu wollen. Als die junge Frau dann jedoch wissen wollte, ob alles in Ordnung war, nickte Síofra viel zu hastig. Ein deutliches Zeichen das eben nicht alles in Ordnung war. Und dies schien ihre helfende Hand auch unwillkürlich zu spüren. Denn ihre Stimme nahm einen wahrlich sanften Klang an und auch ihre Miene wirkte mit einem mal sehr sanft, gar besorgt. Wie ihre Mutter immer dreingeblickt hatte, bevor sie so schlimm krank wurde und niemand wusste, ob sie das Frühjahr noch erleben würde. Bei diesem Gedanken spürte Síofra wie es ihr eisig den Rücken hinab rieselte und sie ihre Lippen kurzzeitig zu einem schmalen Strich zusammenpresste. “Ja, es ist alles in Ordnung.“ Versuchte sich die junge Keltin mit ihren Worten wohl selbst Mut zuzusprechen. Denn alleine an ihrer Körperhaltung konnte man deutlich erkennen, dass ihr Leben gehörig durcheinandergewirbelt wurde und es nicht danach aussah, als wäre alles in Ordnung.
“Das würdest du wirklich für mich tun? Aber wir kennen uns doch gar nicht und…“ Die junge Frau wollte bestimmt eine Gegenleistung dafür. So war es doch im Leben. Es war immer ein Geben und ein Nehmen. Dann jedoch huschte ein dunkler Schatten über Síofras Gesicht. Wenn sie die beiden Schafe verkaufte, hätte sie zwar Münzen, um die wichtige Medizin für ihre Mutter kaufen zu können. Doch die Schafe wären dann verloren und sie würde wieder Münzen für neue Schafe ausgeben müssen, wenn sie irgendwie über die Runden kommen wollte. Ein jeder andere würde nun wohl sagen, dass sie sich doch an ihren Vater wenden sollte. Immerhin war dieser der Ernährer der Familie und dafür verantwortlich, dass seine Familie nicht am Hungertuch nagen musste. Nur war dies bei ihrem Vater gar nicht so einfach. Denn wenn er wider erwarten den Weg aus dem Hurenhaus nach Hause fand, war er meistens zu betrunken, um überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Und wenn Síofra im Morgengrauen erwachte, schnarchte ihr Vater in aller Seelenruhe. Bis in die Mittagsstunden schlief er seinen Rausch aus.
Die Veränderung in Nivis Stimmlage blieb der aufmerksamen Síofra nicht verborgen und so blickte sie aus nun großen Augen zu der Älteren empor. Ruhig hörte sich die Keltin den Vorschlag der Rothaarigen an und blieb im ersten Moment einfach nur vollkommen ruhig. “Dein Vorschlag er klingt ..wunderschön. Ich kann spinnen, das hat mir meine Mami beigebracht, bevor sie so schwer krank wurde. Meine Mutter hat gesagt, dass ich ein Gespür dafür habe.“ Etwas wie Stolz klang in Síofras Stimme mit, als jene Worte über ihre Lippen entwichen. “Davon darf mein Vater aber nichts wissen.“ Murmelte sie mit leiser Stimme und atmete im nächsten Moment tief durch. Denn ihr Vater würde jede Münze sogleich ins Hurenhaus oder in die nächste Taberna tragen.
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