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Tablinum | Zwischen Gestern und Morgen - Nicander und NO
01-09-2025, 12:31 AM,
Beitrag #1
Tablinum | Zwischen Gestern und Morgen - Nicander und NO
Als Leander gegangen war, durchzog mich ein seltsames Gefühl. Ich war jetzt die Herrin dieses Hauses, doch diese Wahrheit fühlte sich noch fremd und unwirklich an. Alles schien neu und ungewohnt, als hätte ich einen Platz eingenommen, der noch nicht ganz der meine war. Dennoch lastete die Verantwortung nun auf meinen Schultern, spürbar und unausweichlich.

Um meine Gedanken zu ordnen, beschloss ich, mich umzusehen. Die Domus Plautia war kein prunkvolles Haus, aber ihre Schlichtheit strahlte einen gewissen Charme aus. Ich trat ins Atrium hinaus, wo das Licht durch die Öffnung in der Decke fiel und sich im klaren Wasser des Impluviums spiegelte. Es war ein beruhigender Anblick, doch meine innere Unruhe blieb.

"Nicander?" rief ich leise, während ich weiterging. Ich wusste, dass er irgendwo hier sein musste. Seine Gabe, meine Laune zu heben, auch ohne Worte, war unvergleichlich. Sein Talent, mit Worten und Gesten Geschichten zu erschaffen, hatte mich vom ersten Moment an fasziniert, seit er an meiner Seite war. Vielleicht würde er es schaffen, die Schwere dieses Tages zu vertreiben.
Meine Schritte hallten auf den Steinfliesen wider, als ich in den Hof trat. Im Garten blieb ich stehen. Wie Leander gesagt hatte, war es ein einfacher Gemüsegarten. In den Beeten ragten hier und da die trockenen Stängel der letzten Ernte hervor, kahl und schutzlos gegen den Winter. Ich strich mit den Fingern über einen der kahlen Äste, die aus der Erde ragten, und begann, mir vorzustellen, wie dieser Ort im Frühling aussehen könnte. Blumen – ja, Blumen würden ihm Leben einhauchen. Narzissen und Veilchen kamen mir in den Sinn, ihre Farben, die sich gegen das Grau der Steinwände abheben würden.
"Nicander?" rief ich erneut, diesmal ein wenig lauter. Doch auch hier war er nicht zu finden. "Wo steckst du nur?" murmelte ich leise vor mich hin.

Auf dem Weg zurück ins Haus begegnete mir schließlich ein Sklave. „Bitte suche Nicander für mich“, bat ich ihn. Dankbar für seine Hilfe, öffnete ich die Tür zum Tablinum. Der Raum wirkte still und fast ehrfurchtsvoll. Alles war ordentlich aufgereiht, und ich zögerte, etwas zu berühren. Vorsichtig setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete. Vielleicht würde Nicander bald kommen und mir die Ablenkung schenken, die ich so dringend brauchte.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund: C. Numonius Pusinnus, Duumvir von Iscalis (NSC)
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Tablinum | Zwischen Gestern und Morgen - Nicander und NO - von Norbana Orestilla - 01-09-2025, 12:31 AM

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