Saturninus hatte sich von der feiernden Menge treiben lassen. Er hatte einige seiner Leute aus der Verwaltung getroffen, mit ihnen gewürfelt, ihnen Becher Wein ausgegeben und sich eine Weile amüsiert. Eigentlich wollte er aber Nivis besuchen. Heute war ein Tag, an dem man sich mit Freigelassenen und Sklaven recht ungezwungen treffen konnte und das wollte er nutzen, sie auszuführen.
Mit einem Becher Wein in der Hand lehnte er sich an die Wand. Das Zeug hier war wie Essig! Auch die Taberna kannte er, sie war ein verufener Ort, und hier ganz in der Nähe hatte er im letzten Sommer gemeinsam mit Kiki
den gemeuchelten Centurio entdeckt - Accia Priscas Bruder. Soweit er wusste, hatte die Legio II Augusta den Mord an einem der ihren nicht aufklären können. Der Mörder war also immer noch in Freiheit. Irgendwie war Saturninus die Erinnerung unangenehm, und er wollte austrinken und verschwinden, als seine Aufmerksamkeit von einem Jungen angezogen wurde, der alleine da saß, als ginge ihn der Trubel nichts an. Er hatte Haut wie Bronze und dunkle weiche Locken und war schön, aber nicht wie ein strahlender Apoll, sondern von einer dunklen, erdigen Schönheit, als glühe er innerlich. Das war doch Catos oder viel mehr jetzt Claudia Sabinas junger Nubier (oder Aegypter?)
Einmal war die Claudia bei ihm gewesen,
um seine Zeugenschaft für ihre Scheidung zu erbitten. Sie hatte damals den Jungen als Begleitung mitgenommen.
Jetzt war sie geschieden. Dieser Nefertem verstand sich vermutlich darauf, sowohl seinen Herren als auch seine Herrin zu befriedigen, so dass es Sabina im Bett bestimmt nicht langweilig wurde. Aber die vorlaute Domina des Schönen war nirgends zu erblicken, weshalb nun Saturninus auf Nefertem zuschlenderte:
"Ist hier noch ein Platz frei?", fragte er halblaut:
"Ich kenne dich vom Sehen, habe jedoch deinen Namen nie erfahren. Du weißt vermutlich jedoch, wer ich bin. An einem Tag wie diesem sollte man nicht ganz alleine trinken"
Kurz ruhte sein Blick auf dem ebenmäßigen Gesicht des jungen Mannes, und er lächelte.