RE: Auf dem Wochenmarkt
Zu sehr war ich mit meinem Einkauf beschäftigt, um auf andere Leute zu achten. Ich hatte endlich einen vielversprechenden Händler gefunden und war nun im Begriff, den Markt wieder zu verlassen, um wieder zurück zu meiner Weberei zu laufen. Doch dann fiel mir das laute Blöken zweier Schafe auf, begleitet von einer schrillen, fast verzweifelten Stimme, die etwas in einer keltischen Sprache rief.
Ich hielt inne und blickte in die Richtung des Lärms. Ein junges Mädchen, kaum älter als fünfzehn oder sechzehn Jahre, rang mit zwei störrischen Schafen, die offenbar nicht bereit waren, ihren Anweisungen zu folgen. Ihre schmalen Schultern waren angespannt, und ihre Hände umklammerten das Seil, als hinge ihr Leben davon ab.
Ich wollte mich gerade abwenden, als ein junger Römer vortrat und dreist nach einem der Tiere griff. Ich sah, wie das Mädchen seine Hand mit einem scharfen Schlag abwehrte und etwas zurückfauchte, das ich nicht verstand. Der Römer lachte, als hätte er es mit einer lästigen Fliege zu tun.
Für einen Moment zögerte ich. Sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen war nicht ungefährlich, vor allem wenn ein Römer beteiligt war. Doch die Verzweiflung des Mädchens ließ mich nicht los, und so beschloss ich, einzugreifen.
"Entschuldigung!" rief ich, während ich näher trat. Meine Stimme war lauter, als ich beabsichtigt hatte, aber das war vielleicht auch gut so. Der Römer drehte sich zu mir um, und sein Gesichtsausdruck wechselte von Überlegenheit zu irritiertem Misstrauen.
"Was ist hier los?" fragte ich in einem Ton, der mehr Autorität ausstrahlen sollte, als ich fühlte. "Das sind meine Schafe, und dieses Mädchen hier ist meine Dienerin. Was glaubst du, was du hier tust?"
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