RE: Auf dem Wochenmarkt
Die beiden Schafe waren heute besonders lauffreudig ..n i c h t. Denn Síofra musste sich mit ihrem ganzen Gewicht und dies war nicht viel, immer wieder gegen die Sturheit der beiden Vierbeiner durchsetzen. “Na kommt schon. Bewegt euch!“ Zischte Síofra zwischen zusammen gepressten Zähnen und warf den beiden Schafen einen wild funkelnden Blick entgegen. Bevor sie ungeduldig an dem Seil zupfte, um die beiden Tiere zum weiterlaufen zu animieren. “Bitte. Bewegt euch.“ Flehte die junge Keltin nun beinahe und starrte die beiden Schafe gar in Grund und Boden. Ein weiterer, scharfer Ruck am Seil und die beiden Schafe setzten sich dann doch blökend in Bewegung. Na endlich. Das Seil umklammerte Síofra mit ihren schmalen Fingern sogleich etwas fester, während sie mit den beiden Schafen Schritt für Schritt dem Markt näher kam. Doch noch war Síofra viel zu weit entfernt und dies schienen die beiden störrischen Schafe auch zu spüren, denn sie blökten nun immer lauter. Beinahe so als würden sie sich bereits auf dem Schlachtbock befinden. “Meine Mama benötigt dringend Medizin. Bitte bewegt euch.“ Schon wieder war da ein flehender Klang in Síofras Stimme zu vernehmen, während sie die beiden Schafe nun regelrecht hinter sich herzog. Das sich die beiden Vierbeiner bei diesem wilden Gezerre nicht gleich ihre dünnen Beinchen brachen war auch schon alles. Denn die junge Keltin ging nun nicht gerade sanft mit den Schafen um. Was auch kein Wunder war, denn die Angst um ihre Mutter hing wie eine düstere Wolke über Síofras Kopf. Ihre Mutter wurde von Tag zu Tag schwächer, dies konnte die junge Keltin mit eigenen Augen beobachten. Wie die Lebenskraft aus dem geschwächten Körper ihrer Mutter entschwand. Und da half es auch nicht, dass die Heilerin Ceridwen ab und an nach ihrer Mutter sah und ihr einen Kräutersud einflößte, der ihre Beschwerden lindern sollte. Dieser Kräutersud war jedoch lediglich eine Momentaufnahme und spätestens am nächsten Tag oder am übernächsten klagte Róis abermals über die Hitze, das brennen in ihrem Körper, welches sie zu verschlingen drohte. Und Síofra war machtlos gegenüber den klagenden Lauten ihrer Mutter. Die junge Keltin konnte lediglich ihre Mutter unterstützen, in dem sie sämtliche anfallenden Aufgaben im Haushalt übernahm. Auch wenn es eine verdammt schwere Aufgabe war, das Heim ihrer Eltern so aufgeräumt und sauber zu erhalten, wie es ihre Mutter getan hatte. “Hoffentlich werden mir unsere Schafe abgekauft. Oder zumindest eines davon.“ Murmelte Síofra an sich selbst gewandt. Auch wenn die Schafe verneinend zu blöken schienen und sich abermals gegen das Seil stemmten. Pure Verzweiflung konnte man in diesem Moment in den Augen der jungen Keltin erkennen, während sie die beiden Schafe betrachtete, als wollte sie einem jeden mit einem Stein den Kopf einschlagen. Und dann, als hätten beide Tiere einen Schalter umgelegt bekommen, liefen sie artig an der Seite der jungen Keltin. So dass Síofra wahrlich überrascht dreinblickte, sich jedoch nicht beschwerte. Oh nein. Denn so würde sie schneller auf dem Marktplatz ankommen, um dort die beiden Schafe oder zumindest eines davon, zu veräußern.
Auf dem Markt in Iscalis herrschte bereits reges Treiben, was Síofra immer wieder erschreckte. Doch die junge Keltin straffte ihre Schultern, schob ihr Kinn in einer gar trotzigen Geste nach vorne und bahnte sich mit den beiden Schafen ihren Weg zwischen den Kauflustigen hindurch. Nun galt es einen Händler ausfindig zu machen, der ihr die beiden Schafe wegen des Fleisches sofort kaufte. Oder die Wolle. Egal. Hauptsache Síofra würde später einen klingenden Beutel Münzen erhalten. Nur wohin sollte sie sich wenden? Ein Wollhändler oder ein Schlachtermeister käme ihr da wohl ganz recht und so strebte Síofra mit den beiden Schafen im Schlepptau zwischen den Ständen hindurch, um nach solchen Ständen Ausschau zu halten. Wobei sie peinlichst darauf achtete, dass ihr die beiden Schafe nicht doch noch durch eine Unachtsamkeit ihrerseits entkamen, weil sie das Seil einen Moment zu locker hielt. Und dann war es ein junger Mann der sich ihr in den Weg stellte und dreist nach einem der Schafe griff. So dass sich Síofras Augen augenblicklich zu verengen begannen und sie nach der Hand des jungen Mannes schlug. “Nimm deine Griffel weg! Das sind meine Schafe!“ Fauchte Síofra in ihrer Muttersprache an den jungen Mann mit den dunklen Augen gewandt und schüttelte zornig ihren Kopf.
|