Auf dem Wochenmarkt
Die winterliche Sonne glitzerte auf dem Tuch, das meinen Korb bedeckte, und wärmte mein Gesicht, während ich durch die belebten Gassen der Stadt ging. Heute war Wochenmarkt und es schien, als sei ganz Iscalis auf den Beinen. Mein Geschäft lief gut. Vielleicht sogar zu gut, da ich die Arbeit allein kaum mehr bewältigen konnte. Doch so hatte ich heute genügend Münzen dabei, um hochwertige Wolle zu kaufen und vielleicht auch noch einen zuverlässigen Lieferanten zu finden, der mich regelmäßig beliefern konnte. Dass ich nur beste Qualität suchte, war keine unnötige Verschwendung, sondern eine Investition in die Zukunft meiner Weberei.
Der Markt war ein Schmelztiegel aus Farben und Gerüchen. Auf der einen Seite lockten die satten Rot- und Blautöne der Stoffhändler, auf der anderen quollen Körbe voller getrockneter Kräuter und Gewürze über, die in der kühlen Luft ihr Aroma entfalteten und eine wehmütige Erinnerung an wärmere Tage lieferte. Ich schob mich an einer lautstark feilschenden Frau vorbei und ließ mich von der lebhaften Atmosphäre anstecken.
Schließlich blieb ich am Stand eines Händlers stehen, der Rohwolle aus dem Norden Prydains anbot. Seine Ware war von bester Qualität, fein und doch stark genug, um langlebige Stoffe daraus zu weben. Ich sah mich um und mein Blick fiel auf einen älterer Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der gerade ein großes Bündel entwirrte.
"Salve, junge Dame! Kann ich die weiterhelfen", begrüßte er mich mit einem starken nördlichen Akzent, der keinen Zweifel daran ließ, woher er stammte.
"Bore da!", antwortete ich im und stellte damit klar, dass Latein nicht die Sprache war, die ich im Alltag benutzte. Nur in der Gegenwart von Römern sprach ich Latein. "Ich hoffe doch, dass du mir weiterhelfen kannst! Deine Wolle ist von guter Qualität!" Ich stellte den Korb neben mir ab, während ich die dichten, roten Strähnen einer Wolle befühlte, die in der Wintersonne schimmerte. "Diese Farbe gefällt mir sehr. Ein warmes leuchtendes Rot, das man nicht vergisst." Er nickte und reichte mir ein weiteres Bündel, diesmal in einem zarten Grün, das mich an den Frühling erinnerte. "Die Wolle hier kommt aus der Gegend um Eburacum. Sie ist nicht nur weich, sondern auch von außergewöhnlicher Reinheit. Perfekt für feine Gewänder oder Decken." entgegnete er, diesmal in seiner eigenen Sprache.
Ich wiegte die Wolle in den Händen und schloss kurz die Augen, um die Struktur zu prüfen. Genau so etwas hatte ich gesucht. Meine Finger liefen über die Fasern, und ich stellte mir schon vor, wie sie unter meinen Händen zu einem gleichmäßigen Faden gesponnen wurde.
"Ich suche nicht nur gute Wolle, sondern auch einen Händler, auf den ich mich verlassen kann. Mein Geschäft wächst, und ich brauche eine sichere Quelle hochwertiger Ware." meinte ich, nachdem ich wieder meine Augen geöffnet hatte.
Er hob die Augenbrauen und musterte mich aufmerksam. "So, so. Und warum glaubst du, dass ich der Richtige bin?" fragte er mich.
"Weil deine Wolle die beste ist,", erwiderte ich ohne zu zögern. "Die Qualität spricht für sich. Meine Kundinnen legen darauf großen Wert. Ich brauche jemanden, der mich regelmäßig beliefert, und ich denke, wir könnten beide davon profitieren."
Er schwieg einen Moment und schien nachzudenken, dann nickte er langsam. "Ein interessantes Angebot. Aber wie stellst du dir das vor? Ich bin ein Mann, der Wert auf Verlässlichkeit legt. Von beiden Seiten, versteht sich." stellte er fest.
"Und genau das biete ich dir. Ich zahle pünktlich und werde dir meine Bedürfnisse frühzeitig mitteilen. Im Gegenzug garantierst du, dass du mir die besten Fasern reservierst und mich nicht hängen lässt, wenn die Nachfrage steigt."
Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht. "Du weißt, was du willst, das gefällt mir. Wie ist eigentlich dein Name?" fragte er grinsend. "Mein Name ist Niamh, aber die Römer nennen mich Furiana Nivis," entgegnete ich.
"Gut Niamh, dann lass uns einen Versuch wagen. Ich bin Morien, der Wollhändler. Für gewöhnlich bin ich alle drei Wochen gier auf dem Wochenmarkt. Ich werde dir ein Bündel zur Probe zurücklegen, sobald die nächste Lieferung bei mir eintrifft. Wenn du zufrieden bist, sprechen wir über regelmäßige Lieferungen." schhlug Morien vor. Ich streckte ihm die Hand entgegen, die er fest drückte. "Abgemacht. Ich werde dich nicht enttäuschen." versicherte ich dem Wollhändler und bezahlte die Wolle, die ich mitnehmen wollte.
Mit dem Bündel Wolle in meinem Korb, einem Vertrag in Aussicht und einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, schlenderte ich weiter über den Markt.
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