Stella sprach so bewegende Worte. Das sie mich jeden Morgen, wenn sie erwachte, aufs Neue liebte, sagte sie. Aber als sie von dem Versprechen sprach, dass wir uns in der Wildnis gegeben hatten, da erwachte in mir die Sehnsucht nach den Sabrinamarschen. Wir waren so arm, und der Winter und die Geburt von Quiwon waren hart gewesen; außerdem verfolgte uns Furius Saturninus. ... aber dennoch:
"Ich will nächsten Sommer, bevor die Erntezeit beginnt, mit Dir und den Kindern einmal zurück zu den Sabrinamarschen", sagte ich zu Stella: "
Wir könnten jagen, fischen und schwimmen dort, wenn uns nicht gerade die Mücken auffressen", trotz der Aussicht auf diese Plage, wog die Aussicht auf einen entspannten Sommer mehr:
"Clara kommt mit Fenias Hilfe auch ohne mich ein paar Wochen zurecht, das hat sie schon bewiesen. Bis dahin ist Stellula auch größer. Und für Quiwon ist Zeit, dass er auch lernt, wie man in der Wildnis zurecht kommt. Mein Vater hat es mich gelehrt, und man weiß nie, für was man solches Wissen braucht"
Dann wandte ich mich an unsere Leute:
"Greift zu, ihr Guten! Wer viel arbeitet, sollte auch viel feiern!"
Freudestrahlend bewegten sich die Bediensteten zu dem reichlich aufgetragenen Essen, plauderten und scherzten. Ich war stolz auf sie alle, Freie wie Unfreie. Da waren unsere Chatten, die ich von Zuhause mitgebracht hatte, alle außer Durs, der Clara beschützte und Grunja, die ihr diente, und unsere keltischen Angestellten, darunter Fenia, die so etwas wie die Gutsverwalterin war und dazu die Sklaven und Sklavinnen, die wir wie jedes Landgut als Arbeiter da hatten.
Eine Weile sah ich zu, dann nahm ich den zweiten Ring und gab ihn Stella. Ich zeigte ihr auch den meinen.
"Das sind unsere neuen Siegelringe, Fridila. Wir und Clara haben jeden einen, zum Zeichen dafür, dass jedes Wort des anderen so gilt, als hätten wir es gemeinsam gesprochen. Denn der Gabinierhof ist unser aller Besitz"
Sollte Clara eines Tages heiraten, wüsste ich allerdings nicht, ob auch ihr Ehemann einen Siegelring bekommen würde. Soweit dachte ich noch nicht.
Unsere Ringe zeigten das Siegel des Gabinierhofes
![[Bild: Gabinia-Siegel.png]](https://i.postimg.cc/PfbRCs4M/Gabinia-Siegel.png)
Diesmal steckte ich Stella den Ring an die rechte Hand:
"Schau, Fridila, so hattest du damals den Ring entworfen. Ein springendes Pferd für die Zucht und für meine Herkunft von dem Hüter der Heiligen Herde, die zwei Federn stehen für die Gens Furia, und der Stern, das bist Du, denn du hast ihn in deinem Namen. Sie sind schön geworden, nicht wahr?"
Quiwon wollte sehen, was ich erklärte, und ich nahm ihn hoch und zeigte auf den Ring seiner Mutter.
"Bekomme ich auch einen?", fragte er: "Ich bin doch Gaius Gabinius Dives" , nun , er sagte eher
Gabinus, aber er konnte seinen römischen Namen durchaus aussprechen.
"Wenn du erwachsen bist", erwiderte ich.
"Wann bin ich ?", ich lachte und wuschelte ihm durchs Haar.
"Das sind noch einige Jahre, Sohn"
Quiwon schien zufrieden, und ich fragte meine Fridila, was sie zu essen wünschte. Das wollte ihr jedoch Quiwon unbedingt holen, wie ein kleiner Page stand er bereit.
Während er lossauste, lehnte ich mich zu meiner Frau:
" Ich liebe es, wenn du mich dulcis meus nennst", flüsterte ich ihr zu:
"UNd welches Geschenk hast du denn für mich im Cubiculum?"
Über Geschenke konnte ich mich nämlich freuen wie ein Kind.