RE: Atrium - der Innenhof
Je mehr Worte über Cassias Lippen sprudelten, desto stärker spürte sie die Verägerung ihres Herrn. Aber wieso? Wieso war es ihrem Herrn zuwider wenn seine Sklaven ihre Stimme allzu häufig erklingen ließen? Sollten die Diener des furischen Haushalts stumm, wie Geister ihrer Arbeit nachgehen? Oh. Dies wäre ihrem Herrn wohl am liebsten, durchzuckte es Cassias Köpfchen mit einem boshaften funkeln in ihren Augen. Einem funkeln welches sie rasch verbarg, in dem sie ihren Blick senkte. Die Fliesen des Atriums einer besonders ausgiebigen Musterung unterzog. Und trotz Cassias gesenktem Blick, war es ihr Herrn der ein wahres Donnerwetter über seiner Sklavin niederregnen ließ. Ein Donnerwetter, bei dem Cassia tatsächlich zusammen zuckte und sich auf die Unterlippe biss. Die Worte ihres Herrn waren allesamt ungerecht. Jawohl u n g e r e c h t! Was dachte ihr Herr denn von ihr? Dass sie sich in dunklen Ecken herumdrückte? Offensichtlich, denn genau dies war es, was der Furier seiner jungen Sklavin in diesem Moment vorwarf. Und Cassia erstickt zu schluchzen begann.
“Herr. Ich habe dir nie Anlass gegeben, an meiner Loyalität zu deiner Gens und gegenüber meiner kleinen Domina zu zweifeln.“
Schluchzte Cassia nun wahrlich herzzerreißend und hielt abrupt still, als sie von ihrem Herrn an ihrer taubengrauen Sklaventunika gepackt wurde und im nächsten Moment den Boden unter ihren Füßen verlor.
Nachdem ihr Herrn nach dem Hausverwalter gerufen hatte, erschien dieser sogleich im Atrium und Cassia taumelte auf Apollinaris zu, nachdem sie von ihrem Herrn in dessen Richtung gestoßen wurde. Tränenfeucht die Wangen der jungen Cassia, als sie mit gesenktem Kopf und wie ein Häufchen Elend vor dem Hausverwalter stand. Denn das da noch etwas von ihrem Herrn kommen würde, dies stand außer Frage. Und die Bestrafung folgte sogleich auf dem Fuß. Das Hypocaustum? Flatternd der Augenaufschlag Cassias, als sie es dann doch wagte Blickkontakt zu ihrem Herrn her zustellen. Flehend der Glanz in den nun großen, verweinten Augen Cassias, bevor sie bittend gen des Hausverwalters blickte. Vielleicht konnte Apollinaris den Römer umstimmen? Doch dieser löste einen dünnen Lederriemen von seinem Gürtel und Cassia schluckte. Bevor sie ihre schmale linke Hand nach vorne streckte, die Handinnenfläche zeigte nach oben.
“Eins.“
Zählte Cassia die Schläge mit und verbiss sich das wimmern, als die dünne Lederschnur in ihre Hand biss.
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