Saturninus hielt sich selbst für einen geduldigen Herren. Die Sklavenkinder behandelte er fast wie seine eigenen Kinder; natürlich machten sie Botengänge oder halfen im Haushalt mit, sobald sie verständig und kräftig genug dafür waren, doch auf der anderen Seite versuchte er auch oft, ihnen eine Freude zu machen. Er kaufte ihnen Naschzeug oder nahm sie mit aufs Land zu den Tieren. Mit den Älteren spielte er auch manchmal Ballspiele. Aber freche Widerworte war er nicht gewöhnt, und Cassias Verhalten ärgerte ihn. Saturninus runzelte die Stirn:
"Ich bin also gemein?", fragte er:
"Weil ich dir verbiete, mit Bran oder Nicander oder Gaius oder Lucius dich in irgendwelchen Ecken herumzudrücken? Dazu bist du erstens noch zu jung und zweitens hast du auf das Ansehen deines Hauses zu achten! Gemein? Zu nachsichtig war ich mit dir! Du bist kein Umgang für meine Tochter! Für dich finde ich eine andere Aufgabe"
Er packte sie plötzlich am Kragen wie eine Katze und hob sie hoch. Saturninus hatte durchaus Kraft, und Cassia wog nicht viel. Der Stoff der blaugrauen Tunika knirschte:
"Apollinaris!", rief der Furius nach seinem Hausverwalter,
Da sie im Atrium standen, war dieser nicht weit fort und kam herbei. Mit einer kurzen Verbeugung schaute er auf die Szene. Saturninus stieß die junge Sklavin in seine Richtung.
" Cassia wird bis auf weiteres das Hypocaustum mit bedienen", verdonnerte er sie zu einer der schwersten Arbeiten im Haus, obwohl ihm klar war, dass sie das rein körperlich nicht schaffte. Doch sie sollte sehen, welch gemütliches Leben sie bisher geführt hatte. Er, Saturninus, hatte ihr Privilegien gewährt, leicht konnte er sie ihr wieder fortnehmen.
"Und damit sie lernt, ihre Zunge im Zaum zu halten, sofort fünf Schläge mit dem Riemen auf die flache Hand!
Wenn Saturninus in dieser düsteren Stimmung war, äußerte Apollinaris keine Bedenken. Der Furius konnte, wenn er wütend wurde, ungerecht sein und gleich alle mit bestrafen. Später würde er es tun. Cassia taugte nicht zum Holzauflegen, das machten kräftige Männer. Der Hausvberwalter löste einen dünnen Lederriemen von seinem Gürtel:
"Na dann streck mal das Pfötchen aus, Cassia und zähle am besten laut mit", sagte er bedächtig.