>>> Unwillkürlich hatte sich Cassia näher an Bran gestellt und tastete nach dessen Hand, um ihre Finger mit den seinigen zu verweben. Einfach nur damit sie das Gefühl hatte, Bran würde sie beschützen können. Das er dies nicht konnte, wusste die Sklavin genauso wie es Bran bewusst war. Denn der Junge war auch nur ein Sklave, genauso wie sie eine Sklavin war. Und Leons Worte hatten unmissverständlich geklungen.
“Es tut mir Leid Bran.“
Konnte man Cassias leise Stimme vernehmen, wobei sie dem Jungen einen entschuldigenden Blick entgegen warf. Nur wegen diesem Missgeschick hatten sie diesen wunderschönen Ausflug auf die Märkte unterbrechen müssen. Sie war schuld und diese Tatsache nagte an der Sklavin, so dass sich abermals Tränen in Cassias Augen sammelten. Mit gesenktem Kopf folgte sie Batrachis nach drinnen, in das Atrium hinein. An den Wänden waren zwei Hocker aufgereiht. Auf dem einen ließ sich Batrachis sogleich sinken, während Cassia nervös auf und ab tigerte. Das warten auf ihren Dominus oder die Domina machte die junge Sklavin ganz verrückt, so dass sie niemals ruhig bleiben konnte. Zwar schimmerten ihre Augen noch immer tränenfeucht, doch es waren keine weiteren Tränen über ihre Wangen gekullert, denn diese hatte Cassia, sogleich beiseite gewischt.
Als eine der Angestellten das Atrium betrat und etwas frisches Brot, sowie einen Krug Posca, sowie zwei Becher brachte, schluckte Cassia unwillkürlich und atmete im selben Moment tief durch. Oh man. Das (ab)warten zermürbte sie sichtlich, was man an ihrer gefurchten Stirn allzu deutlich erkennen konnte.
“Der Dominus wird nicht erfreut darüber sein. Und der Verkäufer hat so ärgerlich geklungen.“
Presste Cassia über ihre Lippen hervor und blickte aus wiederum tränenfeuchten Augen zu Sabi empor. Während es der Gedanke an Sabis köstlichen Apfelkuchen war, der ein vorsichtiges Lächeln auf Cassias Lippen zauberte. Wenn es andere Umstände gewesen wären, dann hätte sich Cassia wahrlich auf den Apfelkuchen gefreut und Sabi bereits jetzt nach einem Stück angebettelt. Doch die Tatsache, dass sie ihrem Dominus ihren Fehltritt beichten müsste, nagte dann doch zu sehr an der jungen Sklavin, so dass sie sich gar nicht so wirklich auf den Apfelkuchen freuen konnte. Doch zuerst war es Batrachis, an die sich ihr Dominus wandte, nachdem dieser das Atrium betreten hatte und Cassia augenblicklich zusammen zuckte und ihren Kopf zwischen ihre Schultern zog.
Als Batrachis schluchzend an ihr vorüber stürmte, blickte Cassia ihrer Mitsklavin verwundert nach. Die Nachricht musste besonders schrecklich für Froschauge gewesen sein. Denn gelauscht hatte Cassia natürlich nicht. So etwas gehörte sich nicht und so etwas würde sie auch niemals wagen. Stattdessen war es nun ihr Dominus der sie anblickte und seine Hand ausstreckte, um ihr Kinn anzuheben.
“Deiner Ioculātrīx ist ein Missgeschick passiert Dominus.“
Piepste Cassia mit leiser Stimme und schniefte vernehmlich.
“Ich weiß nicht wer von den Sklaven getratscht hat. Ich war es nicht Dominus.“
Dabei schüttelte Cassia ihren Kopf so heftig, dass ihre zimtfarbenen Locken um ihr Gesicht wirbelten.