Als Leander Anweisungen für den heutigen Tag gegeben hatte, hätte Hector ihn beinahe gefragt, ob er sie veräppeln wollte. Es konnte unmöglich sein, dass der einstige Maiordomus eines Tages das Haus verließ und am selben Abend eine verlobte hatte. Aber da Hector Leander auch schon lange Jahre kannte, war er klug genug, seinen Unglauben nicht in Worte zu fassen und anzunehmen, dass es sehr wohl ernst gemeint war.
Deshalb war heute das Haus extra gründlich geputzt und alle Sklaven hier – welche die überragende Anzahl von vier hatte, nämlich ihn selbst, die ältliche Köchin und zwei junge Sklavinnen, die Leander noch als Maiordomus unter großem Protest des Hausherrn gekauft hatte – hatten sich extra herausgeputzt, um einen guten Eindruck zu machen. Deswegen, und weil Leander gesagt hatte, dass Norbana Orestilla ihre Sklaven wohl mitbringen würde, da diese bei Eheschließung auch mitkommen würden. Und sowas war immer eine Zeit der Unruhe. Zum einen, weil es dann meistens eine Zeit lang kuschelig wurde, weil alle zusammenrücken mussten. Und zum anderen, weil sich dann Rangfolgen änderten.
Hector hoffte ja, dass diese Norbana Orestilla eine junge und frivole Sklavin im Gefolge hatte – die beiden Neuanschaffungen von Leander hatten ihn schon abblitzen lassen, und die süße Nike von Plautius Montanus war ziemlich unerreichbar für ihn. Als er die Tür öffnete waren da allerdings nur zwei Frauen, und die jüngere sah nicht wie eine Sklavin aus. Mist.
Hector ließ sich nichts anmerken und begrüßte die Ankommenden, um einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.
“Willkommen in der Domus Plautia. Mein Name ist Hector, ich bin der Ianitor. Domina Norbana Orestilla, nehme ich an? Mein Dominus Caius Plautius Leander erwartet dich bereits im Atrium. Wenn ihr mir folgen wollt?“
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