(10-07-2024, 03:56 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Auch Saturninus nahm seinen Becher und hob ihn nun. Zumindest die Umherstehenden waren jetzt ruhig, auch wenn einige eine erneute Rede fürchteten. Mit dieser Befürchtung behielten sie dann jedoch nicht Recht.
"Licinianus Owen. Furiana Deirdre", sagte Saturninus fast feierlich:
"Lasst mich der Erste sein, der gratuliert. Und gewährt mir die Ehre, eure Hochzeit später als Zeuge zu besiegeln.
Mit frohem Herzen erlaube ich Furiana Deirdre ihre Hochzeit. Vor euch, Bürger als Zeugen, entbinde ich sie ab heute von allen Dienstleistungen und Pflichten mir gegenüber.
Wenn Du einen Wunsch hast, werte Furiana Deirde, so lass es mich, deinen Patron wissen. Denn Treue und Hingabe vergelte ich mit Schutz und Gnade, so wie auch Unterworfene, die den rechten Weg einschlagen und sich bessern, Roms Schutz und Gnade erlangen können"
Applaus brach los, man ließ die jungen Leute, die wirklich ein reizender Anblick waren, hochleben.
Saturninus hatte nicht erwähnt, dass er nur der Furiana den Segen für ihre Hochzeit geben konnte, er war nicht Owens Freilasser. Der Furius hatte auch nicht vor, Aglaia zu erwähnen, ihr Name hätte nur einen Tropfen Bitternis in die Süße der jungen Liebe geträufelt. Dennoch sah er unwillkürlich zu der Bronzegrazie hin, die ihr so sehr glich.
Es rührte Saturninus aber, dass Owen versprach, für Deirdres Kinder zu sorgen, und er meinte, in dem er ihn etwas zur Seite nahm:
"Nur auf ein Wort, werter Licinianus Owen. Du weißt schon, dass Tiberius, der von seiner Mutter Aidan genannt wird, mein natürlicher Sohn ist? Er ist ein römischer Bürger und sein Weg wird ein anderer sein als der von Deirdres Zwillingen oder euren zukünftigen Kindern, aber eine Weile will ich ihn noch bei euch lassen. Deirdre hat ihn gut erzogen, er ist stark, er ist schön und ein aufgeweckter Knabe. Die Vorfahren hielten das Landleben ohnehin für erstrebenswerter als die Verzärtelung der Stadt. Ich bitte dich nur - sei gut zu ihm. Und wenn er seine Geschwister besuchen möchte, so gib ihm die Gelegenheit",
Saturninus nickte noch einmal freundlich:
"Möge die göttliche Iuno eure Verbindung segnen"
Einen kurzen Moment, bevor Furius Saturninus uns antwortete, überlegte ich, was wir tun könnten, falls er sich querstellen würde. Ohne Zweifel würde ich Cheddar sofort mit Deirdre und ihren Kindern verlassen, um irgendwo eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, wo uns der Furier nicht finden könnte. Es gab genügend abgelegene Täler am schwarzen Berg, wo wir uns niederlassen könnten. Doch der Römer hob seinen Becher und begann feierlich zu sprechen. Er gab Deirdre die Erlaubnis zu heiraten und entband sie von all ihren Verpflichtungen ihm gegenüber. Auch den unterworfenen, die sich gebessert hätten, wollte er Gnade und Schutz gewähren. Zweifellos meinte er mich damit. Ich lächelte nur und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. "Auch ich danke dir, Furius Saturninus!" sagte ich.
Wieder einmal nutzte er die Situation, um sich vor den Bürgern von Iscalis zu profilieren. Diese brachen sofort in Applaus aus. Doch der Blick, den Furius mir danach zuwarf, traf mich unangenehm. Denn natürlich hatte er nur Deirdre von ihren Pflichten entbinden können, nicht aber mich. Aglaia war zwar einfach gegangen und hatte mich aus ihrem Leben verbannt, aber ich war immer noch ihr Freigelassener. Doch darüber sollte sich Deirdre keine Sorgen machen. Ich würde sie mit oder ohne Aglaias Zustimmung heiraten.
Nachdem ich mein Versprechen abgegeben hatte, nahm mich der Römer beiseite und sprach über Aidan, seinem Sohn. Ich wusste, dass es sein Sohn war - jeder wusste das! Eines Tages würde er ihn holen, sagte er, doch bis dahin bat er mich, gut für ihn zu sorgen und ihm zu erlauben, seine Geschwister zu sehen.
"Aidan ist ein lieber und kluger Junge. Ich werde ihm stets wie ein guter Vater sein, das verspreche ich dir. Und natürlich kann er jederzeit seine Geschwister sehen. Mach dir darüber keine Sorgen," versicherte ich ihm mit einem Lächeln.
Dann wurde meine Miene plötzlich ernst, als mein Blick kurz zu Aglaias Statue am Brunnen wanderte.
"Muss sie es denn auch wissen... und zustimmen?" fragte ich ihn schließlich.