RE: Pferdeweiden und Ställe
Ich war mit dem Sattel soweit zufrieden und suchte das Zaumzeug. Ich musste sehr genau hinsehen, damit ich es nicht mit einem anderen verwechselte und mir am Ende doch ein Diebstahl unterstellt wurde.
Frowin erzählte weiter und davon, dass er Sklave war. Ich hatte mir das schon so halb gedacht, denn was sonst sollte jemand mit seinem Namen denn sein, wenn er unter Römern verkehrte und nur ihre Sprache sprach. Auch wenn er sagte, aus Gallien zu stammen. “Sprichst du auch die Sprache?“ fragte ich in eben jenem Dialekt, den man in Gallien sprach. Eins meiner wenigen Talente: Die Sprachen und Dialekte alle zu sprechen. Lesen konnte ich davon keine fünf Schriftzeichen ohne eine halbe Stunde Bedenkzeit, aber sprechen konnte ich alle keltischen Dialekte, und das römische und das griechische.
Ich hätte ihm eigentlich angeboten, ob ich ihn befreien sollte. Auch wenn das auch irgendwo ein Diebstahl wäre, aber er wäre nicht der erste Sklave, den ich befreit hätte. Aber anders als die, die ich befreit hatte, war er sein ganzes Leben lang Sklave gewesen und ich hätte ihm nicht mehr bieten können, als ihn ein paar Meilen weit weg zu bringen und ihm die Richtung der Freiheit zu weisen. Und geborene Sklaven schafften das nicht. Schon keltischen Sklaven würde das schwer fallen, da sie keine Heimat hatten, in die sie zurück konnten. Aber ein römischer Sklave, der nichts außer die Römer kannte? Der würde lebendig von Britannia gefressen werden. Also sagte ich nichts und packte weiter.
“Ich bin eigentlich ganz froh, dass Cuno aufgehört hat, zu singen. Er war schrecklich“, sagte ich also nur mit einem halben Grinsen, als ich endlich mein Zaumzeug identifiziert hatte und es meinem Pferd über den Kopf streifte und die kleinen Lederbänder in die dafür gedachten Schnallen schob.
“Und die Menschen hier sind eigentlich nicht so anders wie überall. Die meisten wollen eigentlich nur in Frieden leben, ihre Ernte einfahren, ihre Kinder großziehen und hoffen, dass der Himmel ihnen nicht eines Tages auf den Kopf fällt. Und dann gibt es halt noch die Scheißkerle, die sich selbst auf Kosten der anderen bereichern wollen, die stehlen, lügen und verraten, Intrigen spinnen und versuchen, Macht an sich zu raffen. Das ist überall gleich, bei den Römern und bei den Kelten. Ich hab da nicht wirklich viele Unterschiede feststellen können.“
Falke
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