RE: Pferdeweiden und Ställe
Wahrscheinlich war es nicht besonders clever, jetzt zu gehen, und ganz sicher würde es unbequem werden, aber ich hielt es wirklich keinen einzigen Moment länger aus in diesem Haus. Seit ich hier angekommen war, waren mir nichts als Fallen gestellt worden. Eine nach der anderen, immer wieder. Erst die beiden Mädchen, dann das Essen und der fürchterliche Barde und jetzt zum Schluss noch der Spott des Hausherrn. Alles, wirklich alles, um mich irgendwie in die falle zu locken, um etwas zu finden, für das er mich den Römern ausliefern hätte können. Die meisten Dobunni waren ja trotz allem wie alle anderen Menschen auch und wollten einfach nur Frieden, genug Regen für eine gute Ernte, aber nicht so viel, dass dass die Ernte ersoff, und einen milden Winter. Aber dieser Eisu? Der war eine Schlange, die alles und jeden verraten würde, nur um selbst einen winzigen Vorteil herauszuschlagen. Dabei machte er nicht einmal vor den uralten, heiligen Gesetzen des Gastrechtes halt, die älter waren als die Menschen. Möge er die nächsten hundert Jahre als Filzlaus wiedergeboren werden.
Ich stapfte also durch den Regen zu dem Stall und betrachtete meine Sachen und den Jungen, der natürlich auch hier als wache aufgestellt war. Überwachung überall.
“Du kannst zu deinen Freunden gehen, ich kann jetzt selbst auf meine Sachen aufpassen“, sagte ich so mild wie möglich zu dem Kind, das nichts dafür konnte, in welcher Gesellschaft es war, und hoffentlich noch nicht so verdorben, dieselbe Niedertracht wie sein Herr zu empfinden. Ich konnte ja zu vielen Leuten auch hart und unerbittlich sein, aber nicht zu Kindern. Also bezähmte ich meine Wut für die Momente, die er brauchte, seine Sachen zusammenzukratzen und zu gehen, ehe ich mich ihr wieder überließ. Und ja, ich war verdammt wütend.
Ich besah mir das Lager und trat erst einmal die Decken beiseite. Ich würde hier garantiert nicht schlafen oder etwas anfassen, was dieser Dobunni-Natter gehörte. Die Warnung der Dienerinnen klingelte mir noch in den Ohren, also sah ich meine Sachen sehr, sehr gründlich durch, packte jede Tasche aus und wieder ein, um zu kontrollieren, ob etwas fehlte oder etwas hinzugefügt worden war. Nicht ein Weizenkorn, das nicht meines war, würde ich mitnehmen.
Ich war mit der Inspektion noch nicht ganz durch, als ich jemanden in den Stall kommen hörte. Im ersten Moment dachte ich, er redete mit mir, als er anfing, zu sprechen, aber als ich mich leicht aufrichtete, merkte ich, dass er mit einem Pferd redete. Also schwieg ich und packte weiter meine letzte Tasche, während der junge Mann, der vorhin auch beim Essen war, weiter mit seinem Pferd redete. Erst, als ich fertig war, räusperte ich mich einmal gut hörbar, damit er merkte, dass ich auch hier war.
“Tut mir leid, ich wollte dein Gespräch nicht stören“, sagte ich, während ich die Satteltaschen auf einen Bock legte und mich nach meinem Sattelzeug und den Pferden umsah. “Ich warte nur, bis der Wind etwas nachlässt und die Blitze weitergezogen sind, dann bin ich auch schon weg.“
Ich hatte keine Ahnung, in welchem Verhältnis der rothaarige Mann mit Eisu stand, also blieb ich lieber erst einmal höflich.
Falke
|