Wieder zuhause
Waren Reisen in die Vergangenheit unterhaltsam? Ich fand es nicht. Manches war vielleicht ganz lustig, aber man verweigerte sich doch den neuen Eindrücken und der Fülle des Lebens. Ich war zurück und doch nicht zurück. Heraklit hatte Recht, der behauptet hatte, man könne niemals zwe Mal in den gleichen Fluss steigen.
Ich hatte nämlich mein altes Mädchenzimmer wieder bezogen. Ich lag auf meiner Kline und hatte die Füße hochgelegt, damit meine Knöchel abschwollen. Draußen hörte ich Anaxarete, wie sie Anordnungen gab. Agamedes hatte seine alte Klause wieder bezogen, und ich wettete, dass er zufrieden war.
Dennoch war es nicht wie früher. Mein Vormund war verreist, und den Hausverwalter Linos hatte er mitgenommen. Serena führte schon lange einen eigenen Haushalt. Nathaira war auch nicht mehr hier. Ich erinnerte mich daran, wie Claudianus Linos mir in einem unbedachten Moment seine geheime Liebe gestanden hatte.
Kühl hatte ich ihn zurückgewiesen. Da war ich noch ein junges Mädchen und wusste nichts von der Liebe. Ich wusste nicht, wie sehr einem das Herz wehtun konnte, wenn es voller Liebe war, die abgewiesen wurde. Jetzt aber wusste ich es.
Durch die Abwesenheit der Herrschaft war die Villa etwas verwaist gewesen. Die Sklaven hielten zwar alles recht und schlecht in Ordnung, doch es fehlte die ordende Hand. Das war auch der Grund dafür, warum Anaxarete wie ein Usurpator die Befehlsgewalt an sich gerissen hatte und in einer Mischung aus Griechisch und rudimentärem Latein draußen herumpolterte.
Ich ruhte mich aus, aber inwendig war ich ganz und gar nicht ruhig. Ich wartete nämlich auf Nefertem, der meinen Scheidungsbrief zu meinem Exmann brachte. Ich hatte dem Ianitor befohlen, ihn sofort zu mir zu führen, wenn er wieder zurück war.
Hoffentlich kam er in einem Stück wieder. Jener andere Sklave, der
Dicke, stand mir leibhaft vor Augen. Der hatte sich vor seinem eigenen Schatten gefürchtet.