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Niamhs Hütte
09-16-2024, 08:12 PM,
Beitrag #12
RE: Niamhs Hütte
Ich lag auf dem Boden und war gerade in diesem angenehmen Zustand zwischen wachen und schlafen. Ich lag häufiger auf dem Boden denn in diesem Bett, was einfach zu weich war und mir den Rücken verdrehte, wenn ich darin lag. Das Bett einer Frau. Nett und weich und biegsam. Es verdrehte die gedanken und die Seele zu netten, weichen und biegsamen Dingen. Ich mochte das nicht. Es machte schwach. Man verlor den Blick auf die Welt und entfernte sich vom Schleier, ließ sich einlullen von der Musik der Welt und fing an zu träumen. Nicht die gute Art von Traum, die einen die Wahrheit und die Zukunft erkennen ließ, sondern diese ekelhaft süßliche Art, die einem vorlog, dass alles auf der Welt nett und weich und biegsam sein könnte und man selbst nett und weich und biegsam darin einen Platz hätte.

Igitt.

Nein, der Boden war ehrlich. Der Boden war nicht ungerecht und verführte einen nicht. Er war einfach nur. Weich und hart, trocken und nass, fruchtbar und unfruchtbar. Er scherte sich nicht darum. Er war. Das war mir lieber. Und meinem Rücken war es auch lieber.

Ich lag also da und meine Gedanken wanderten auf beiden Seiten des Schleiers in diesem angenehmen Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit, als es klopfte. Ernsthaft, was sollte das? Ich ignorierte es. Doch dann hämmerte es und ich knurrte unwillig zurück.
Gefahr konnte mir nicht drohen, hier im Haus unter dem Schutz der uralten Magie, die Louarn gewoben hatte, obwohl er davon wahrscheinlich nichts wusste. Alles, was hier hämmerte, um mich zu verletzen, wäre schon vor etlichen Schritten auf die Idee gekommen, dass es eine blöde Idee wäre, bevor auch nur eine Fingerspitze die Tür berührt hätte. Und doch hämmerte es an dieser Tür und hörte auch nicht auf. Nein, es kam noch ein kläglich gewimmertes “Bitte!“ dazu.

Ich sammelte meine Wut tief in meinen Eingeweiden, als ich aufstand und die Tür aufriss. Die ganze Macht meiner dunklen Gaben floss aus mir in den Raum um mich herum, um jeden in die Flucht zu schlagen, der hier trotz all meiner Bemühungen hämmerte.
Es war ein Junge. Keine Ahnung, wie er hieß, es interessierte mich nicht. Er war höchstens acht und verheult und schaute mich mit riesigen Augen an, lief aber nicht gleich schreiend davon, obwohl ich ihn niederstarrte.
“Bitte, meine Ma… sie ist krank!“ jammerte er. Warum jammerte er mich damit voll?
“Und was interessiert mich das? Geh zur Gwrach!“ fauchte ich ihn an und war schon dabei, die Tür zuzuschlagen, als der Bengel rotzfrech – oder eher verzweifelt bis in die Knochen – seinen Fuß in die Tür stellte und sie festzuhalten versuchte.
“Sie ist nicht da. Sie ist in der Stadt bei den Römern.“
Ich sah den Jungen an. Aber nein, mich interessierte seine Mutter kein klitzekleines bisschen. “Das ist dann wohl Pech“, meinte ich und drückte wieder gegen die Tür, wo er dagegenhielt.
“Bitte! Ich weiß, du kannst ihr helfen! Du hast doch all diese Pflanzen und das alles! Bitte!“

Ich hatte wirklich keine Lust, irgendwem zu helfen oder mich von dem mitleidigen Gejaule eines Kindes zu irgendwas überreden zu lassen. Aber der Bengel machte genug Krach, dass meine mistigen, neugierigen Nachbarn anfingen, um die Ecke zu schauen, was hier passierte.
Ich tat also das einzige, was mir übrig blieb, packte den Jungen am Kragen und zog ihn zu mir rein und schloss die Tür.
Er heulte weiter und klammerte sich jetzt an mich. “Bitte! Sie hat Fieber und sie ist vorhin einfach umgefallen und sie redet wirres Zeug!“
Würde es nicht auffallen, wenn hier im Dorf ein Kind verschwinden würde, der Bengel würde nicht mehr weiterjammern. Ich überlegte ernsthaft, wer ihn wohl suchen würde und wie ich ihn verstecken könnte, kam aber zu dem Ergebnis, dass es auffällig bliebe. Wohl Glück für den Jungen.
Ich knurrte und überlegte weiter meine Optionen, während er mich vollheulte und jammerte und greinte, was bei seiner Mutter passiert war.
“Wenn ich mir deine Mutter ansehe, schwörst du, nie wieder auch nur in die Nähe dieses Hauses zu kommen und niemals auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren, von niemandem?“ fauchte ich ihn schließlich an.
Er nickte eifrig und schwor alles.


Irgendwie wusste ich da schon, dass das nicht funktionieren würde.
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Falke
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