(08-16-2024, 10:39 AM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus, begleitet von Serena, seine Kinder, Familia und Freunde in der Nähe, sah auf die Menge der Leute von Iscalis. In seiner Sorge um das Städtchen war er aufrichtig. Hier war sie wieder verwirklicht, seine Vorstellung vom gedeihlichen Zusammenleben von Barbar...äh Kelten und Römern in Britannien. Denn aus beiderlei Volk waren sie gekommen. Der Furius gab sich keiner Illusion hin über ihre Beweggründe: Mehr als der Brunnen zog sie die Aussicht auf ein Gratisfestmahl an. Aber auch gemeinsam zu essen, sicherte hoffentlich den Frieden.
Aus Cheddar war auch die Dorfälteste Ceridwen als offizielle Vertreterin gekommen. Unwillkürlich trat Saturninus etwas zurück. Ob er wollte oder nicht, die Alte hatte etwas an sich, was ihn einschüchterte. In ihrer dunkelblauen feierlichen Robe wirkte sie auf ihn wie eine Priesterin vergessener Götter:
"Willkommen, werte Ceridwen", sprach Saturninus: " Danke für deine guten Wünsche. Dieser Tag gehört nicht nur uns Furiern, sondern auch Cheddar: Es ist ein Sohn eures Dorfes, der dies edle Kunstwerk geschaffen hat"
Daas war schon ein Satz aus der geplanten Rede, die ihm in den Sinn kam. Aber Ceridwen hatte Saturninus schon oft geholfen, "seine" Kelten besser zu verstehen. Er hielt sie für eine Freundin Roms und behandelte sie stets mit Achtung:
"Ja, dies hier ist mein Sohn, Aulus Furius Carus. Deine Nichte Nivis ist aber auch hier und vergnügt sich. Sie betrachtet die Bronzefiguren des Brunnens. Schau sie dir an, wir machen noch eine kleine Römerin aus ihr!"
Das klang nach einem Scherz, aber Saturninus war es ernst damit:
"Amüsiert euch, es gibt Speisen und Getränke und Plätze im Schatten!"
Heute schienen sämtliche Misslichkeiten, die unsere Beziehung in den letzten Wochen und Monaten belastet hatten, zur Seite geschoben zu sein. Der Furier begrüßte mich sehr herzlich. Diese Situation war wie geschaffen für ihn. Er war, wie in Fisch im Wasser – ganz in seinem Element. Ich lächelte höflich und neigte leicht den Kopf.
"Danke, verehrter Furius Saturninus,” sagte ich mit einer Stimme, die ruhig und kontrolliert klang. “Es ist wahrlich ein stolzer Tag für Cheddar, und wir sind geehrt, dass einer der Unseren hier Anerkennung findet."
Ich ließ meinen Blick kurz über die Menge schweifen und sah dann auch Niamh, die sich tatsächlich an den Bronzefiguren erfreute. Sie war in Begleitung eines jungen Mannes. Der Rothaarige kam mir bekannt vor. Sofort fiel es mir auch wieder ein. Dies war doch der junge Frowin! Furius‘ Wagenlenker und Sklave. Ein Hauch von Sorge durchzog meine Gedanken, doch ich ließ mir nichts anmerken. Ich fragte mich, ob sie inzwischen wusste, dass sie immer noch die Sklavin des Furiers war.
"Niamh scheint sich gut zu amüsieren.," bemerkte ich.
"Es ist schön zu sehen, wie unsere Kulturen sich annähern. Ist der junge Mann, der bei ihr ist, nicht dein Wagenlenker?" fragte ich scheinbar ganz beiläufig.
Innerlich jedoch brodelte es in mir: Ich war dagegen, dass der Furier das Mädchen in Unwissenheit hielt. Aus ihr würde niemals eine kleine Römerin werden! Nur eine weitere Sklavin Roms. Niamh würde niemals ihre keltischen Wurzeln vergessen, egal wie sehr der Furier sich auch bemühte. Im Notfall würde ich dafür sorgen, dass sie es nicht tat.
"Wir werden deine Gastfreundschaft genießen," fügte ich hinzu und nickte erneut.
"Danke für die Einladung."
Ich trat etwas in den Hintergrund, ohne jedoch Niamh aus den Augen zu verlieren.