(08-26-2024, 08:39 PM)Accia Prisca schrieb: Prisca war sich nicht ganz so sicher bei dieser Vorstellung. “Ich hoffe, dass meine Kinder nicht mit Ferkeln spielen. Die stinken so furchtbar. Lieber lass ich von Merula ein Lämmchen besorgen. Oder ein Hündchen.“ Prisca lächelte bei der Vorstellung an einen Hund. Die meisten Leute wollten große und scharfe Wachhunde, aber sie wär auch völlig zufrieden mit einem kleinen, quirligen Hündchen, das zu ihren Füßen spielte und den Kindern einen Lederball apportierte. Viel lieber als so ein großes Ungetüm wie es ihre Nachbarn hatten, pechschwarz und riesig groß und immer so laut.
Aber Prisca merkte auch die Veränderung in Sabina, als sie so von ihren Ehemännern sprachen. Sie schaute verstohlen zu Sabina hinüber und war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Vielleicht irrte sie sich ja auch? Das wäre wahnsinnig peinlich, wenn sie dann eine falsche frage gestellt hätte, und würde Sabina obendrein beleidigen.
“Mein Bruder war auch immer sehr beschäftigt mit der Legion. Und er war nur ein Centurio, kein Tribun. Es kam mir immer vor, als wären alle Männer der Legion eher mit dieser verheiratet“, sagte sie also vorsichtig, um ihrer Freundin vielleicht einen Weg zu öffnen, wenn sie reden wollte, oder eben nicht, falls Prisca es falsch aufgefasst haben sollte.
Zu der Sache mit dem Wein hatte Prisca keine Meinung, dafür kannte sie sich zu wenig mit solchen Dingen aus und abgesehen davon trank sie sowieso nur ganz selten stark verdünnten Wein. Mit Mode kannte sie sich nur ein kleines bisschen aus, und auch nur, weil ihre Freundinnen in Londinium sich damit ausgekannt hatten. Oder naja, zumindest damit, was in Londinium modisch war, denn keine von ihnen war jemals weit gereist.
Und Sabina würde nach Londinium gehen! Prisca war schon fast eifersüchtig. Sie vermisste Londinium. Vor allen Dingen vermisste sie ihre Freundinnen dort und ein bisschen ihr Leben, als ihr Vater noch gelebt hatte und sie nicht so viele Sorgen haben musste. Wobei sie sich nicht sicher war, es ertragen zu können, zu sehen, dass ihr Elternhaus nun verkauft und für immer verloren wäre. “Oh, das wird sicherlich eine fantastische Reise! Du musst mir unbedingt alles erzählen.“ Prisca zögerte kurz, überwand sich dann aber doch. “Dürfte ich dir auch einige Briefe mitgeben? Du müsstest sie natürlich nicht alle ausliefern, aber wenn du sie alle an Carisia Prima übergeben würdest, wird sie sie dann weiterleiten.“ Das wäre besser als einen Boten zu schicken und weit billiger, so dass Prisca kein schlechtes gewissen wegen ihrer Schreibwut haben musste.
"Kleine Hündchen mag ich auch lieber als Ferkel, wenn ich es recht überlege", sagte ich. Bezüglich eines Ehemanns erzählte mir Prisca, dass auch ihr verstorbener Bruder am liebsten bei seiner Legion gewesen war " mit ihr verheiratet " sagte sie. Ich wusste nicht, ob sie das nur sagte, weil sie taktvoll war, aber ich ergriff den Strohhalm, den sie mir hinhielt und nickte eifrig:
"
Die römischen Männer sind im Herzen alle immer noch Söhne des Mars", sagte ich. Am liebsten hätte ich jedoch Prisca offen gesagt, dass ich mich von Cato scheiden lassen wollte. Aber abgesehen davon, dass dies hier nicht der richtige Platz für ein tiefergehendes Gespräch war, würde meine Absicht eine würdige Matrona wie Prisca vermutlich schockieren. Sie hatte es auch nicht immer einfach mit Merula gehabt. Die vielen Schmerzen hatten ihn eine Zeitlang regelrecht missmutig und menschenscheu werden lassen. Aber sie hatte durchgehalten, und nun schienen sie gut zusammen zu leben. Ich dagegen wollte nicht mehr durchhalten:
"Ich erzähle dir gerne alles über Londinium, wenn ich wiederkomme. Und deine Briefe nehme ich natürlich mit und werde sie persönlich jedem einzelnen Adressaten zustellen, das ist Ehrensache, liebe Prisca. Bring mir deine ganze Post vorbei, wann immer du magst oder ich schicke dir den iulischen Hausverwalter, sie abzuholen"
Ich beschloss, die Antwort meiner Freundin als eine Art Glücksspiel zu sehen. Würde Prisca zu mir kommen, würde ich sie in meine Pläne einweihen. Würde sie sagen, dass ich ihr Nefertem schicken sollte, dann würde ich das als Omen nehmen, vorläufig zu schweigen wie ein Grab.