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Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens
08-26-2024, 08:39 PM,
Beitrag #37
RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens
(08-25-2024, 04:01 PM)Claudia Sabina schrieb:
Nefertem tat, was ich ihm auftrug und einen Moment lang ruhte mein Blick auf ihm. Der gute Nefertem! Wenn ich die Villa Iulia verließe, würde ich ihn vermutlich nur noch selten sehen. Prisca war wie immer gutmütig und bedankte sich für die Getränke, was mich leicht eine Augenbraue hochziehen ließ: Bedanken bei einem Sklaven, der seine Pflicht tat? Ich mochte unseren Hausverwalter wie gesagt gerne, doch das wäre mir nie eingefallen. Die Getränke waren eisgekühlt und kein Wein, sondern Traubensaft. Ich trank einen tüchtigen Schluck:

"Ich habe nix gegen Ritter Montanus, er scheint ein freundliches Wesen zu haben. Warum Plautius Montanus aber wohl nie geheiratet hat? Meinst du, dass er geheime und schreckliche Laster, die eine Eheschließung verhindern, haben könnte? Außer reichlichem Essen, aber das ist ja weder geheimnisvoll noch schrecklich"

Ich erwartete etwas Phantasieanregendes, doch vermutlich waren weder Prisca noch Serena mit allzu viel Phantasie gesegnet.
Dafür waren beide mit anwesenden Ehemännern gesegnet...

 Ich hörte mit schräggelegtem Kopf zu, als Prisca von Merula sprach. Ihre Stimme wurde ganz weich und Glanz trat in ihre Augen - sie sah plötzlich richtig, richtig schön aus. Als würde sie innerlich leuchten. Als gäbe es ein Licht in ihrem Leben, das ich nie kennen lernen sollte:
"Das klingt alles so hübsch und harmonisch", sagte ich und freute mich aufrichtig für meine Freundin:
"Stell dir nur vor, wenn ihr später die Sommerfrische auf eurem eigenen Landgut verbringen könnt. Merula und du sitzt auf einer Bank wie Baucis und Philemon Hand in Hand  und schaut euren spielenden Kindern zu und den spielenden Ferkeln"
Ich kannte mich mit Schweinezucht nicht aus. Aber alle Tierkinder spielten gerne, und weshalb sollte das bei jungen Schweinchen anders sein?

Dann fragte Prisca nach meiner Ehe, und ich steckte meine Nase in meinen Becher.
"Cato erfüllt seine Pflicht", sagte ich und aus dem Becher heraus klang das wie aus einem Grab:
"Aber er ist Soldat mit Leib und Seele. Er ist am liebsten bei seiner Legion"

Jetzt nichts Falsches sagen, dachte ich. Sonst fing ich noch an, zu weinen.  Es soll ja Frauen gäben, bei denen Tränen perlengleich die Wangen benetzen. Mir dagegen schwollen die Augen zu, meine Nase wurde rot und etwa doppelt so dick wie sonst. Ich hasste es, wenn man mich zum Weinen brachte. Ich seufzte und versuchte, unbeteiligt dreinzusehen:

"Ich hoffe sehr, dass er, wenn er erst einmal einen Sohn hat, lieber zuhause ist als auf dem Feld"
Und auch lieber als in der Tribunenvilla, in der sein keltisches Liebchen ihm die Felle wärmte....das sagte ich aber nicht.

Zum Glück hielt nun Saturninus seine Rede und lenkte von mir ab. Er dankte Licinianus Owain, dem keltischen Schmied, den ich auch kannte, weil ich ihm den Auftrag für das Gießen der neun Musenfür das Theater gegeben hatte. Auf dem Fest des Statthalters war er auch gewesen. Er war zumindest in Iscalis gerade der angesagte Künstler, und die Grazien waren so hübsch geworden, dass ich hoffte, dass meine Musen ebenso anmutig aussehen würden.
Ich applaudierte tüchtig.

"Serenas Sati tut schon ein wenig so, als sei er der erste Mann unter der Sonne, der einen Knaben gezeugt hat", flüsterte ich unter dem Deckmantel des Lärms Prisca zu:
"Und Wein der anstatt Wasser aus dem Brunnen fließt? Tatsächlich? Das ist doch etwas... Achtzigerjahre?"*

Saturninus war nie sehr a la mode gewesen, doch ich war giftig heute, das merkte ich. Vielleicht weil ich mich an Cato erinnert hatte. Meine Zunge wurde auch immer spitzer, da musste ich aufpassen, nicht zu klingen wie eine verlassene Jungfer.

Um etwas ganz anderes zu erzählen, sagte ich: "Übrigens besuche ich sehr bald Furia Bassa in Londinium. Sie hat gerade geheiratet. Ich freue mich sehr auf die Reise"

Bassa war über ihre Mutter Fabia Tertia so ziemlich mit allen Patriziern um die sieben Ecken verwandt. Ich dachte zwar nicht, bei ihr zu wohnen, vermutlich hätte sie Kiki auch gar nicht empfangen, doch ich konnte es so klingen lassen, als hätte sie mich eingeladen.
Auch an Ehemann und Vormund hatte ich eine entsprechende Nachricht geschickt, damit sie mich ungestört verreisen ließen. 



* Sim off: Sabina bezieht sich darauf, dass sie sich gerade im Jahr 832 a. u.c befinden



Prisca war sich nicht ganz so sicher bei dieser Vorstellung. “Ich hoffe, dass meine Kinder nicht mit Ferkeln spielen. Die stinken so furchtbar. Lieber lass ich von Merula ein Lämmchen besorgen. Oder ein Hündchen.“ Prisca lächelte bei der Vorstellung an einen Hund. Die meisten Leute wollten große und scharfe Wachhunde, aber sie wär auch völlig zufrieden mit einem kleinen, quirligen Hündchen, das zu ihren Füßen spielte und den Kindern einen Lederball apportierte. Viel lieber als so ein großes Ungetüm wie es ihre Nachbarn hatten, pechschwarz und riesig groß und immer so laut.


Aber Prisca merkte auch die Veränderung in Sabina, als sie so von ihren Ehemännern sprachen. Sie schaute verstohlen zu Sabina hinüber und war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Vielleicht irrte sie sich ja auch? Das wäre wahnsinnig peinlich, wenn sie dann eine falsche frage gestellt hätte, und würde Sabina obendrein beleidigen.
“Mein Bruder war auch immer sehr beschäftigt mit der Legion. Und er war nur ein Centurio, kein Tribun. Es kam mir immer vor, als wären alle Männer der Legion eher mit dieser verheiratet“, sagte sie also vorsichtig, um ihrer Freundin vielleicht einen Weg zu öffnen, wenn sie reden wollte, oder eben nicht, falls Prisca es falsch aufgefasst haben sollte.


Zu der Sache mit dem Wein hatte Prisca keine Meinung, dafür kannte sie sich zu wenig mit solchen Dingen aus und abgesehen davon trank sie sowieso nur ganz selten stark verdünnten Wein. Mit Mode kannte sie sich nur ein kleines bisschen aus, und auch nur, weil ihre Freundinnen in Londinium sich damit ausgekannt hatten. Oder naja, zumindest damit, was in Londinium modisch war, denn keine von ihnen war jemals weit gereist.
Und Sabina würde nach Londinium gehen! Prisca war schon fast eifersüchtig. Sie vermisste Londinium. Vor allen Dingen vermisste sie ihre Freundinnen dort und ein bisschen ihr Leben, als ihr Vater noch gelebt hatte und sie nicht so viele Sorgen haben musste. Wobei sie sich nicht sicher war, es ertragen zu können, zu sehen, dass ihr Elternhaus nun verkauft und für immer verloren wäre. “Oh, das wird sicherlich eine fantastische Reise! Du musst mir unbedingt alles erzählen.“ Prisca zögerte kurz, überwand sich dann aber doch. “Dürfte ich dir auch einige Briefe mitgeben? Du müsstest sie natürlich nicht alle ausliefern, aber wenn du sie alle an Carisia Prima übergeben würdest, wird sie sie dann weiterleiten.“ Das wäre besser als einen Boten zu schicken und weit billiger, so dass Prisca kein schlechtes gewissen wegen ihrer Schreibwut haben musste.
[Bild: 3_15_08_22_9_37_19.png]
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens - von Accia Prisca - 08-26-2024, 08:39 PM

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