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Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens
08-25-2024, 04:01 PM,
Beitrag #34
RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens
(08-19-2024, 04:11 PM)Nefertem schrieb: Doch Claudia Sabina ergatterte noch ein Plätzchen in direkter Nähe zu Accia Prisca, ihrer Freundin. Und als Claudia Sabina befehlende Worte sprach, reagierte Nefertem sofort und entnahm einer Korbtruhe, die man wohlweislich in der Nähe und dennoch unsichtbar aufgestellt hatte, zwei weiche Sitzkissen. Mit den Sitzkissen in den Händen kehrte Nefertem sogleich zu seiner Domina zurück und machte es ihr, sowie Accia Prisca gemütlich. Jetzt konnte sich seine Domina setzen, ohne dass sie alsbald über ein schmerzendes Hinterteil klagen würde.

Doch noch während Nefertem seinen Blick auf seiner Domina ruhen ließ, bemerkte er wie eine Sänfte, getragen von schweißüberströmten Nubiern ebenfalls auf die Wiese, direkt unter die Bäume getragen wurde. Das Wappen auf der Sänfte kannte der iulische Maiordomus. Dieses Wappen gehörte dem Ritter Aulus Plautius Montanus. Eine hübsche junge Sklavin fächelte ihrem Dominus mit einem Federfächer Luft zu und ein nicht minder hübscher blonder Sklave blickte sich aufmerksam um. Jenen Sklaven hatte Nefertem noch nicht zu Gesicht bekommen, aber vielleicht war der Ritter in Einkaufslaune gewesen und hatte seinen Bestand an dienstbaren Geistern einfach mal erweitert. Das nötige Kleingeld hatte er, so viel wusste Nefertem. Dem die Dekadenz des Plautiers durchaus zu Ohren gekommen war.

Viel interessanter für ihn war jedoch die junge Sklavin mit dem Federfächer, welche dann auch schon mit dem blonden Sklaven davon geschickt wurde. Wohl um dem Furier die Aufwartung zu machen und ihm mitzuteilen, dass der Ritter Aulus Plautius Montanus eingetroffen war. Um nicht tatenlos herumzustehen, ging Nefertem nach etwas zu trinken für seine Domina und deren Freundin suchen und wurde alsbald fündig. Eisgekühlt der Becher, so kam es Nefertem zumindest vor. So beeilte er sich beide Becher zurück in den Schatten zu seiner Domina und Accia Prisca zu treten. Wortlos und zugleich mit einem lieben Lächeln wurde den beiden Damen das eisgekühlte Getränk gereicht
.

(08-22-2024, 09:52 PM)Accia Prisca schrieb: Prisca und Sabina gingen in den Schatten und setzten sich auf die Kissen, die ihr Sklave hastig gebracht hatte. Prisca strich über ihren Bauch, als Sabina ihn erwähnte und meinte, er wäre so klein. “Ich finde ihn gar nicht so klein. Das Kleid kaschiert es nur gut und ich bin so groß, da fällt er nicht so auf“, versuchte sie eine Erklärung. Aber ja, die kleine Sabina neben ihr sah doch kugeliger aus, obwohl ihre Geburt noch länger hin war.
Und sie war gerade nicht sehr nett zu dem armen Plautius Montanus, der wie immer eine sehr beeindruckende Erscheinung dank seiner Körpermasse abgab. Auch wenn es unfein war, musste Prisca fast lachen und konnte es gerade noch so hinter ihrer Hand verbergen. “Das war nicht sehr nett“, tadelte Prisca leicht, aber grinsen musste sie trotzdem.
Als Sabina nach Merula fragte, ging Priscas Blick zu ihrem Mann und wurde ein winziges bisschen weicher. Ja, auch wenn Prisca es nicht gedacht hatte, sie hatten doch sehr gut zusammen gefunden und inzwischen war Merula so viel liebevoller als noch zu Anfang ihrer Ehe. Zwar sicher nicht romantisch oder überschäumend, aber er war nett und geduldig zu ihr und tat, was er konnte, dass es ihr gut ging. Nach dem Tod ihres Bruders war er ihr wirklich eine große Stütze geworden.
“Es geht ihm gut. Sein Bein ist sehr gut verheilt. So gut, dass er jetzt sehr viel auf dem Stück Land ist, das der Kaiser ihm geschenkt hat. Er will dort eine Villa Rustica errichten und Schweine züchten und arbeitet gerade viel zu viel.“ Trotzdem musste Prisca lächeln. “Und wie geht es dir mit deiner Ehe? Ist dein Mann auch heute hier?“ fragte Prisca und erinnerte sich noch an Sabinas Hochzeit und daran, wie glücklich ihre Freundin damals war.
Aber erst einmal wurden sie unterbrochen, erst von Sabinas Sklaven, der ihnen Getränke brachte, was Prisca mit einem leisen “Danke“ bedachte, und dann von Serenas Ehemann, der eine Rede zur Eröffnung des Brunnens hielt, den er seinem Sohn widmete. Prisca spendete höflichen Applaus, machte sich aber nicht allzu viel aus dem Brunnen und gar nichts aus dem Wein, der kurz darauf daraus zu sprudeln anfing.


Nefertem tat, was ich ihm auftrug und einen Moment lang ruhte mein Blick auf ihm. Der gute Nefertem! Wenn ich die Villa Iulia verließe, würde ich ihn vermutlich nur noch selten sehen. Prisca war wie immer gutmütig und bedankte sich für die Getränke, was mich leicht eine Augenbraue hochziehen ließ: Bedanken bei einem Sklaven, der seine Pflicht tat? Ich mochte unseren Hausverwalter wie gesagt gerne, doch das wäre mir nie eingefallen. Die Getränke waren eisgekühlt und kein Wein, sondern Traubensaft. Ich trank einen tüchtigen Schluck:

"Ich habe nix gegen Ritter Montanus, er scheint ein freundliches Wesen zu haben. Warum Plautius Montanus aber wohl nie geheiratet hat? Meinst du, dass er geheime und schreckliche Laster, die eine Eheschließung verhindern, haben könnte? Außer reichlichem Essen, aber das ist ja weder geheimnisvoll noch schrecklich"

Ich erwartete etwas Phantasieanregendes, doch vermutlich waren weder Prisca noch Serena mit allzu viel Phantasie gesegnet.
Dafür waren beide mit anwesenden Ehemännern gesegnet...

 Ich hörte mit schräggelegtem Kopf zu, als Prisca von Merula sprach. Ihre Stimme wurde ganz weich und Glanz trat in ihre Augen - sie sah plötzlich richtig, richtig schön aus. Als würde sie innerlich leuchten. Als gäbe es ein Licht in ihrem Leben, das ich nie kennen lernen sollte:
"Das klingt alles so hübsch und harmonisch", sagte ich und freute mich aufrichtig für meine Freundin:
"Stell dir nur vor, wenn ihr später die Sommerfrische auf eurem eigenen Landgut verbringen könnt. Merula und du sitzt auf einer Bank wie Baucis und Philemon Hand in Hand  und schaut euren spielenden Kindern zu und den spielenden Ferkeln"
Ich kannte mich mit Schweinezucht nicht aus. Aber alle Tierkinder spielten gerne, und weshalb sollte das bei jungen Schweinchen anders sein?

Dann fragte Prisca nach meiner Ehe, und ich steckte meine Nase in meinen Becher.
"Cato erfüllt seine Pflicht", sagte ich und aus dem Becher heraus klang das wie aus einem Grab:
"Aber er ist Soldat mit Leib und Seele. Er ist am liebsten bei seiner Legion"

Jetzt nichts Falsches sagen, dachte ich. Sonst fing ich noch an, zu weinen.  Es soll ja Frauen gäben, bei denen Tränen perlengleich die Wangen benetzen. Mir dagegen schwollen die Augen zu, meine Nase wurde rot und etwa doppelt so dick wie sonst. Ich hasste es, wenn man mich zum Weinen brachte. Ich seufzte und versuchte, unbeteiligt dreinzusehen:

"Ich hoffe sehr, dass er, wenn er erst einmal einen Sohn hat, lieber zuhause ist als auf dem Feld"
Und auch lieber als in der Tribunenvilla, in der sein keltisches Liebchen ihm die Felle wärmte....das sagte ich aber nicht.

Zum Glück hielt nun Saturninus seine Rede und lenkte von mir ab. Er dankte Licinianus Owain, dem keltischen Schmied, den ich auch kannte, weil ich ihm den Auftrag für das Gießen der neun Musenfür das Theater gegeben hatte. Auf dem Fest des Statthalters war er auch gewesen. Er war zumindest in Iscalis gerade der angesagte Künstler, und die Grazien waren so hübsch geworden, dass ich hoffte, dass meine Musen ebenso anmutig aussehen würden.
Ich applaudierte tüchtig.

"Serenas Sati tut schon ein wenig so, als sei er der erste Mann unter der Sonne, der einen Knaben gezeugt hat", flüsterte ich unter dem Deckmantel des Lärms Prisca zu:
"Und Wein der anstatt Wasser aus dem Brunnen fließt? Tatsächlich? Das ist doch etwas... Achtzigerjahre?"*

Saturninus war nie sehr a la mode gewesen, doch ich war giftig heute, das merkte ich. Vielleicht weil ich mich an Cato erinnert hatte. Meine Zunge wurde auch immer spitzer, da musste ich aufpassen, nicht zu klingen wie eine verlassene Jungfer.

Um etwas ganz anderes zu erzählen, sagte ich: "Übrigens besuche ich sehr bald Furia Bassa in Londinium. Sie hat gerade geheiratet. Ich freue mich sehr auf die Reise"

Bassa war über ihre Mutter Fabia Tertia so ziemlich mit allen Patriziern um die sieben Ecken verwandt. Ich dachte zwar nicht, bei ihr zu wohnen, vermutlich hätte sie Kiki auch gar nicht empfangen, doch ich konnte es so klingen lassen, als hätte sie mich eingeladen.
Auch an Ehemann und Vormund hatte ich eine entsprechende Nachricht geschickt, damit sie mich ungestört verreisen ließen. 


* Sim off: Sabina bezieht sich darauf, dass sie sich gerade im Jahr 832 a. u.c befinden

[Bild: 3_15_08_22_9_35_15.png]
Vormund (Tutor):  Manius Claudius Menecrates
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RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens - von Claudia Sabina - 08-25-2024, 04:01 PM

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