(08-13-2024, 03:01 PM)Frowin schrieb: Langsam füllte sich der Platz, sehr zu Frowins Freude. Es hatte ein wenig langsam angefangen, doch er war von Natur aus eher gesellig und mochte es, wenn auf Feiern viel los war. Den Blick seines Dominus war er einstweilen los, denn der hatte weiß Iupiter genug zu tun. Er grüßte jedoch noch die anderen Mitglieder des furischen Haushalts und jeden, der ihn ansprach, bevor er sich nach etwas amüsanterer Gesellschaft umsah. An Frauen, die interessiert waren, mangelte es ja wahrlich nicht und Frowin fand die Auswahl auf solchen Anlässen nicht übel, dafür dass Iscalis so klein war. Er hatte nichts dagegen, mit einer (oder zweien?) eine Weile zu verschwinden, übte sich jedoch in Geduld. Immerhin wollte man heute einen guten Eindruck hinterlassen. Er grüßte die Damen Claudia und Accia, die ihn jedoch nicht zu bemerken schienen, nickte auch ihrem Diener freundlich zu, bevor ihm ein Gesicht in der Menge auffiel.
Nivis.
Er hatte sie seit jenem Tag des Ausritts nicht mehr gesehen. Er fragte sich, ob mit ihrem Herrn noch was gelaufen war und bemerkte, dass der Gedanke ihn irgendwie nervös machte.
Er beschloss, sie einmal zu fragen. Wenn sie wieder mit aufrührerischem Keltengerede anfing, würde er sie einfach ignorieren.
"Entschuldigt", sagte er einer kichernden Gruppe Mädchen, die gerade ein Gespräch anfangen wollten, bewegte sich durch die Menge und gesellte sich neben die Keltin.
"Salve", grüßte er mit einem Lächeln. "Du bist also auch da. Gefällt dir der Brunnen?"
Vor allem waren es die Stadtbewohner, die es zu den Feierlichkeiten zog. Nur selten erkannte ich unter ihnen ein bekanntes Gesicht. Meine römischen Bekanntschaften hielten sich stark in Grenzen. Eigentlich kannte ich nur Claudia Sabina, weil sie mich einmal eingeladen hatte, damit ich ihr die Sprache der Einheimischen beibrachte. Schließlich erkannte ich von weitem dann noch Gabinius Secundus, auf dessen Landgut ich einmal gewesen war. Er war mit der Cousine von Saturnus verheiratet. Aber ansonsten gab es niemanden, den ich noch kannte. Das kühlte meine anfängliche Freude auf das Fest wieder etwas ab. Ein wenig fühlte ich mich wie eine Außenseiterin, die ich auch ganz bestimmt war, denn selbst für die meisten Kelten hier war ich eine Fremde.
Einige Wagen mit Leuten aus Cheddar trafen dann ein. Wahrscheinlich war auch Ceridwen unter ihnen. Aber etwas hielt mich davon ab, direkt zu ihr zu gehen. Vielleicht war es mein schlechtes Gewissen oder die Angst davor, was sie sagen würde, wenn sie mich in meiner römischen Aufmachung sah. Was würden die anderen Leute aus Cheddar denken, wenn sie mich so sahen? War ich in ihren Augen eine Verräterin oder einfach nur die Fremde, die ich schon von Anfang an gewesen war? Je länger ich darüber nachdachte umso mehr schwand meine Freude. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich in der Villa geblieben wäre.
Doch dann sprach mich plötzlich eine männliche Stimme an, die mir zwar nicht vertraut war, die ich aber schon einmal gehört hatte. Ich drehte mich um und erblickte Frowin, den Wagenlenker. Er lächelte mich an. Bei unserem letzten Zusammentreffen hatte ich ihn mit meinem Gerede über Freiheit sehr verschreckt. So sehr, dass er vor mir geflohen war. Diesmal schien davon nichts mehr übrig zu sein.
"Salve Frowin!" grüßte ich lächelnd zurück.
"Nein, ich habe mir den Brunnen noch gar nicht angeschaut," musste ich gestehen. Aber vielleicht konnten wir das ja nun gemeinsam tun.