RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens
Auch ich hatte mich heute hübsch gemacht, um meine Gastgeber, unter deren Dach ich noch immer lebte, zum Einweihungsfest des neuen Brunnens zu begleiten. Ich trug eine grüne Tunika, die mir Domina Serena geschenkt hatte und die ich mit einer selbstgewebten Borte noch verschönert hatte. Lediglich um meine Frisur hatte sich eine furische Sklavin gekümmert, die mein Haar nach römischer Mode hochgesteckt hatte. Zugegeben, anfangs kam ich mir damit etwas komisch vor. Doch ich gewöhnte mich recht schnell daran, als ich mich im Spiegel betrachtete.
Ein wenig aufgeregt war ich natürlich auch. Nicht nur, weil ich mich auf die Feierlichkeiten freute, sondern auch, weil ich damit rechnete, alte Bekannte aus Cheddar wiederzutreffen. Ich dachte da in erster Linie an Ceridwen, von der ich mich damals, als ich aus Cheddar fortgegangen war, gar nicht verabschiedet hatte. Ich hoffte, sie würde mir deshalb keine Vorwürfe machen. Auch den Schmied würde ich wiedersehen, dem ich einen Teil meines Schmucks gegeben hatte, bevor ich gegangen war und der mir im Gegenzug einige Pfeilspitzen und einen Bogen überlassen hatte. Dass ich Louarn in Iscalis treffen würde, damit rechnete ich nicht. Er war sicher sonst wo, aber nicht auf einer römischen Einweihungsfeier! Und wenn er doch dort war, dann… dann würde ich ihn einfach nicht beachten. Schließlich waren wir geschiedene Leute. Das hatte er mir ja ganz unmissverständlich deutlich gemacht, als er meinte, sein Platz sei nicht bei mir.
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