Ich war froh, dass Rhian der Ring mit dem blauen Aquamarinstein aus Alba gut gefiel - und dass er auch passte! Der Ring war schon eine Weile in der Familie gewesen. Diese ewige Entschuldigerei allerdings musste aufhören über kurz oder lang. Bei Gelegenheit musste ich das Thema ansprechen, aber nicht hier und jetzt auf dem Fest. Ich genoss das scheue Küsschen in dem Moment einfach.
Da keine Verwandten der Braut da waren, musste ich wohl kaum eine Brautentführung befürchten, also konnten wir uns direkt dem Festmahl zuwenden. Ein besonders aufwendig mit Blumen geschmückter Tisch erwartete uns bereits, wo uns meine Tante und Cousine persönlich gratulierten und auch aus dem Volk kamen einzelne Männer und Frauen um uns direkt zu gratulieren.
Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten, wurde auch der Ochse angeschnitten und uns wurden die ersten Scheiben seines Fleisches vorgelegt, worüber ich mich gierig hermachte. Ich würde meine Stärke heute noch brauchen, aber ich war auch bereits ungeduldig, denn mir stand der Sinn auch noch nach ganz anderen Freuden und ich wollte nichts weiter als mit Rhian allein sein.
Ich spülte mein Mahl mit einem Becher Ale hinunter, während ich darauf wartete, dass auch Rhian mit dem Essen fertig war. Es war, als würden sich die Minuten in die Unendlichkeit ziehen, bis Rhian auch fertig war und ich laut rief: "Bursche, mein Pferd!" und eines der Kinder meinem Befehl Folge leistete und meinen Apfelschimmel herbeiholte, der gemütlich am Seeufer getrunken und gegrast hatte.
Bevor ich aber noch aufstehen konnte oder überhaupt etwas anderes tun oder sagen, stand Brenna mit einer Schale vor mir und grinste. "Liebster Vetter, vergiss nicht das Opfer für Brigantia." Damit stellte sie die Schale voll Korn, Salz, Nüssen und Früchten vor mir ab und ich verzog das Gesicht. Ich hätte es in der Tat vollkommen vergessen, wenn sie mich nicht erinnert hätte und Lust hatte ich überhaupt keine. "Wir müssen es an einer Ecke des Hauses vergraben als Geschenk an unsere Schutzgöttin Brigantia" erklärte ich Rhian.
Nun kletterte ich aber wirklich aufs Pferd und hielt Rhian erneut die Hand hin, damit sie auch aufsitzen konnte, ehe mir Brenna die Schale wieder reichte, die ich in einer Hand balancierte. Als wir uns zum Aufbruch bereit machten, begann die Menge erneut zu johlen. Da waren ein paar anzügliche Pfiffe, ein paar zotige Rufe und ein paar sehr eindeutige Segenswünsche zum Thema Fruchtbarkeit und neuen kleinen Prinzessinen und Prinzen. Fast alle Menschen, an denen wir vorbei ritten, versuchten meine Beine oder Rhians Bauch zu berühren um uns zu segnen, was mich nur zum Lachen brachte.
So ritten wir vorsichtig und langsam durch die Menge und später den Weg entlang zum Langhaus, wo ein paar mitdenkende Verwandte oder deren Diener schon eine kleine Grube ausgehoben hatten, die bereits auf die Opfergaben wartete. Nach einem kurzen Gebet, waren diese dargebracht und mit der lockeren Erde wieder zugedeckt. Als dies endlich erledigt war, konnte ich kaum noch an mich halten und küsste Rhian stürmisch, ehe ich sie auf Händen in das Haus und hinauf in unser Gemach trug.
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Für die Bevölkerung Isuriums und unter der wachsamen Aufsicht Lady Brennas und ihrer Mutter aber ging das Fest bis weit in den Abend und die Nacht hinein, wo letzte Überbleibsel der vorbereiteten Speisen und Getränke noch beim Licht von einigen Feuern von den letzten Gästen verputzt wurden. Alles in allem war es ein fröhliches Fest ohne Zwischenfälle gewesen, auch wenn das Brautpaar schon recht schnell verschwunden war. Und wenn man den Geräuschen in vielen umliegenden Hainen trauen durfte, hatten bestimmt nicht nur die Brautleute heute Nacht Spaß.