Forum
Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Druckversion

+- Forum (https://adlerchronik.de)
+-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8)
+---- Forum: Brigantenland (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=87)
+---- Thema: Die Hochzeit von Rhian und Cahir (/showthread.php?tid=746)

Seiten: 1 2


Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Cahir - 08-08-2024

Der Hochzeitsplatz von Isurium

Am Rande der Siedlung liegt ein kleiner See, an dessen Ufer eine riesige heilige Eiche steht umgeben von Wiesen voller Wildblumen, Schmetterlinge, summender Hummeln und zwitschernder Vögel. Vor der Eiche befindet sich ein halb verwitterter, alter Altarstein, der den Menschen in dieser Gegend schon seit Generationen für Eheschließungen und besondere Feste diente. 

An diesem besonderen Tag waren sowohl der Altarstein als auch die Eiche mit farbigen Stoffstreifen, Blumengirlanden und allerlei glitzerndem Metalltand geschmückt, dessen Glanz sich im Sonnenlicht brach. Der Himmel war strahlend blau und weiße Schäfchenwolken zogen langsam über die Siedlung hinweg. 

Auf der Wiese nahe dem See waren Bänke und Tische aufgebaut, wo sich Früchte, Brot und andere Leckereien stapelten. Auch gab es ein großes Lagerfeuer, auf dem schon seit den frühen Morgenstunden ein großer Ochse brät und es gab Fässer mit Bier und Wasser und auch einige Amphoren Wein, die bereits für das Fest nach der Zeremonie herbeigeschafft wurden. 

Da die Bänke nicht für die gesamte Siedlung reichten, aber der Andrang sehr hoch war, hatten es sich viele Familien auf Decken im Gras nahe des Sees gemütlich gemacht und die Kinder tobten und spielten Fangen oder plantschten im See. Die Stimmung war ausgelassen und viele der Bewohner hatten auch Instrumente wie Flöten und kleine Trommeln mitgebracht und man hörte das Singen und die Musik schon von weitem.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Druide - 08-09-2024

Colla, der Erhabene

Der Rat der Druiden hatte Meister Colla gesandt. Colla war alt, älter noch als Cathbad, und er hatte bereits mehr wieder vergessen, als viele je gelernt hatten. Es war schon viele Sommer her, seit er den Trank aus dem Schädel getrunken und eingeweiht worden war. Seitdem hatte sich die Welt verändert.
Hier aber in Isurium war es, als seien die Tage seiner Jugend auferstanden. Ein großes Fest, eine Hochzeit fand statt, Kinder spielten, die jungen Männer und Frauen sangen Wechselgesänge und ein Altar war mit farbigen Stoffstreifen und glänzendem Metallschmuck versehen. Er funkelte in der Sonne, die von einem ungewöhnlich blauen Himmel strahlte.

Colla in seinem blendendweißen langen Gewand, das mit einer goldenen mondförmigen Fiebel über der rechten Schulter befestigt war und dem langen weißen Bart war nicht zu übersehen. Sein Kopf wurde von einem Stechpalmenkranz geziert. Trotz seines Alters hielt er sich aufrecht, und aus grauen Augen schaute er um sich. Heute war ein Tag der Freude, ein Tag für Braut und Bräutigam! Kein lebendes Wesen sollte heute zu Schaden kommen oder verletzt werden. 
Ein junger Schüler war bei Colla, dem Erhabenen, der für seine Bequemlichkeit sorgte und alle Gänge für ihn machte. Nun hatte er eine Bank unter dem Schatten einer Eiche mit Fellen belegt, seinen Meister Platz nehmen lassen und schaute mit munteren Augen drein:
"Wo ist die Prinzessin, Meister Colla? Sie soll sehr schön sein", sagte er. Sein Name war Calgo.
" Geduld und Schweigen, Calgo", mahnte Colla, und der Junge legte einen Finger auf seinen Mund. Aber seinen blauen Augen war anzumerken, dass er ein ziemlich neugieriger junger Mann war, denn sie blieben keinen Moment auf dem selben Fleck:
"Alles geschieht zur rechten Zeit" Jetzt war man aufmerksam geworden, und Menschen begannen, den Druiden ehrfurchtsvoll zu grüßen. Für alle hatte Colla ein freundliches Wort oder einen guten Rat. Er fühlte sich schlicht zu alt, um noch Standesdünkel zu haben, obwohl in den alten Zeiten ein Druide höher galt als selbst ein König.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Cahir - 08-09-2024

Es war fast Mittag, als ich fertig geschniegelt und gestriegelt mein Zimmer verließ und mich zum Stall begab, wo bereits mein Apfelschimmel gesattelt und ebenfalls mit Blumengirlanden behängt auf mich wartete. Auch der Wagen für die Frauen wurde gerade unter Lady Brennas Anleitung zurechtgemacht. 

Als ich mich gerade in den Sattel schwang um das kurze Stück hoch zu Ross zurückzulegen, trat Rhian ebenfalls aus dem Langhaus der Königin, wo sie sich für die Hochzeit fertig gemacht hatte. Sie war umwerfend schön und ich wollte sie gar nicht in den Wagen steigen lassen. Ich wollte sie nah bei mir wissen.

Ich ließ das Pferd einige Schritte auf Rhian zugehen und hielt ihr wortlos meinen Arm entgegen, damit ich sie zu mir in den Sattel ziehen konnte. Sie schien nicht zu zögern, so zog ich sie zu mir aufs Pferd und sobald sie sicher hinter mir saß und sich bei mir festhielt, ritten wir gemütlich im Schritt zum Stadtrand. 

Überall waren die Bewohner auf den Beinen, jubelten uns zu und waren selbst mit Schemeln, Decken, Kind und Kegel zum Hochzeitsplatz unterwegs. Nicht nur mein Name wurde gerufen, sondern auch Rhians Name immer wieder. Das einzige woran ich allerdings denken konnte war die wunderschöne junge Frau, deren Körper so nah an meinem war. 

Am Rande des Hochzeitsplatzes angekommen musste selbst ich staunen. Armiduana und Brenna hatten sich selbst übertroffen und die Götter meinten es besonders gut mit dem Wetter heute. Selbst im Sommer war es nur selten so warm und sonnig hier im Norden von Britannien. 

Kurz blieb ich stehen und kämpfte gegen den Impuls einfach mit Rhian davon zu galoppieren, einfach in den nächsten Eichenhain mit ihr durchzubrennen und uns dort wie unsere Vorfahren zu vereinigen. Wäre ich kein Prinz und sie keine Prinzessin, dann wäre es einfacher...aber so viele Augen ruhten hoffnungsvoll auf uns. Die Menschen erhofften sich stabile Verhältnisse und einträgliche Geschäfte von unser beider Verbindung.

Ich zwang mich des letzte Stück zur heiligen Eiche weiterhin gemäßigt im Schritt zurück zu legen und erst dort glitt ich aus dem Sattel und hielt dann Rhian meine Arme entgegen um ihr vom Pferd zu helfen. Der Apfelschimmel wurde von einem der Kinder zum Ufer geführt und dort bei einem Holzgeländer angebunden.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Rhian - 08-09-2024

Wie verwandelt wirkte Rhian, als sie gemäßigten Schrittes aus dem Langhaus der Königin trat. Denn dort wurde sie von den Dienerinnen der Königin umsorgt. Gebadet, ihre Haare gewaschen, überflüssige Härchen am Körper entfernt. Und zu guter letzt wurde Rhian in ein wunderschönes Kleid gehüllt. Ein Kleid, welches dem Kleid, dass sie beim Empfang getrgaen hatte, ähnelte. Auch dieses Kleid war in pastelligen Tönen gehalten, vorzugsweise in perlmuttfarbigen weiß und zartem hellblau. In ihre rotbraunen Strähnen hatte man feine Bänder gewunden, die ebenfalls aus demselben Stoff gefertigt waren, wie das wunderschöne Hochzeitskleid der jungen Frau. Ihre zierlichen Füßchen steckten obendrein in weichen Lederschuhen, die sich perfekt an ihre zarten Füße schmiegten. Gerade zupfte eine der Dienerinnen den Schleier zurecht, den man mittels Spangen auf Rhians Kopf befestigt hatte und dessen oberes Ende lose vor ihrem Gesicht baumelte. Während dessen war Rhian versucht immer wieder gegen das lose Ende des Schleiers zu pusten, um diesen dazu zu bringen, ihr Gesichtsfeld nicht mehr allzu sehr zu verkleinern. Doch da dies wohl als unhöflich galt und Rhian keinen schlechten Eindruck hinterlassen wollte, unterließ sie diese Geste dann doch lieber.

Schließlich trat Rhian vor das Portal und erblickte dort ihren Verlobten, wie dieser auf einem wunderschönen Apfelschimmel saß und offensichtlich auf sie zu warten schien. Direkt neben ihm konnte Rhian einen leichten Wagen erkennen, welcher von nicht minder hübschen Pferden gezogen wurde und in dem sie wohl Platz zu nehmen hatte. Wie schade eigentlich. Denn viel lieber hätte sie sich hinter ihrem Zukünftigen auf dessen Pferd geschwungen. Und als hätte Cahir ihre Gedanken gelesen, streckte der Bärtige Rhian seinen Arm entgegen, so dass sie ihre Hand in die seinige legen konnte, um sich so von Cahir auf den Rücken des Apfelschimmels zu ziehen.

“Vielen Dank mein Gebieter.“

Murmelte sie mit leiser Stimme, ohne dabei ihre Lippen nennenswert zu bewegen. Da trat der Apfelschimmel auch schon an und Rhian schlang ihre Arme um die Hüften ihres Zukünftigen, bevor sie sich leicht gegen ihn schmiegte. Die Wärme seines Körpers spürte und bemerkte wie sie alleine dadurch errötete. Durch langsames ein und wieder ausatmen gelang es ihr, ihre Selbstbeherrschung zurück zu erlangen. Während der Apfelschimmel sicheren Schrittes voran schritt und die Menschenmenge ihnen bereits auf dem Weg in Richtung eines wunderschönen Eichenhains zujublte. Offensichtlich sollte in diesem Eichenhain die Zeremonie stattfinden. Denn dort waren Bänke aufgestellt worden, welche allesamt bereits besetzt waren. Die übrigen Gäste hatten es sich mit Decken auf dem weichen Gras bequem gemacht und jubelten dem zukünftigen Paar begeistert zu.

“Die Vereinigung der jungfräulichen Jägerin und des Hirschkönigs.“

Wisperte die Jungpriesterin mit leiser, gar andächtiger Stimme. Während man den Halbmond der Göttin deutlich auf ihrer Stirn erkennen konnte. Ja, sie gehörte der Göttin und in ein paar Augenblicken auch dem bärtigen Briganten; ihrem zukünftigen Ehemann. Die Hufe des Pferdes raschelten leise im Gras und Rhian schenkte den Menschen die zum heiligen Eichenhain strömten ein sanftes Lächeln. Bevor ihr Zukünftiger den Apfelschimmel auch schon zügelte und sich aus dem Sattel schwang, so dass Rhian leicht schwankte. Nein, sie würde jetzt garantiert nicht vom Pferd purzeln. Stattdessen ließ sie sich von Cahir vom Rücken des Pferdes helfen und stand im nächsten Moment sicher an seiner Seite. Wie groß ihr Verlobter war, wurde Rhian wieder einmal bewusst. Und wie stattlich und stark er aussah. Eines der Kinder griff nach den Zügeln des Pferdes, nachdem Rhian diesem noch einmal über den Hals gestreichelt hatte, und führte das Pferd in Richtung des Ufer, um es dort an einem Holzgeländer anzubinden.

Rhian blickte unterdessen immer wieder zu Cahir empor. Wie in ihrer Vision, geisterte es ihr in diesem Moment durch den Kopf. Die Göttin hatte sie nicht getäuscht und würde hoffentlich weiterhin über sie wachen.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Cahir - 08-10-2024

Lange mussten wir nicht herumstehen, bis auch unter Jubel meine Tante und Cousine eintrafen. Mutter allerdings konnte nicht kommen, da sich seit dem Fest ihr Zustand dramatisch verschlechtert hatte und sie nicht stark genug für diese Strapazen war. Ich würde nach ihr sehen, wenn wir von der Zeremonie zurückkehren würden.

Es waren vielleicht noch eine halbe Stunde bis zum Zenit der Sonne, wenn die Zeremonie anfangen würde. Die Bewohner Isuriums begannen bereits damit lange Zweige in einem großen Kreis um die Eiche auszulegen, die bei der Zeremonie einen heiligen Kreis bilden würden und schön langsam war auch die ganze Stadt eingetroffen. Es wurde ernst.

Brenna und ihre Mutter mischten sich unters Volk und unterhielten sich noch mit ein paar Händlern über alltägliche Dinge, während ich bereits den Druiden auf einer Bank im Schatten der Eiche erspähte. Ich hatte zwar mit Cathbad gerechnet, aber Colla war mir auch nicht unbekannt. Wir hatten uns schon wenige Male davor gesehen bei besonderen Anlässen. Auch dieses Mal schien er einen Lehrling dabei zu haben. 

Wie alle Druiden war Colla sehr auf Respekt versessen und daher leicht zu besänftigen. "Lass uns dem Druiden erstmal aufwarten" sagte ich mit einem Zwinkern und holte von einem der Festtische einen Krug Bier und etwas von den köstlichen Nussküchlein, die mit viel Honig gebacken wurden. 

Mit den Gaben beladen machte ich mich auf den Weg und verbeugte mich leicht vor dem Druiden, ehe ich sie ihm anbot. "Meister Colla, es ist mir eine Ehre, dass du dich heute um Rhian und mich kümmerst. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?" Hoffentlich war ich genug öffentlich zu Kreuze gekrochen vor dem alten Druiden, damit er seine Arbeit gut machte und die Götter uns segneten.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Rhian - 08-10-2024

Automatisch ob sich Rhians Kopf an, als unter lautem Jubel die Tante ihres Verlobten und seine Cousine eintrafen. Mit Brenna verstand sich Rhian ausgesprochen gut und so huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Nur leider konnte Rhian nirgendwo die Mutter ihres Zukünftigen erblicken. Hatte sich ihr Gesundheitszustand derart verschlechtert, dass sie an der Zeremonie nicht teilnehmen konnte? Ein fragender Blick flog in Richtung ihres Zukünftigen. Würde er ihr diese unausgesprochene Frage beantworten? Doch zuerst einmal blieb Rhian artig an Cahirs Seite, während sie beobachten konnte, wie die Sitzmöglichkeiten immer weniger wurden, da sich die Menschen regelrecht auf die Zehen stiegen, um bei dieser Zeremonie anwesend zu sein.

Als die Bewohner Isuriums begannen lange Zweige in einem großen Kreis um die Eiche auszulegen, betrachtete Rhian diese Handlungen gar fasziniert. Gehörte dies alles zur bevorstehenden Zeremonie ..dem Ritual? Als Brenna und ihre Mutter in einiger Entfernung an Rhian und ihrem Verlobten vorübergingen, widerstand die Jüngere ihre Hand zu einem winken zu heben. Oh nein. Das ziemte sich nicht für die zukünftige Gemahlin des Brigantenprinzen. So atmete die Jungpriesterin tief durch. Als auch sie den Druiden auf einer Bank sitzend erblicken konnte. Nein, diesen Druiden kannte sie nicht. Sie kannte lediglich Cathbad, der ihr einst eingeschärft hatte, dass die Priesterinnen den Druiden gehorchen mussten. Und dies hatte Rhian getan, in dem sie sich in Begleitung der Falken auf die Reise in den Norden begeben hatte. Um dort ein zukunftsträchtiges Bündnis mit den Briganten einzugehen. Hoffentlich würde sie Cahir lieben können und hoffentlich würde er sie gut behandeln.

Schweigend folgte Rhian ihrem Zukünftigen, als dieser von einem der Festtische einen Krug Bier und etwas der leckeren Nussküchlein holte. Mit den Gaben in den Händen trat ihr Verlobter an den Druiden heran und Rhian verharrte an seiner Seite.

“Weißt du wie dieser Druide heißt? Mir ist er nicht bekannt.“

Murmelte Rhian leise an Cahir gewandt, so dass es nur er hören konnte und keinesfalls der Druide oder sein Begleiter. Auch Rhian verneigte sich schließlich vor dem Druiden und berührte mit ihren Fingerspitzen ihre Stirn, ihre Lippen und ihre Brust. Dann schwieg sie jedoch, als Cahir das Wort ergriff und die Gaben darbrachte. Hoffentlich wusste dieser Druide was er später zu tun hatte.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Druide - 08-10-2024

Colla der Erhabene

So alt Colla war, dennoch hatte er noch gute Ohren, und als er die Frage der Braut hörte, richtete er seinen gütigen Blick schmunzelnd  auf die junge Frau. Sie trug das Mondzeichen, also hätte sie eine Priesterin werden sollen. Welche Geschichte sich dahinter verbarg, wusste der Druide. Aber er war nicht wie Cathbad, der mit Kriegern und der Macht spielte wie ein Herr mit seinen Hunden. Er wünschte den jungen Leuten von Herzen Glück.

"Sei gegrüßt, Prinz Cahir, Segen für dich, Prinzessin Rhian", sprach er und deutete seinem Schüler an, dass er Küchlein und Bier entgegen nahm:
"Vor der Zeremonie esse ich besser nichts mehr. Alten Leuten schlägt das gute Essen auf den Magen. Mein Schüler Calgo wird alles verstauen" 
Das tat der Junge.

Mittlerweile war die Sonne in den Zenit gestiegen. Der Druide schaute den Schüler an, dieser nickte und sprach: "mat - der rechte Augenblick, Meister"
Der Kreis aus Eichenzweigen war geschlossen, und die Gäste befanden sich darin. Bis zum Ende des Rituals würde er nicht geöffnet werden und ihn keiner verlassen.
 
Colla stand mit Hilfe von Calgo auf. Beide waren barfuß, doch ihre Fußsohlen waren abgehärtet wie
gegerbtes Leder. Meister Colla schritt zum geschmückten Altar. Sein Schüler trug ihm seinen Stab hinterher, und als er angekommen war, stieß er ihn dreimal auf den Boden. Es gab kaum ein Geräusch im weichen Gras, aber allein die Geste genügte, damit Stille einkehrte:

"Ich rufe den Guten Gott, ich rufe die Erdmutter- Königin,  ich rufe euch! 
Ich rufe Hirschkönig und die Jungfräuliche Jägerin!
Ich rufe den Himmel, ich rufe die Erde,
ich rufe Eiche und Stechpalme,
Woge und Welle, Mond und Sonne!

beschwor der alte Druide mit überraschend kräftiger Stimme die alten Mächte.

Denn dies hier war eine Königshochzeit, und damit gleichzeitig Heilige Hochzeit, hieros gamos. Die Götter selbst, der Dagda und die Morrigu würden im Gattenbett beieinander liegen. Man erwartete gute Ernten und Kindersegen bei Mensch und Vieh aus dieser großen Verbindung.

"Wir sind zusammen getreten an diesem Altar, um die Verbindung von Prinz Cahir, Sohn von König Anathor und Königin Cerivellana  vom Volk der Brigantes und und Prinzessin Rhian, Tochter der Königin  Angharad und König Rhydderich vom Volk der Silures zu besiegeln"


Der Druide sah nun Rhian an. Er sah die hübsche junge reich geschmückte Prinzessin mit dem rotbraunen Haar, das glänzte wie reife Kastanien, aber er sah auch die künftige Landesmutter:

"Die Erde bringt Wasser und Brot hervor. So teile beides, Rhian von den Silurern, mit deinem zukünftigen Gemahl!"




RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Rhian - 08-10-2024

Eigentlich hatte Rhian den Eindruck gehabt, ihre Worte äußerst leise ausgesprochen zu haben. Doch offensichtlich hatte der Druide noch sehr feine Ohren, denn sein gütiger Blick ruhte auf einmal auf der Jungpriesterin und Rhian spürte wie sie leicht errötete. Schweigend wartete Rhian neben ihrem Zukünftigen, als der Druide sie beide mit begrüßenden Worten willkommen hieß. Die Gaben ihres Verlobten nahm der Begleiter des Druiden an sich, während Rhian bei den Worten des Druiden sachte schmunzeln musste. Doch schließlich zog die Sonne über den Zenit und warf ihre langen Schatten voraus, so dass sich Rhians Blick unwillkürlich gen Firmament wandte. Genau in diesem Moment erhob der Begleiter des Druiden seine Stimme und erklärte, dass der rechte Augenblick  gekommen wäre.

Kurz atmete Rhian tief durch, wie um ihr wild galoppierendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Als sie sich von Cahir näher an den Altar führen ließ. Absolute Stille war zu vernehmen. Selbst das rascheln der Blätter und das leise säuseln der Grashalme hatte sich zur absoluten Stille herab gesenkt. Der Druide stieß seinen Stab dreimal in den Boden und Rhian spürte wie sich die Luft um sie herum veränderte. Spürte ein sanftes vibrieren und SAH feinste Partikel in der Luft schweben. Und dann war es Collas Stimme die volltönend erklang und die Guten Götter anrief. Den Hirschkönig und die Jungfräuliche Jägerin. Bei dieser Nennung schielte Rhian unwillkürlich gen ihres Verlobten. Diese Zeremonie würde nach römischen Tradition abgehalten werden und nicht nach den alten Riten. Sehr zum bedauern der jungen Rhian. Auch wenn sie sich ihre Gedanken, zumindest diese Gedanken, nicht anmerken ließ.

Als der Druide die beiden Verlobten persönlich ansprach, hob sich Rhians Blick an und heftete sich direkt auf das Gesicht des Druiden. Für sie war es noch immer äußerst surreal, dass sie nun Prinzessin Rhian sein sollte. Bis vor kurzem war sie noch Tochter der Göttin und Schwester der geweihten Priesterinnen an der Quelle. Nachdem Colla das Wort direkt an sie richtete und sie aufforderte Wasser und Brot mit ihrem Verlobten zu teilen, atmete Rhian erneut tief durch. Das Kleid saß auf einmal viel zu eng und schnürte ihr regelrecht die Luft ab. Doch dann wandte sie sich anmutig an ihren Zukünftigen und nahm den Brotlaib. Ein Stück riss Rhian ab und hielt jenes ihrem Gemahl entgegen. Würde er es aus ihren Fingern nehmen oder jenes selbst ergreifen? Genauso verfuhr sie mit dem Krug Wasser. Erst als ihr Gemahl gestärkt war, sprach sie die Segensformel.

“Zum Leben gehört vor allem Wasser und Brot.
Nehmt beides an aus meinen Händen,
so gibt es niemals Not.“



RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Cahir - 08-10-2024

Nachdem der Kreis geschlossen war, wurde die Menge leiser und als sich der Druide erhob und anfing zu sprechen, hätte man eine Nadel fallen hören können. Selbst ich war ein wenig nervös, obwohl ich diese Zeremonie schon öfter gesehen hatte und wusste, was passieren würde. 

Die Götter waren angerufen und als nächstes war es an Rhian den Anfang zu machen. Ich nahm das Brot aus Rhians Hand und aß es, ehe ich es mit einem Schluck des Wassers runterspülte, das ich aus ihrer Hand empfing. 

"Ich danke der göttlichen Erdenmutter für ihre großzügigen Gaben. Dank ihrer Liebe will ich niemals dürsten oder darben." antwortete ich auf Rhians Vers, ehe ich es ihr gleich tat und ihr ebenfalls ein Stück Brot abriss und es ihr hinhielt, ehe ich ihr dann den Krug reichte. Ich wiederholte die Segensformel für Rhian.

Nachdem dieser Teil erledigt war, holte ich ein kunstvoll geflochtenes dunkelblaues Band hervor und legte es auf den Altar, damit der Druide uns aneinanderbinden konnte. Und danach würde ich den Anfang mit meinem Schwur machen müssen. Ich war kein guter Redner, aber ich würde es schon irgendwie schaffen.


RE: Die Hochzeit von Rhian und Cahir - Rhian - 08-10-2024

Eine gar andächtige Stille hatte sich ausgebreitet, so dass Rhian ihren trommelnden Herzschlag allzu deutlich in ihren Ohren widerhallen hören konnte. Oh ja die junge Frau, beinahe noch ein Mädchen war aufgeregt. Sehr sogar. Nervösität und Unsicherheit paarten sich mit ihrer Aufregung, die ihre Finger leicht zittern ließen. Nachdem die Götter angerufen waren, war es an Rhian ihrem Verlobten das Brot und das Wasser zu reichen. Hoffentlich würde sie nun keinen Fehler machen, so dass ihre Finger zu sehr zitterten und er ihr in den Finger biss. Bei diesem Gedanken huschte dann ein feines Lächeln über Rhians Lippen. Bevor sie sich auch schon zu Beherrschung rief und Cahirs Stimme lauschte. Jener Stimme, die ihr einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln ließ. Doch bestimmt konnte er auch herrisch und bedrohlich klingen, wenn es darum ging, seine Feinde von seinen Ländereien zu vertreiben.

Der großen Göttin sei gedankt, war es nun an Rhian, die gesegneten Gaben aus den Händen ihres Zukünftigen entgegen zu nehmen. Vorsichtig kostete sie von dem Brot und spülte jenes mittels des Wassers aus dem Krug hinunter. Das Wasser schmeckte anders, nicht so wie in ihrer einstigen Heimat und auch nicht so wie an der Quelle. Kurz blitzte das Bild ihrer Schwestern vor ihrem inneren Auge auf und Rhian spürte eine sanfte Wärme in sich empor kriechen. War das die Berührung ihrer Schwestern oder gar der Göttin höchstselbst? Der Krug wurde Rhian von dem Begleiter des Druiden aus den Händen genommen. Bevor es nun an Cahir war, ein dunkelblau, geflochtenes Band hervor zu holen, welches Rhian ehrfürchtig bestaunte. Jenes Seil wäre es, welches sie beide für immer und auf ewig aneinander binden würde.

Die Menschenmenge hielt während dem offiziellen Teil regelrecht die Luft an, selbst das kleinste Kleinkind weinte nicht oder quengelte. Allesamt beobachteten gebannt die Zeremonie, welche die Prinzessin aus dem Süden, an den Prinzen aus dem Norden binden würde.