Eigentlich hatte Rhian den Eindruck gehabt, ihre Worte äußerst leise ausgesprochen zu haben. Doch offensichtlich hatte der Druide noch sehr feine Ohren, denn sein gütiger Blick ruhte auf einmal auf der Jungpriesterin und Rhian spürte wie sie leicht errötete. Schweigend wartete Rhian neben ihrem Zukünftigen, als der Druide sie beide mit begrüßenden Worten willkommen hieß. Die Gaben ihres Verlobten nahm der Begleiter des Druiden an sich, während Rhian bei den Worten des Druiden sachte schmunzeln musste. Doch schließlich zog die Sonne über den Zenit und warf ihre langen Schatten voraus, so dass sich Rhians Blick unwillkürlich gen Firmament wandte. Genau in diesem Moment erhob der Begleiter des Druiden seine Stimme und erklärte, dass der
rechte Augenblick gekommen wäre.
Kurz atmete Rhian tief durch, wie um ihr wild galoppierendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Als sie sich von Cahir näher an den Altar führen ließ. Absolute Stille war zu vernehmen. Selbst das rascheln der Blätter und das leise säuseln der Grashalme hatte sich zur absoluten Stille herab gesenkt. Der Druide stieß seinen Stab dreimal in den Boden und Rhian spürte wie sich die Luft um sie herum veränderte. Spürte ein sanftes vibrieren und SAH feinste Partikel in der Luft schweben. Und dann war es Collas Stimme die volltönend erklang und die Guten Götter anrief. Den Hirschkönig und die Jungfräuliche Jägerin. Bei dieser Nennung schielte Rhian unwillkürlich gen ihres Verlobten. Diese Zeremonie würde nach römischen Tradition abgehalten werden und nicht nach den alten Riten. Sehr zum bedauern der jungen Rhian. Auch wenn sie sich ihre Gedanken, zumindest diese Gedanken, nicht anmerken ließ.
Als der Druide die beiden Verlobten persönlich ansprach, hob sich Rhians Blick an und heftete sich direkt auf das Gesicht des Druiden. Für sie war es noch immer äußerst surreal, dass sie nun Prinzessin Rhian sein sollte. Bis vor kurzem war sie noch Tochter der Göttin und Schwester der geweihten Priesterinnen an der Quelle. Nachdem Colla das Wort direkt an sie richtete und sie aufforderte Wasser und Brot mit ihrem Verlobten zu teilen, atmete Rhian erneut tief durch. Das Kleid saß auf einmal viel zu eng und schnürte ihr regelrecht die Luft ab. Doch dann wandte sie sich anmutig an ihren Zukünftigen und nahm den Brotlaib. Ein Stück riss Rhian ab und hielt jenes ihrem Gemahl entgegen. Würde er es aus ihren Fingern nehmen oder jenes selbst ergreifen? Genauso verfuhr sie mit dem Krug Wasser. Erst als ihr Gemahl gestärkt war, sprach sie die Segensformel.
“Zum Leben gehört vor allem Wasser und Brot.
Nehmt beides an aus meinen Händen,
so gibt es niemals Not.“